Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):199

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CXCVIII verso: Bearbeiten

Das sechst alter

 
Linea der bebst // Honorius der ander
Jar der werlt .vim.iiic.xxiii.          Jar cristi .im.ic.xxiiii.[1]

HOnorius der ander vormals Lambertus genant[2] wardt zu den zeitten zu babst erkorn als Balduinus von den feynden mit gelt erloeßt die statt Antiochiam zu dem koenigreich Jherusalem bracht.[3] Vnd wiewol diser Honorius vnd tunckler nydrer gepurt was so wardt er doch von seiner schriftlichen weyßheit. von guoter sytten wegen solcher ere fuer wirdig angesehen. doch wirdt sein eingang nit gentzlich gelobt nach dem er den babstthumb ettlicher maß in eregiriger weiß erlangt haben sol. dann das volck begeret fast hytzigclich eins cardinals eins sachßen zu babst. So erzaiget sich Leo fregepanis ein roemischer burger als het auch er denselbeu cardinal gern zu babst. Als aber ettlich cardinel solchs mercketen auff das sie denn nit nach seinem gefallen einen babst weleten so ließen sie den sachßen ruoen vnd erkieseten einen andern cardinal Theobaldus genant zu babst. den nennten sie Celestinum.[4] do gedacht der benant Leo nit lennger zeuerziehen vnd schluog den obgenanten Lambertum zu eim babst fuer. das gefiel der pfafheit. darauff wardt er mit gemayner folg als ein babst gegrueßet. Der machet ettlich treffenlich mann zu cardineln. derselben fleiß geprauchet er sich darnach in großen dingen. Vnnd starb zu letst im sechsten iar seins babstthumbs.

 
Innocentius der ander
 
Celestinus der ander

INocentius der ander ein roemer[5] wardt nach angenomnem babstthumb alßpald wider Rogerium des grafen Sicilie sun. der sich einen koenig welscher land nennet also bewegt das er mer auß zorn dann auß kreften vnd schicklichkeit zu denselben dingen gehoerende in einer auffruerigen eyl ein heer sammlet. vnd da mit eylennds fuer die statt sancti Germani genant komende vnuersehenlicher weyß abgetriben vnnd doch die statt gewonnen wardt. Aber Gwilhelmus hertzog zu Calabria desselben Rogerii sun kome mit heereßkraft vnd beschahe ein streyt. darinn der babst mit den cardineln gefanngen wardt. Doch nach dem Rogerius sich der beschaidenheit geprauchet das er den babst mit den seinen ledig ließ so erlanget er (außerhalb des titels des koenigreichs) sunst vom babst was er wolt. Als nw Innocentius widerumb gein rom kome do funde er einen aberbabst an sein statt gesetzt Petrus genant.[6] Derselb Petrus het in abwesen Innocentii die foerdersten kirchen zu rom irer guldiner vnd silberiner zierde berawbt. gelt darauß gemuentzt. vnd vil lewt damit seins willens gemacht. Demnach ließ Innocentius einen cardinal Cunradus genant als seinen stathalter zu rom vnd zohe mit den cardineln vnd dem hoff zu koenig Ludwigen gein franckreich vnd hielt ein concili. darinn verdammet er Petrum den aberbabst vnd sein anhenger. Darnach keret er mit kaiser Lothario wider in welsche land. vnd starb im .xv. iar seins babstthumbs. vnnd deßmals was ein große tewrung in welschem lannd.

CElestinus der ander dauor Gwido genant ein cardinal ward nach absterben Innocentii einhelligclich zu babst erkorn vnd het in seim babstthum kein widerwertigkeit villeicht auß vrsachen der pestilentz die deßmals regiret. Auß der er auch starb im fuenften monat seins babstthumbs.

