Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):230

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CCXXIX verso:

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Das sechst alter

PRag ein hawbtstatt des Behmischen koenigreichs ist ein fast große stat. der beschreibung von irs alters wegen billich vorlangst gesetzt solt worden sein. Aber nach dem kaiser Karl der vierd: der behmisch koenig vil großtetiger gedechtnußwirdiger sachen bey diser statt geuebet hat so ist ir beschreibung bis nach meldung solcher seiner henndel ansteend bliben. Nw dise statt Prag hat (als die behmischen historien sagen) nach den zeitten des patriarchen Abrahe anfang gehabt. vnd ist ein erber koenigclicher bischoflicher stuol. vnd in drey tayl. nemlich in klein prag. alt prag vnd new prag getailt. Klein prag begreift die lingken seytten der Mulda vnd beruert den berg auff dem dann der koenigclich hoff vnnd sant Veits bischofliche thumkirch ligt. Alt prag ligt gantz in einer ebne. mit großtatigen hohloeblichen gepewen gezieret. Auß derselben alten statt kombt man in die klainen vber ein staynine prugken. die hat .xxiiii. schwinbogen. So ist die new statt von der alten mit eim tieffen graben gesuendert. vnd vmb vnd vmb mit mawrn bewaret. Dise statt ist fast weyt vnd streckt sich bis an sant Karls vnd sant Katherinen berg vnd bis an den vischerat. der dann in gestalt eins schloss gepawt ist. Daselbst ist das collegium der schuol. Dise statt ist hohberuembt vnd namhaftig in behmerland. das dann zu teuetschen lannden gehoert. vnnd ligt schier alle gein den lueften mitternacht. vnd hat ein rotunde gestalt. vnd allenthalben vom mittel an die oerter drey tagrayse vnd einen wald gantz vmb sich. vnd wirdt mit vil flueßen befeuechtigt. darunder ist die Mulda der groesist. die dann in die hawbtstatt Prag fleueßt. Als nw des namenshalben diser stat wie die gehaißen werden solt zwaiung entstund do verordnet Libussa die fuerstin das man auß der wercklewten einen der zum ersten begegnet fragen solt was er machet. alßdann solt die statt nach dem ersten wort desselben werckmans antwurt genambt werden. also ward erstlich ein zymmerman gefragt. der sprach er machet ein geschwel. das heißt nach behmischem gezuenge praha. von dannen her wardt dise statt mit verzucktem wort Praga genannt. In disem land haben die Amasonischen weiber ettliche zeit. vnnd darnach hertzogen geherrschet bis auff Vratislaum den ersten koenig. der dann nach der gepurt cristi .M.lxxxvi.[1] zu Mayntz in versamlung der fuersten von kaiser Heinrichen dem fuenfften zu koenig zu beheim erklert. vnd merhern. schlesia vnd lausitzerland demselben behmischen koenigreich zugewendt ward[.]

CCXXX recto:

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der werlt
Blat CCXXX

Darauff ward Gilbertus ertzbischoff zu Tryer mit disem Vratislao gein Prag gesendet. denselben Vratislaem vor der landschaft zu koenig zesalben vnd mit koenigclichen wirden zezieren. Derselb Vratislaus hat mit verwilligung babsts Alexandri des dritten ein versamlung geregelter chorherren in dem Pragischen schloss auffgerichtet. darinn sich dann nicht allain der probst sunder auch der techant vnnd der briester. ewangelier vnnd epistler so sie die goettlichen ambt halten bischoflicher zierde geprauchen. vnd der probst ein cantzler des koenigreichs genannt gepraucht sich auch fuerstlicher wirdigkeit. Ettlich sagen Behmer land sey durch kaiser Friderichen den ersten auß eim hertzogthumb zu eim koenigreich erhebt worden. Darnach hat graff Vlrich zu kerndten der keynen manlichen erben het von Othocaro dem behmischen koenig gelt empfangen vnd ime darfuer Kerndten Crayn die Windischen marck vnd Portunaw vbergeben. Zu letst bey zeiten kaiser Karls des vierden ist das behmisch koenigreich in großer mechtigkeit glori vnd wunderperlicher zunemung gestanden. also das kein koenigreich in gantzem Europa dem behmischen gegleichen mocht. an manigfeltigkeit. koestlichkeit. vnd zierlichkeit der kirchen vnd gotzhewser. mit hohen. herrlichen. weyten. huebschen. wercklichen. liechten vnnd scheinperlichen gepewen auffgerichtet. vnd mit schoenen koestlichen silberinen vnd guldinen ornaten. klaynaten. edelmgestayn. klaydungen vnd zierden begabet. vnd nicht allain in stetten sunder auch in doerffern. Vnder andern was ein koestlich closter zu Prag an der Mulda gelegen. daselbstinn hetten die behmischen koenig ire begrebnus. In demselben closter was außerhalb anders seins koestlichen vnd gedechtnußwirdigen gepews ein weyter schoener vieregketer creuetzgang. darinn was das alt vnd new testament von anbegynn des geschoepfs bis auff sant Johans heymliche offenbarung in tafeln mit soelchen schoenen foelligen buochstaben geschriben das es ein yeder vom hoehsten bis herab leichtlich lesen mocht[.] Diss behmer land was ein plumm der sueßigkeit. das ettwen vnder den fuersten vnd koenigen einen sueßen ruoch vnd geschmack von ime gabe. Aber nw hat es layder einen vberrueechenden gestanck. got woel das er schier widerumb zu sueßem geruechde vnnd schmack gelang. Die historien diss bemischen lands vnnd geschihten seiner koenig hat babst Pius der ander gar treffenlich beschriben.

 
Prag

  1. 1086 n. Chr.