Die heiligen drei Könige (Erk, Variante 2)

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Titel: Die heiligen drei Könige
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aus: Deutscher Liederhort,
S. 175–177
Herausgeber: Ludwig Erk
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[175]
50b. Die heiligen drei Könige.


Mäßig. Mel. nach dem Paderbornschen Gesangbuch. 1616.
Noten
Noten


1.
Mit Gott so wöllend wir loben und ehrn

die heilgen drei König mit ihrem Stern.

2.
Sie ritten daher in schneller Eil,

in dreißig Tagen vierhundert Meil.

3.
Sie kamen in Herodis Land,

Herodes was ihn unbekannt.

4.
Sie zohen für Herodis Haus,

Herodes sahe zum Fenster raus:

5.
„Ihr meine lieben Herren, wo wöllt ihr hin?“ –

‚‚‚Gen Bethlehem steht unser Sinn,

6.
‚‚‚Da ist geborn ohn alles Leid

ein Kindlein von einer reinen Maid.‘‘‘

7.
Herodes sprach aus großem Trotz:

„Ei warum ist der hinter so schwarz?“

8.
‚‚‚O lieber Herr, er ist uns wol bekannt,

er ist ein König im Mohrenland.

9.
‚‚‚Und wöllend ihr uns recht erkennen,

wir dörfend uns gar wol nennen:

[176]
10.
‚‚‚Wir seind die König vom finstern Stern

und brächtend dem Kindlein Opfer gern,

11.
‚‚‚Myrrhen und Weihrauch und rothes Gold;

wir seind dem Kindlein ins Herz nein hold.‘‘‘

12.
Herodes sprach aus Uebermuth:

„Bleibend hienacht bei mir und nehmend für gut!

13.
„Ich will euch geben Heu und Streu,

ich will euch halten Zehrung frei.“

14.
Die heilgen drei König thaten sich bsinnen:

‚‚‚Fürwahr wir wöllend jetzt von hinnen!‘‘‘

15.
Herodes sprach aus trutzigem Sinn:

„Wöllt ihr nicht bleiben, so fahrend hin!“

16.
Sie zohend über den Berg hinaus,

sie fundend den Stern stehn ob dem Haus.

17.
Sie traten in das Haus hinein,

sie fundend Jesum in dem Krippelein.

18.
Sie gabend ihm ein reichen Sold,

Myrrhen und Weihrauch und rothes Gold.

19.
Joseph bei dem Krippelein saß,

bis daß er schier erfroren was.

20.
Joseph nahm ein Pfännelein

und macht dem Kinde ein Müselein.

21.
Joseph der zohe seine Höselein aus

und machet dem Kindlein zwei Windelein draus

22.
„„Joseph, lieber Joseph mein,

hilf mir wiegen mein Kindelein!““

23.
Es warend da zwei unvernünftige Thier,

sie fielend nieder auf ihre Knie.

24.
Das Oechslein und das Eselein

die kanntend Gott den Herren rein.       Amen.

[177]
Danksagung nach empfangener Gab oder Schankung.
25.
Man hat uns ehrentleichen geben,

der liebe Gott laß euch mit Freuden leben!

26.
Wir standen auf eim Gilgenreis,

Gott geb euch Allen das Himmelreich!

27.
Wir standen auf eim Gilgenblatt,

Gott geb euch Allen ein seligen Nacht!       Amen.

(Flieg. Bl. 8. 4 Bl. „Ein schönes Lied, auff der heyligen drey König tag zusingen.“ etc. Mit einem Holzschnitt. Wahrscheinlich um die Mitte des 16. Jahrh. gedruckt. – Dasselbe Lied nach einem etwas späteren Druck des Friedrich Gutknecht in Nürnberg s. in B. J. Docen’s „Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur. I. Bd. 2. Ausgabe. München, 1809.“ S. 276.)

3. Was, war. – 7. Tratz, mhd. traz, Neckerei, Aergerniß. – 12. hienacht, mhd. hienaht (hie naht), diese Nacht. – 26. Gilgenreis, Lilienreis; mhd. gilege, Lilie. – 27. Nacht auch im mhd. (naht) f. u. m. gen.