Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):253
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CCLII verso:
BearbeitenKvnst der truckerey hat sich erstlich in teuetschem lannd in der statt Mayntz am Rhein gelegen im iar Cristi M.cccc.xl.[1] ereuegt.[2] vnnd fueroan schier in alle oerter der werlt außgespreueßt. dardurch die kostpern schetze schrifftlicher kunst vnd weißheit so in den alten bueechern langzeit als der werlt vnbekant in dem grabe der vnwissenheit verborgen gelegen sind herfuer an das liecht gelangt haben. also das vil treffenlicher vnd menschlichem geprauch nottuerftiger vnd nuetzlicher bueecher so ettwen nicht on kleine kostung zeerzeuegen waren. nw zur zeit mit wenig gelts zeerobern sind. vnd wo dise kunst zeitlicher erfunden worden vnnd in wissenheit vnnd geprauch gewesen wer so wern vngezweifelt ettwieuil bueecher Titi liuii Tullii vnd Plinii. vnd andrer hohgelerter lewt auß boesschicklichkeit der zeit nicht verlorn worden. Vnd so nw die erfinder yezuzeiten handwercklicher kunst nit wenig lobs wirdig sind. wer kan denn außsprechen mit was lob. preyse. eren vnd ruom die teuetschen zeerheben seyen die auß irer erleuechten synnreichen schicklichkeit ertrachtet vnd erfunden haben. Dise kunst der truckerey durch die der lang verschloßen prunn vnaußsprechlicher weißheit menschlicher vnnd auch goetlicher kunst in die gemayne außgelaytet wirdt.
Nicolaus perotus von Saxoferrato bischoff zu Siponto[3] ein fuertreffenlicher lerer der heilligen schrift vnd wolgeschickter zierredner hat an dise zeit geraicht vnd ettliche lobwirdige ding in der heilligen schrift gesammelt vnd gar ein schickerlichs bueechlein zu anweysung vnd auffzucht der kinder. vnd sunst andere mer schriften begriffen. vnd ettliche auß kriechischem zu latein gebracht.
Robertus von Licio parfuoßer ordens vnnd bischoff zu Aquila in der heilligen schrifft hohgelert. vnd aller gaistlicher lere zu der kirchen gehoerende gnuogsamlich vnderrichtet vnd ein doctor vnd lerer aller prediger. ist zu disen zeiten von seiner durchleuechtigen vnd wunderperlichen lere vnd predig wegen bey allen Walhen in großen eren vnd achtperkeit gehalten worden. dann er hat zu vnderrichtung der glawbigen vil schoener lere vnd predig in schriften hinder ime gelassen.
Matheolus von Perus ein hohgelerter artzt ist diser zeit aller ertzte vnd naturlichen maister. auch der freyen vnd aller andrer kuenst ein fuerst gewest. Diser Matheolus was ein holdselig. tugenthaftig. synnreich. hoherfaren. werlt gescheid man. warhaftiger wort. sueßer rede. wolgestalts angesyhts vnd der kunst der poetrey vnd zieredens kuendig. vnd in der astronomey. geometrey. arismetica vnd musica geuebt. vnd an dem allen doch nicht benuogig sunder auch ein fleßiger vnd begiriger lerner der heilligen schrift mit solcher seiner schriftlichen weißheit kunst vnd schicklichkeit machet er seine lereiunger zu der lernung fleißig. gemerckig vnd guotwillig. dann er was mit scherpffe der synn mit erfarung der kunst vnd mit guotschickerlichkeit des außsprechens begabt vnd ein gantz lobwirdig man. Dess gibt ime zeuegknus der hohgelert in der ertzney doctor Hartman Schedel[4] burger zu Nuermberg. der dann disen Matheolum zu Padua in der hohen schul die kunst der ertzney drey iar oerdenlich lesenden gehoert vnnd sein also guote kuntschaft gehabt hat. Zu letst starb diser Matheolus vor alter vnd ward zu Padua begraben.
