Der ungerathne Sohn
Ein Vater war, wie viele Väter,
Mit einem wilden Sohn geplagt.
Nichts Thörichtes, nichts Kühnes ward gewagt,
Johann, sein Sohn, war allemal der Thäter.
Bey Ehren in der Stadt zu bleiben,
Schickt ihn, um ihm den Kützel zu vertreiben,
Zwey Jahre nach Amerika;
So sauer auch die liebe Mutter sah.
Und wer war ärger, als Johann?
Der Vater und des Vaters Brüder,
Beschlossen endlich, Mann für Mann,
Daß, weil er nicht gehorchen wollte,
Der ausgelaßne Sohn ward also ein Soldat.
Und dieß war auch der beste Rath;
Denn was nun auch die Leute sagen,
Die diesem Stand nicht günstig sind:
Von einem Herrn oft klug geschlagen,
Der, Trotz der Scherpe, die er trug,
Nicht weiser war, als der, den er vernünftig schlug.
Doch diese Zucht ward auch vergebens unternommen.
Der Hauptmann ließ den Vater kommen;
„Nehmt Euern Sohn zurück, ich ziehe nichts aus ihm.“
Nun wird er wohl den Wildfang niemals zähmen.
Und eh vier Wochen noch vergiengen,
War sein Johann fromm, wie ein Kind.
Wie? ließ er ihn ins Zuchthaus bringen?
Ich dachte gar. Warum nicht lieber auf den Bau?
Er gab ihm eine böse Frau.