Die beiden Hunde
[86] Die beiden Hunde.
Daß oft die allerbesten Gaben
Die wenigsten Bewundrer haben,
Und daß der größte Theil der Welt
Das Schlechte für das Gute hält;
Allein wie wehrt man dieser Pest?
Ich zweifle, daß sich diese Plage
Aus unsrer Welt verdringen läßt.
Ein einzig Mittel ist auf Erden!
Die Narren müßten weise werden,
Und seht! sie werdens nimmermehr.
Nie kennen sie den Werth der Dinge.
Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand;
Weil sie das Gute nie gekannt.
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Zween Hunde dienten einem Herrn;
Der Eine von den beiden Thieren,
Joli, verstund die Kunst, sich lustig aufzuführen,
Er holte die verlornen Dinge,
Und spielte voller Ungestüm.
Man lobte seinen Scherz, belachte seine Sprünge;
Seht, hieß es, alles lebt an ihm!
So falsch und boshaft war sein Herz!
Gleich fieng er wieder an zu schmeicheln:
Dann hieß sein Biß ein feiner Scherz.
Er war verzagt und ungezogen;
So blieb ihm doch das ganze Haus gewogen;
Er hieß der lustige Joli.
Mit ihm vergnügte sich Lisette,
Er sprang mit ihr zu Tisch und Bette;
In Schlaf, in Scherz und Lustbarkeit;
Sie aber übertraf ihn weit.
Fidel, der andre Hund, war von ganz anderm Wesen,
Zum Witze nicht ersehn, zum Scherze nicht erlesen,
Gieng öfters auf die Jagd mit aus;
War treu und herzhaft in Gefahr,
Und bellte nicht, als wenn es nöthig war.
Er stirbt. Man hört ihn kaum erwähnen;
Joli stirbt auch. Da fließen Thränen!
Seht! ihn beklagt das ganze Haus.
Die ganze Nachbarschaft bezeiget ihren Schmerz.
So gilt ein Bischen Witz mehr, als ein gutes Herz!