Die heiligen drei Könige (Erk, Variante 3)

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Titel: Die heiligen drei Könige
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aus: Deutscher Liederhort,
S. 177–179
Herausgeber: Ludwig Erk
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[177]
50c. Die heiligen drei Könige.
1.
Mit Gott so wöllen wir loben und ehrn

die heilig drei König mit ihrem Stern.

2.
Der sicht herfür so sichtbarleich,

gen Jerusalem so wunderleich.

3.
Sie zugen dahin mit großer Macht,

sie kamen zu Herodes bei finster Nacht.

4.
Herodes fragt die Herren so frei:

„Seind euer zween oder drei?“

5.
Herr Caspar ihm die Antwort gab:

‚‚‚Wir ziehen wol über den Berg herab.‘‘‘

6.
„Sich lieben mein Herren, wo wollt ihr hin?

oder wo steht hin euer Sinn?“

7.
‚‚‚Wir suchen den Herren Jesus Christ,

der an dem End geboren ist.‘‘‘

[178]
8.
Herodes sprach aus einem Tratz:

„Wie ist es nur der hinder so schwarz?“

9.
Sie sprachen: ‚‚‚Er ist uns wol bekannt,

er ist wol aus dem Mohrenland.‘‘‘

10.
Sie zogen dahin gen Bethlehem ein,

sie funden das Kindlein im Krippelein.

11.
Sie funden ein Esel und ein Rind,

und Maria mit ihrem Kind.

12.
Der Joseph bei der Wiegen saß,

und der auch schier erfroren was.

13.
Er zündet ein kleines Feuerlein

und kocht dem Kindlein ein Müselein,

14.
Und streicht ihms mit dem Finger ein:

„O Jesu, liebes Herrle mein!“

15.
Der Joseph sprach mit großer Eil:

„Lieben Herrn, sitzt nieder und rast ein Weil!“

16.
‚‚‚Es ist uns durch den Engel bekannt,

wir sollen nit bleiben in Herodes Land.‘‘‘

17.
Da sprach der Joseph aber zu ihn:

„Wöllt ihr nit bleiben, so haut halt hin!“

18.
Sie zogen dahin wol wieder gen Chaim,

ein andern Weg wiederum heim.

19.
Herr Melcher in dem grauen Bart:

‚‚‚Potz Glut, potz Darm, wie dürst mich so hart!‘‘‘

20.
Sie kamen in ein Haus hinein,

sie funden weder Brot noch Wein.

21.
‚‚‚So seind wir doch vom finstern Stern,

wir essen und trinken und zahlens nit gern.

22.
‚‚‚Und wöllt ihr uns erkennen,

wir dörfen uns wol nennen:

[179]
23.
‚‚‚So seind wir doch des weisen Rath

von Chaimung aus der werthen Stadt.

24.
‚‚‚Nun gebt uns schier und laßt uns gahn!

das steht euch erbarleichen an.

25.
‚‚‚Gebt uns ein Gulden oder zween,

damit wir mögen zum Weine gehn.

26.
‚‚‚Und gebt uns aus dem Läftelein,

darin gut Daler und Patzen sein.

27.
‚‚‚Wir lassen euchs noch wol leichter,

Und gebt uns nur zwölf Kreuzer!

28.
‚‚‚Wir wöllen das Geld gar wol anlegen,

wir wöllens um lauter Speis ausgeben.

29.
‚‚‚Wir stehn auf einem Lilgenblatt,

Gott geb euch Allen ein gute Nacht!

30.
‚‚‚Man hat uns erbarleichen geben,

Gott laß euch das Jahr mit Freuden aus leben!

31.
‚‚‚Wenn wir aufs Jahr herwieder kommen,

daß wir euch Alle mit Freuden funden,

32.
‚‚‚Wol hie zu diesen Zeiten!

Der Stern muß weiter leuchten.       Amen.‘‘‘

(Flieg. Bl. 8. 8 Bl. „Drey Geistliche Lobgesang von den Heyligen drey König, Das recht new Jar damit anzusingen.“ etc. Das 3. Lied. Am Ende: „Gedruckt zu Regenspurg, durch Hans Burger 1566.“

1. Sicht, sieht. – 2. sichtbarleich, ältere Form für: sichtbarlich. – Tratz, vgl. S. 177. – 12. was, war. – 17. aber, wieder, abermals. – 18. Chaim, Chaimung (im alten Drucke steht: Caimung), weisen vielleicht auf das hebr. Wort Kædem, der Morgen, das Morgenland (vgl. Matth. II, 1.) hin. – 21. Vgl. das Goethesche Lied: Epiphanias. Zu dem „Specimen tertium Parœmiarum Historicarum“ etc. (Giessen, 1718. 4.) wird als Sprichwort aufgeführt: „Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, die fressen und saufen und bezahlen nicht gern.“ – 26. Läftelein, die Lafften, das Lafftl, die Schachtel.