Die beiden Schwarzen
Zween Schwarze lebten einst, verdammt zur Sklaverey,
Dem stolzen Spanier und ihrem Schicksal treu.
Sie waren beide jung, und bey dem Freundschaftstriebe
Empfanden sie zugleich die Stärke gleicher Liebe.
Nie reizender gesehn, war beider Gegenstand.
Als Sklavinn lebte sie bey einem Herrn mit ihnen;
Und jeder wünscht allein ihr Herz sich zu verdienen,
Und trug in jedem Blick ihr seins bescheiden an.
Allein, ich wähle nicht, um keinen zu betrüben:
Vergleicht euch, und alsdann will ich nur einen lieben.
Ein trauriger Vergleich, für beide stets zu schwer!
Denn jeder liebte sich bey diesem Glück zu sehr,
Und die er schon gehofft, dem Andern lassen sollte.
Dieß kann er nicht. Allein bey aller Zärtlichkeit,
Besaß ein jeder auch, zu viel Rechtschaffenheit,
Als daß, so lang ihn nicht sein Freund selbst überredte,
So blieb in langer Zeit, des Ausgangs ungewiß,
Zum Unglück jeglicher des Andern Hinderniß,
Und still ertrugen sie die Quaal feindselger Triebe,
Die Quaal der Eifersucht, der Redlichkeit und Liebe,
Mit Thränen, die das Haus selbst weinend machten, an;
Mit Thränen, wie sie da zween Brüder treu vergiessen,
Die sich im Unglück sehn und keine Rettung wissen.
Nach oft gefühlter Pein, und unentschiednem Streit
Und als sie einst mit ihr betrübt im Grünen sitzen,
Wird ihre Liebe Wuth. Zu schwach, sich zu beschützen,
Bewilligen sie schnell den schrecklichsten Verlust,
Und jeder stößt den Dolch in der Geliebten Brust.
Er kam. Hier lagen sie, umarmten ihre Schöne,
Beweinten ihren Tod, sahn sich noch einmal an,
Und thaten schnell an sich, was sie an ihr gethan.
Von mancher That, die die Natur entehrte,
Der in ein Laster sich verkehrte,
Bloß, weil er ungebildet blieb.