Die Zurückkunft des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Friedrichs des Zweyten

Textdaten
Autor: Collegium Carolinum Cassel
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Titel: Die Zurückkunft des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Friedrichs des Zweyten
Untertitel: Regierenden Landgrafen zu Hessen, Fürsten zu Herßfeld, Grafen zu Katzenelnbogen, Dietz, Ziegenhayn, Ridda, Schaumburg und Hanau etc. etc. Ritter des königl. Groß-Brittannischen Ordens vom blauen Hosenband, etc. etc. Suchet hierdurch in ehrerbiethigster und unterthänigster Freude zu feyren Das Carolinum.
aus: Nr. 3 im Sammelband "Personalia Hessen-Casselischer Fürsten", Bd. 4
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Erscheinungsdatum: 1763
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Erscheinungsort: Kassel
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Quelle: Aufbewahrungsort: Universitätsbibliothek Marburg, Zentralbibliothek, Signatur: 095 VIII B 234 c, 4 Sondermagazin
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Einleitung Bearbeiten

Das folgende Gedicht wurde anlässlich der Rückkehr des Landgrafens Friedrich II. nach Kassel nach Ende des Siebenjährigen Krieges verfasst, in Zuge dessen er nach seinem Amtsantritt im Jahr 1760 mehrmals Hessen verlassen musste und nach Braunschweig ging. In diesem Krieg hatte Friedrich keine bedeutende militärische Rolle gespielt. Die Ernennungen 1756 zum preußischen Generalleutnant und Vizegoverneur von Wesel und 1759 zum General der Infanterie und Vizegouverneur von Magdeburg durch Friedrich den Großen[1] änderten daran nichts, sie sorgten aber für eine Wiedereinreihung in die politische Linie seines Hauses, da er sich 1754 nach seinem Übertritt zum Katholizismus mit seinem protestantischen Vater zerstritten hatte[1]. Trotzdem wird in dem Gedicht eine Lobeshymne auf Friedrich gesungen.
Die Lage in Hessen nach Ende des Siebenjährigen Krieges war desaströs. Im Verlauf waren in Hessen-Kassel dreimal französische Truppen eingefallen, Kassel selbst war viermal erobert und wieder zurückerobert worden[2]. Die vormals wirtschaftlich wichtige Woll- und Leinenindustrie hatte sich nie vom Dreißigjährigen Krieg erholt und die Agrarwirtschaft war durch den Siebenjährigen Krieg auf Grund mehrerer Faktoren stark geschwächt[2]. Zum einen auf Grund der Kontributionen, die in der Besatzungszeit an Frankreich gezahlt werden mussten[1], zum anderen hatte sich der Zahl des Viehs auf ein Drittel der Vorkriegszahl reduziert, was die Feldarbeit beeinträchtigte[2]. Schon im Kriegsverlauf hatte Friedrich II. sich bemüht das Leid und den Hunger in seinem Land zu stillen und hatte trotz seines Bündnisses mit Preußen und England die Verständigung mit Frankreich gesucht[3]. Das Ende des Kriegs war also von der leidenden Bevölkerung stark herbeigesehnt worden.
Als Autor angegeben ist das Carolinum Cassel, eine hohe Schule, die 1709 von Landgraf Karl von Hessen-Kassel gegründet worden war und ursprünglich die Studentenschaft auf das Studium vorbereiten sollte[4].
Es lässt sich vermuten, dass der Verfasser dieses Gedichts Professor Johann Wilhelm Christian Gustav Casparson ist, über den im „Hochfuerstlich-Hessen-Casselschen Staats-und Adress-Calender“ der Jahre 1764 und 1765 ausgeführt wird, er lese „über die Geschichte u[nd] schöne Wissenschaften“[5]. Die Lehre im Bereich der Belletristik ist ein erster Hinweis auf die Autorenschaft Casparsons. Auch wenn er in der Dichtkunst nicht besonders erfolgreich gewesen sein soll, „erfreute er sich [wegen seiner Lobgedichte] der besonderen Gunst des Landgrafen“.[3]
Bei dem folgenden Gedicht handelt es sich um ein Panegyrikus. Auf Grund dieser Lobpreisung der Person des Friedrichs II. kann das Gedicht als Hymne bezeichnet werden. Innerhalb der 14 Strophen, die aus je 8 Versen bestehen, gibt es je zwei Kreuzreime nach dem Reimschema: ababcdcd. Bei dem Metrum handelt es sich um einen vierhebigen Jambus.

