Die leere Wiege
[739] Die leere Wiege. (Zu dem Bilde S. 721.) Das Begräbnis ist vorüber, der kleine Sarg im Erdenschoß verschwunden, und die heimgekehrten Eltern, schlichte Arbeitsleute, sitzen noch ein Weilchen still vor der Wiege, die nun leer steht und die vorher so viel des Glückes und dann so viel des Leids für sie barg. Der junge Vater, der zum Gebet die Hände gefaltet hat, starrt bedrückt vor sich hin. Hier vor der Wiege, aus der ihm das herzige Kind die Aermchen so oft freudig entgegenstreckte, wird er sich des jähen Verlusts in seiner ganzen Herbheit inne. Die abgehärmte Mutter greift sehnsuchtsvoll nach dem Leinen, auf dem noch vor kurzem der blasse Liebling ruhte: ihr ist das Liebste gestorben, was sie auf der Welt besaß, das verraten die müd’ gemeinten Augen und die ganze kummervolle Haltung, die doch zugleich auch wieder eine so rührende Geduld ausspricht.