 
Otto bischof zu Babenberg

OTto bischof zu Babenberg auß Schwabenland von edeln eltern geporn zu der lernung getan in polner lannd gesendet. desselben gezuengs vnderweist. darnach durch hilff der hertzogin zu Poln in kaiser Heinrichs hoff auffgenomen. ist nach bischoff Ruprechten daselbst auß gunst kaiser Heinrichs zu bischoff geordnet. vnd darnach vber vier iar in das land pomern gezogen vnd hat mit seiner sueßen lere vnd wunderwercken dasselb volck von den abgoettern zu cristenlichem glawben bekeret. Auch mancherlay cloester an vil enden gepawt. vnd das closter hailßprunn durch hilff der grafen von abenberg mit gueettern gemeret. Diser heillig mann starb im iar des herren tawsent hundert .xxxix.[7] vnd ist auff dem muench berg bey Babenberg begraben. vnd von seiner heilligkeit vnnd wunderwerck wegen vom babst in der heilligen beichtiger zal geschriben.

 
Balduinus der dritt koenig zu Jherusalem

BAlduinus der dritt kuenig zu Jherusalem hat im andern iar seins reichs Gazim den tuerckischen hertzogen des klainern asie vberwunden. vnd im nachfolgenden iar den koenig der statt Damasci. der vnuersehenlich in feindlichem gemueet gein Jherusalem begeret ernidergelegt. vnd die statt Antiochiam zu demselben koenigreich iherusalem gebracht. Darnach den koenig Ascolanitarum in eim streyt abgetriben. Zu letst starb er vnd ließ ein einige tochter vnd keinen sun.


CXCIX recto: Bearbeiten

der werlt
Blat CXCIX

 
Linea der kaiser // Lotharius der ander

LOtharius oder lintherius hertzog zu Sachßen hertzogs Gebharts sun wardt nach absterben kaiser Heinrichs den fuenften an erben von den fuersten zu mayntz mitsambt dem roemischen legaten an desselben gestorben kaiser Heinrichs statt gepuerlicher weiß zu roemisnhem koenig. wiewol wider seinen willen sich solcher ere vnwirdig achtende erkoren. Im iar des herren tawsent hundert. xxvii.[8] In dem ersten iar fueeret er wider die Beheim die im widerspennig waren einen krieg doch nit an nyderlag der seinen. Darnach straffet er kaiser Heinrichs geschlecht. darumb warden ime Friderich vnnd Conrat desselben kaiser Heinrichs oehme widerwertig. deßhalb wardt ime zu wider vnd verdrieß von ettlichen derselb Conrat zu koenig erklert. vnnd doch die sach dermaß befridet das Cunrat ruoet dieweil Lotharius lebet. Nw zohe Lotharius nach empfangnem gewalt gein Luettig zu babst Innocentio. der von Petro dem aberbabst auß rom vertriben wardt. do sammlet Lotharius eyn groß heer vnnd zohe mit Innocentio in welsch land vnd fueeret denselben babst gein rom in sant iohanßen kirchen vnd bracht wunderperlicher weyß alle ding zu guotem stand. vnnd empfieng vom babst die kaiserlichen kron vnd keret widerumb in teuetsche land. vnd stillet mit erniderlegung die beheim. Dieweil aber der babst zu Pisa ein concili hielt do richteten sich ettlich zu rom vnnd im fuerstenthumb Rogerii in abwesen des babsts wider ine auff in trost des beystands den inen Rogerius versprochen het. demnach kom der kayser Lotharius auff erfordrung des babsts mit heereßkraft gein rom vnd zohe mit dem babst wider Rogerium. der fluhe auß forchten in Siciliam vnd verlore alles das er in welschem lannd gehabt het. So setzet der babst Rainonem einen kaiserischen grafen in das land dasselb zebeschirmen. vnnd gab ime den tittel des hertzogthumbs zu apulia. Diser kaiser was ein kluoger vnd mylter fuerst. vnnd als er sein heer wider auß welschem land anhayms fueeren wolt do starb er zu Bern vnd ließ keinen leibs erben.