Editionsrichtlinien Bearbeiten

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Text Bearbeiten

[1]

Die Zurückkunft

des
Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn

HERRN
Friedrichs
des Zweyten,

Regierenden Landgrafen zu Hessen, Fürsten zu
Herßfeld, Grafen zu Catzenelnbogen, Dietz, Zie-
genhayn, Nidda, Schaumburg und Hanau etc. etc.
Ritter des Königl. Groß-Brittannischen
Ordens vom blauen Hosen-
band, etc. etc.

suchet hierdurch

in ehrerbiethigster und unterthänigster Freude

zu feyren
Das Carolinum.

CASSEL, am   Jänner 1763.


gedruckt von Henrich Schmiedt[6], Fürstlich-Hessischem Hofbuchdrucker.

[3]

Er kömmt, der Wunsch der Nationen,
Er, ohne den der Sonne Licht
Vergebens durch die weiten Zonen
Vom Aufgang bis zum Abend bricht;

5
Er, ohne den die fetten Saaten

Des Himmels Segen nicht erfreut;
Der Friede kömmt! auf, jauchzt, ihr Staaten!
Er kömmt, hüpft Insuln! weit und breit.

Ja, Völker! er ist euch erschienen.

10
O, welch ein Aufzug! welcher Blick!

In des Triumphes stolzen Minen
Herrscht solch ein Pomp nicht, solch kein Glück.
Trophäen! hoch durch Raub und Leichen,
Bleibt reizend für den Krieg und Held;

15
Der Lorbeer welkt. Ein theurer Zeichen,

Der Oelzweig, bringt das Glück der Welt.

Auf! seht, dort kommen sie, die Schaaren,
Noch blitzt im Auge Zorn und Schlacht,
Und noch die Kühnheit in Gefahren,

20
Die, um den Sieg, des Todes lacht.

Das Heer der fürchterlichen Britten,
Mit ihm des Catt-[7] und Welfen[8] Hand;
Sie haben seinen Sieg erstritten,
Der Kampfplatz war ihr seufzend Land.

[4]

25
Komm, Fürst! und bringe nun den Grenzen

Die Ruh, die uns mit Dir entwich.
Sieh! Deiner Krieger Waffen glänzen
Allein um ihren FRIEDERICH.
So giebt Gerechtigkeit und Treue

30
Sich Hand in Hand, schließt Brust an Brust,

Wie heute Dein Soldat aufs neue
Sich um Dich drängt, bey unsrer Lust.

Komm, Fürst! von den befreyten Thoren
Begrüst Dich friedliches Metall;

35
Es schreckt des Bürgers bange Ohren

Nicht mehr der Bombe wüster Knall.
Der Vater singt mit Herz und Zungen
Der neuen Freuden erstes Lied,
Ihm wird vom Kinde nachgesungen,

40
Das, Friede! hört, und Dich jetzt sieht.


Du kömmst, bringt Segen mit, ihr Stunden,
In welchen FRIEDRICH zu uns kömmt!
Der Segen kömmt! schnell ist verschwunden
Der Schmerz, der unsre Brust beklemmt.

45
So drang, als plötzlich der Carthaunen

Gnug ausgelaßner Donner schwieg,
Aus Dampf und Treffen, mit Erstaunen,
Zum frohen Heer, gewisser Sieg.

[5]

Du kömmst! wer preißt im stärksten Psalmen

50
Den GOtt, der uns den Frieden giebt?

Du kömmst; wer reicht die ersten Palmen
Dem Fürsten, den sein Catte liebt?
Du kömmst! wer ist, der sein Verlangen
Nach Dir am besten schildern kann?

55
Du kömmst! wer stimmt, Dich zu empfangen,

Das lieblichste der Lieder an?

