Damokles
[84] Damokles.
Glaubt nicht, daß bey dem größten Glücke
Ein Wütrich jemals glücklich ist;
Er zittert in dem Augenblicke,
Da er der Hoheit Frucht genießt.
Und läßt ihn nichts, als theures Elend, schmecken.
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Als den Tyrannen Dionys
Ein Schmeichler einstens glücklich pries,
Und aus dem Glanz der äußerlichen Ehre,
Daß sein Tyrann unendlich glücklich wäre;
Als dieß Damokles einst gethan,
Fieng Dionys zu diesem Schmeichler an:
So sehr mein Glück dich eingenommen,
Doch schmecktest du es selbst, wie würde dichs erfreun!
Willst du einmal an meiner Stelle seyn?
Von Herzen gern! fällt ihm Damokles ein.
Ein goldner Stuhl wird schnell für ihn herbeygebracht.
Der Hohen größte Herrlichkeiten,
Die Stolz und Wollust ausgedacht.
[85] Von Purpur prangen alle Wände,
Gold schmückt die Tafel aus, im Golde perlt der Wein.
Des hohen Winkes werth zu seyn.
Ein Wort! so fliegt die Menge schöner Knaben,
Und sucht den Ruhm, dieß Wort vollstreckt zu haben.
Von Wollust süß berauscht, von Herrlichkeit entzückt,
O Hoheit! ruft er aus, könnt ich dich ewig schmecken!
Doch ach! was nimmt er plötzlich wahr?
Ein scharfes Schwerdt an einem Pferdehaar,
Das an der Decke hängt, erfüllt sein Herz mit Schrecken;
Nah über seinem Haupte schweben.
Der Glückliche fängt an zu beben;
Er sieht nicht mehr auf seines Zimmers Pracht,
Nicht auf den Wein, der aus dem Golde lacht;
Er hört nicht mehr der Sänger sanfte Weisen.
Ach! fängt er zitternd an zu schreyn:
Laß mich, o Dionys, nicht länger glücklich seyn!