Die deutsche Stadt im Kranz der Linden

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Die deutsche Stadt im Kranz der Linden
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 25–27
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[25]

19.
Zur Erinnerung
an das III. Deutsche Turnfest 1863.


     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Die deutsche Stadt im Kranz der Linden, sie hat so manches Fest geseh’n; sie prangte oft [26] in Laubgewinden und ließ im Wind die Fahnen wehn; es wallte durch die alten Gassen im Blumenregen mancher Zug, dem aus den dichtgedrängten Massen ein Jubelruf entgegenschlug.

     2. Zu uns’rem Innersten gesprochen hat mancher stolze Ehrentag; er ließ die Herzen rascher pochen, beflügelnd aller Pulse Schlag. Wir haben Herrlichstes erfahren und uns gesonnt im Siegesstrahl, doch wie vor fünfundzwanzig Jahren, so war es nur das eine Mal!

     3. Wir sah’n das Fest in Jugendtagen, und unvergessen ist es doch; wir werden singen, werden sagen von diesem Fest als Greise noch. Gedenke sein – die Augen leuchten begeistert, froh und jugendlich; gedenke sein – die Augen feuchten in wunderlicher Rührung sich!

     4. Wir sahen sie geschäftig immer, besonnen, nüchtern, ernst und platt – nun lag ein idealer Schimmer verklärend auf der Vaterstadt, und sie im Fühlen und im Handeln, wie einen Baum in Mark und Saft, mit einem Schlage umzuwandeln, gelang dem Fest der Turnerschaft.

     5. Da gab es Weise nicht und Thoren, kein Jung und Alt, kein Arm und Reich; ein Jeder ging sich selbst verloren und Alle, Alle waren gleich. Es haben der Begeist’rung Kerzen geflammt in Hütte wie Palast, und in dem allerdürrsten Herzen war das Gefühl ein lieber Gast.

     6. Ob Leipzig größer war im Leiden, wenn schwere Zeit ihm Schwingen lieh, - das mögen Wissende entscheiden, doch liebenswerter war es nie, als damals, wo es im Gemüte, die sich bisher so scheu versteckt, der lautersten Empfindung Blüte an ihrem Veilchenduft entdeckt.

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     7. Die Stadt war wieder zu erkennen, ob mühsam auch – die Menschen kaum, ein Märchen war es fast zu nennen, ein Frühlings- und ein Jugendtraum; und so, von Märchenduft umflossen sinkt, unversehrt vom Hauch der Zeit, erst mit dem letzten Festgenossen das Fest in die Vergessenheit.