Baptista platina[5] zugenambt ein rechtfertiger bebstlicher brieffe. ein großmueetig vnd bestendig man an kunst schriftlicher weißheit vnd wolredperkeit nicht der mynnst diser zeit in achtperkeit vnd werde gehalten wardt von babst Paulo aller seyner gueeter vnd wirdigkeit auß beschuldigung ettlicher sachen entsetzt vnnd in fangknus gelegt vnd also bis auff des babsts Pauli absterben enthalten vnnd doch nach vil erliddner beschwerde von babst Sixto seinem nachkomen darauß erledigt vnnd in seinen vorigen stand gesetzt[.] Er hat als ein schriftweißer vnd vil erfarner man auß seiner synnschicklichkeit ettwieuil treffenlicher bueecher vnd schriften gemacht vnd hinder ime gelassen. Zu letst starb er zu rom am pestilentz nach der gepurt Cristi .M.cccc. vnd in dem .lxxxi. iar.[6]
Dominicus calderinus von Bernn gar ein huebscher zierredner in kriechischem vnd lateinischem gezuenge nicht wenig erfaren vnd in der kunst der poetrey fuerscheinlich hat diser zeit zu anzaigung seiner geschicklichkeit vnd kunstreichigkeit gar vil treffenlicher den gelerten wolbekanter schriften begriffen. vnd starb zu letst nach der gepurt Cristi .M.cccc.lxxvii.[7]
Marius philelph francisci philelphides zierredners sun ein ritter. gekroenter poet vnd der philozophey vnd der freyen kunst ein doctor was diser zeit in gantzem Welschem land namhaftig vnd wolberuembt vnd hat vil schoens getichtes in gepundner vnd entloeseter art begriffen vnd hinder ime gelassen. vnnd von marggraff Friderichen von Mantua[8] einen gemainen sold seiner kunsthalb gehabt. vnd starb nach der gepurt cristi .M.cccc.lxxx.[9]
CCLIII recto:
BearbeitenLuettich die namhaftig vnd mechtig statt wardt in dem iar Cristi. M. cccc. lxviij.[10] von hertzog Karln von burgundi[11] gewunnen vnd mit großer schlacht vnd pluotuergiessung zerruedet. dann sich hetten langzeit vil irrung vnd widerwertigkeiten zwischen dem hertzogen vnd den von Luettich gehalten. Als aber der bischoff zu Luettich[12] sich vnderfienge solche zwittrechtigkeit hinzelegen vnd zeuerrichten do wardt er von seinen burgern auß der statt vertriben. darumb schicket der babst den Tricariensischen bischoff als einen legaten daselbsthin. der ward in einen kercker gedrungen. demnach erzuernet der hertzog also das er dieselben statt in beywesen vnd mit verguenstung koenig Ludwigs zu Franckreich erstuermet vnd vmbkeret.
Mathias der durchleuechtig koenig zu Hungern[13] tastet diser zeit das koenigreich Boßna an. also das er dz schloß Jaytza (das dann von natur seins gelegers vnd auch mit hoehe der zynnen gar wol befestigt ist) auß ergebung eroberet vnd vor demselben schloß den tuerckischen kaiser Machomet[14] fluechtig gemacht. also das derselb tuerckisch kaiser allen schieß vnd kriegs zeueg hinder ime ließ vnd schentlich entwiche. Darnach vber ettlich zeit belegeret koenig Mathias in wintterzeit ein Tuerckisch schloss oder castel Sabatz genant[15] mit holtz vnnd erden festigclich bewaret. vnnd (als die hernachgesatzt figur anzaigt) mit thuernen mit greben vnd auch mit volck befestigt vnd besetzt. vnd mit hueltzinen zewnen vnd spitzigen pfosten vmbschrenckt. daran die zynnen von holtz gepawet sind. Dieweil sich nw der koenig gegen disem Sabatz ernstlicher bearbaitet do ergriffen die Tuercken graff Hanßen von witibitz vor des koenigs heergeleger vnd fueerten den in das schloss Sabatz vnd enthawpteten ine. vnd hiengen sein hawbt mit gelbem langem har an ein stanng gesteckt zu eim erschrecken vber das schloss auß. do richtet sich der koenig zoernigclich mit gewalt an dasselb schloss vnd eroberet das mit grossem ruom. In dem iar Cristi .M.cccc.xcii.[16] nechst vergangen berenneten die Tuercken dasselb schloss widerumb. aber sie warden von den hungrischen abgetriben vnd zohen wider haym.
Anmerkungen von Wikisource-Bearbeitern
Bearbeiten- ↑ 1440 n. Chr.
- ↑ Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, (* um 1400 in Mainz; † 3. Februar 1468 ebenda) gilt als Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern (Mobilletterndruck) in Europa und des mechanischen Buchdrucks.
- ↑ Niccolò Perotti, auch Perotto oder Nicolaus Perottus, (* 1429 in Sassoferrato; † 1480) war ein italienischer Humanist und seit 1458 Erzbischof von Siponto.
- ↑ Hartmann Schedel (1440–1514), der Verfasser dieser Chronik, war Arzt, Humanist und Historiker.
- ↑ Bartolomeo Platina (eigentl. Bartolomeo Sacchi, 1421–1481) war ein italienischer Humanist, erster Bibliothekar der Vatikanischen Bibliothek und Verfasser einer Chronik der Päpste.
- ↑ 1481 n. Chr.
- ↑ 1477 n. Chr.
- ↑ Federico I. Gonzaga genannt il Gobbo (1441–1484) war seit 1478 Markgraf von Mantua.
- ↑ 1480 n. Chr.
- ↑ 1468 n. Chr.
- ↑ Karl I. «der Kühne» (1433–1477) war ab 1465 Herzog von Burgund und Luxemburg.
- ↑ Die Herrscher des Fürstbistums Lüttich entstammten meist dem deutschen Hochadel (Deutschritterorden). 1456–1482 war dies Ludwig von Bourbon.
- ↑ Matthias Corvinus, eigentlich Hunyadi (1443–1490) war ab 1458 König von Ungarn und Kroatien, ab 1469 (Gegen-)König von Böhmen und eroberte weite Teile der Habsburgischen Erblande, die er ab 1485 von Wien aus beherrschte.
- ↑ Sultan Mehmed II. „Fatih“ („der Eroberer“; 1432–1481) war ab 1451 Sultan des Osmanischen Reiches und eroberte unter anderem 1453 Konstantinopel.
- ↑ a b Šabac ist eine Stadt in Serbien am Fluss Save und fiel an die Osmanen, die hier 1470 die erste Festung errichteten.
- ↑ 1492 n. Chr.