 
Fulco der vierd koenig zu Jherusalem

FVlco der andegauiensisch graff des vorgeenden Balduini tochterman wardt zu dem vierdten koenig zu Jherusalem geordnet vnd regiret .xi. iar vnd was gar ein cristenlicher man vnd in der waffen ein starcker ernsthafter verfechter. Darumb disen koenig. der dann drey suen het die ritterlicher vnd kriegßlewftiger sachen geuebt waren teten die hayden selten angriffe. Als aber disen koenig angelanngt hett das die tuercken fuergenomen hetten vil tawsent mann gegen iherusalem wider die cristen zeschicken. do ruestet er sich gegen inen vnd schluoge ir dreytawsent zu tod. vnd fieng ir auch souil sie gebunden gein iherusalem fuerende. Auß dem wardt Alaph der tuerckisch koeniig also geraytzt dz er mit eim großen mechtigen heer der seinen vnd auch der arabier Caldeyer vnd Babilonier Edissam die statt des lannds mesopotamie (die Balduinus der ander koenig zu iherusalem erobert het) belegeret. gewunne. vnd mit sund vnerhoerter großer grawsamkeit zerruedet. dann die vnsynnigen wueettenden tuerckischen hund verschoneten in todschlagung weder des alters noch der iugent. vnd sunderlich warden der ertzbischoff vnd alle pfafheit (do sie Cristum nit verlawgnen wolten) mit dem schwert getoedt. vnd dannoch (das alle boßheit vbertrift) die schoensten vnd edelsten weyber vnd iunckfrawen von den wueettrichen auff sant Johanßen altar. den die cristen (als die hayden wißten) in grosser erwirdigkeit hielten genotzogt vnnd vergeweltigt. Edissa ist die edel statt der Medeer. dahin (nach sag der schrift) Thobias seinen sun zu Gabello gesennd hatt. Vnd die von sant Thadeo dem apostel durch kraft goetlichs worts vnd der wunderwerck zu dem cristenlichen glawben bekert wardt. vnnd in der (mit sant Thomas des appostels gepayne geziert) Abagarus ein koenig was. der dem herren Ihesu brieff zu schribe. vnnd darauff antwurt mit goettlicher hand geschriben empfienge. Vnd die (nach dem sie. xliiii. iar von dem cristenlichen volck bewonet was) wider die sytten menschlicher aigenschaft von dem wilden volck solche vbele vnnd grawsamkeyt erlidden hat die menschlicher vernunft vntreglich sind. Nach dem aber koenig Fulco solchen iamer mynnder denn sich gepuert het betrachtet vnnd einen hasen iaget do fiel er vber ab vom pferd zu todt.

 
Hugo ein abbt
 
Helinandus ein bischoff

HVgo der Cluniacensisch abbt was ein man guot an kunst. besser an gewissen. noch besser an messigkeit. englisch an gestalt. eingezogen an sytten. sueeß an red. Als er mit dem alter beschweret wardt do befalhe er Poncio seinem nachkomen die schetze der demueetigkeit vnd vnschuld zebewaren. Also ruoet er in got.

HEldinandus der Landunensisch bischoff in aller heilligkeit ein scheinperer man hat diser zeit gereichßnet. So ist Maurillus der Rothomagiensisch bischof an wunderzaichen beruembt gewesen.


  1. 6323. Jahr der Welt, 1124 n. Chr.
  2. Honorius II., bürgerlich Lamberto Scannabecchi (um 1060–1130) war von 1124 bis zu seinem Tode Papst.
  3. Das Königreich Jerusalem war einer der Kreuzfahrerstaaten in Outremer (Palästina). Es bestand von 1099 bis 1291. König Balduin I. erweiterte den Staat unter anderem um das Fürstentum Antiochia.
  4. Coelestin II., bürgerlich Theobaldus Buccapecus, war 1024 als Papst gewählt, verzichtete aber zugunsten Honorius’ auf das Amt.
  5. Innozenz II. (bürgerlich Gregorio Papareschi di Guidoni; * vor 1116; † 24. September 1143 in Rom) war Papst von 1130 bis 1143.
  6. Petrus Pierleoni (* um 1090 in Rom; † 25. Januar 1138 ebd.), war von 1130 bis zu seinem Tode unter dem Namen Anaklet II. Gegenpapst zu Papst Innozenz II.
  7. 1139 n. Chr.
  8. 1127 n. Chr.