O Musen! – Sing’ in den Geschichten
Den Frieden, Clio![9] singe ihn;
Des Fürsten Denkmaal aufzurichten,

60
Mit dem er kam, sey dein Bemühn,

Calliope![10] Führ deine Chöre,
Terpsichore![11] aufs hohe Fest,
Das uns ein Friede, reich an Ehre,
Und FRIEDRICHS Ankunft, feyren läßt.

65
Ja, Musen! euer ist die Wonne,

Ihr Ausdruck, ihrer Feyer Pracht;
Wann hat euch die vergnügte Sonne
Noch einen Tag so schön gemacht?
Es hatten Feind und Krieg die Säyten

70
Auf eurem Götterspiel gedämpft,

Nun sind sie euer, Ruh und Zeiten;
Der Helden Muth hat gnug gekämpft.

[6]

Seht heute in des Fürsten Sälen,
Den Weisen, Künstler und Soldat.

75
Dem Fürsten kann kein Maro fehlen,

Der, wie Roms Herr, Mäcenen hat.
Still! hört hier süße Melodien,
Begeistert durch des Fürsten Ohr,
Von Säyten stark zu Säyten fliehen,

80
Geschaffen durch der Meister Chor.


Mehr wird noch unser Auge schauen.
Sein Wink ruft jede Kunst herbey.
Die Kunst, so schön, wie Rom, zu bauen,
Daß Cassel Sein Berlin einst sey.

85
Die Malerey, mit witz’gen Blicken,

Die Dichtkunst, mit geschäftgem Geist,
Die Schauspielkunst, um zu entzücken,
Durch das, was groß und edel heißt.

Wagt, Musen! wagt die kühnen Tritte,

90
Fühlt euren Werth in edler Brust.

Es folgten dort der Dichtkunst Schritte
Dem weltbeherrschenden August.
Durch Kunst und Wissenschaft sind Prinzen
Das, was ein Landesvater ist;

95
Unglücklichste von den Provinzen!

Die du durch sie nicht glücklich bist.

[7]

Hier, Fürst! wirft uns die Ehrfurcht nieder,
Und hemmt der Worte weitern Lauf;
Doch, Deine Gnade hebt uns wieder

100
Zum Ausdruck unsrer Fühlung auf.

Noch sehn wir Volk mit Völkern streiten;
GOtt! welch ein Schauspiel zeiget sich!
O Glück! zum Bürgen bessrer Zeiten,
Schenkt heute uns der Friede Dich.

105
Ja, sey Trost, Heil, und Glück, und Segen,

Lang für ein auf Dich hoffend Land,
Und bleib uns, wie dem Feld ein Regen,
Des künftgen Reichthums Unterpfand!
Herr! unsrer Feyer fehlt das Leben,

110
Der Krieg nahm unsern Tempel hin;

Gib Du uns, was uns Carl gegeben,
Einst ehrt Dich unser Dank wie Ihn.



  1. a b c Wolf von Both/Hans Vogel: Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel. Ein Fürst der Zopfzeit, München 1973.
  2. a b c Charles Ingrao: The Hessian mercenary state. Ideas, institutions, and reform under Frederick II, 1760-1785, Cambridge 1987.
  3. a b Otto Berge: Die Innenpolitik des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel. Ein Beitrag zur Geschichte des aufgeklärten Absolutismus in Deutschland, Mainz 1952.
  4. Eberhard Mey, Der zukünftige Gelehrte und der Hofmann. Lehrangebot und Studenten am Collegium Carolinum in der Regierungszeit Friedrichs II, in: Heide Wunder u.a (Hrg.), Kassel im 18. Jahrhundert. Residenz und Stadt, Kassel 2000, S. 191-211.
  5. Hochfürstlich-Hessen-Casselscher Staats-u. Adress-Calender auf das Jahr Christi 1764 [1]und Hochfürstlich-Hessen-Casselscher Staats-u. Adress-Calender auf das Jahr Christi 1765 [2].
  6. Hochfürstlich-Hessen-Casselscher Staats-u. Adress-Calender auf das Jahr Christi 1764[3]
  7. Die Catten: Frühe Bezeichnung für deutsches Volk im Großraum Hessen
  8. Hochadelsgeschlecht, zu dieser Zeit im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg vertreten
  9. Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung
  10. Muse der epischen und erzählenden Dichtung
  11. Muse des Tanzes