Die Salamander-Sage in der Praxis

Textdaten
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Autor: C. St.
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Titel: Die Salamander-Sage in der Praxis
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 796
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[796] Die Salamander-Sage in der Praxis. Den Salamandern dichtet die Volkssage bekanntlich die Fähigkeit an, vermittelst einer wässerigen Ausscheidung der Haut den Flammen widerstehen, ja sie auslöschen zu können. Diese vermeintliche Salamandertugend hat der schwedische Ingenieur F. W. Oestberg in Stockholm den Menschen durch einen beständig Feuchtigkeit aussondernden Anzug erworben, den er wegen seiner Aehnlichkeit mit den bekannten Taucher-Anzügen und weil man damit gleichsam in den Flammen untertauchen kann, als Feuertaucher-Anzug bezeichnet hat. Er ist für die Rettungsmannschaften bestimmt, um sie zu befähigen, mitten in den heftigsten Bränden auszuharren und daselbst der Leitung des Lösch- und Rettungswesens obzuliegen. Wie derjenige des die kühlen Meerestiefen besuchenden Tauchers, besteht dieser Gummianzug aus einem obern und einem untern Theile, die den ganzen Körper küraßartig umhüllen und den Kopf mit einem Helm bedecken. Aber der Feuertaucher-Anzug besteht ferner aus zwei Hüllen, einer inneren aus Gummistoff und einer äußeren aus englischem Leder, und zu dem Luftschlauche, der den Tauchern ihren Athembedarf zuführt, kommt hier ein denselben umschließender Wasserschlauch, der den Zwischenraum beider Hüllen mit beständig sich erneuerndem kühlem Wasser füllt, welches an vielen Stellen des Anzugs durch kleine Poren hervortritt und ihn außen überall berieselt. Ein am Rücken sich davon abzweigendes Rohr giebt dem Feuermanne zugleich einen Spritzenschlauch in die Hand. Die Luft tritt ebenfalls unter Druck in das innerste Costüm ein, bläht dasselbe noch mehr auf und entweicht mit der ausgeathmeten Luft aus den Augenlöchern des Helmes, von denen es Rauch und Flammen verscheucht.

Vor einigen Monaten legte der Marine-Capitain Ahlström in dem Oestberg’schen Anzuge eine mehr als überzeugende Feuerprobe vor dem deutschen Kaiser, der Kaiserin, dem Kronprinzen und zahlreichen damals am Berliner Hofe weilenden Fürstlichkeiten ab. Man hatte zu diesem Behufe vier große Holzhaufen aufgeschichtet, mit einem Centner Petroleum begossen und in Brand gesteckt. Als die vier Feuersäulen hoch aufloderten und eine Gluth verbreiteten, daß man derselben kaum auf vierzig Schritte Stand halten konnte, erschien der am ganzen Körper wassersprudelnde Capitain und verschwand nach einer in seinem Anzuge ungemein komischen Verbeugung in den Flammen, um dort eine Viertelstunde lang gemüthlich umherzuspazieren, sich niederzusetzen, an die Blöcke anzulehnen etc. Gewiß hinderte ihn nur der Respect, wie die drei Männer im feurigen Ofen ein heiteres Lied anzustimmen, denn während die draußen befindlichen Zuschauer ihn halb gebraten wähnten, fand er es so gemüthlich zwischen den Flammen, daß er sich nicht abhalten ließ, noch eine zweite Feuertaufe auszuhalten, und schließlich war er so wenig erhitzt, daß er sich im Freien demaskiren konnte, ohne in seiner leichten Unterkleidung eine Erkältung zu befürchten.

Diese unzweifelhaft wichtige Erfindung wird in den Fällen, wo es sich um das Betreten von mit Rauch und Dampf erfüllten Räumen handelt, durch einen Respirator ersetzt, der den Qualm und die giftigen Feuergase zurückhält und an dessen Vervollkommnung der englische Physiker Tyndall, Director Löb in Berlin u. A. gearbeitet haben. Es ist dies ein in verschiedenen Abtheilungen mit Holzkohlen und Kalk in gröblichen Stücken, sowie mit Schwamm, der in Glycerin getaucht ist, gefüllter Filter, in dem sich die Luft vor dem Einathmen von den brenzlichen Gasen, der Kohlensäure etc. völlig reinigt, sodaß man in den qualmerfüllten Räumen athmen kann, so lange eben noch athembare Luft vorhanden ist. Mit einer solchen nach seinen Angaben gefertigten Rauchhaube, die auch Augen und Nase schützt, hat Direktor C. Löb zwanzig Minuten lang in einem geschlossenen Zimmer auszuharren vermocht, in welchem Petroleum, Pech, Sägespähne nebst anderen qualmerzeugenden Stoffen brannten und außerdem eine sogenannte Feuerlöschdose ihren flammenerstickenden Rauch verbreitet hatte. Wohl und munter, wenn auch völlig eingeräuchert, trat der Erfinder aus dem mit dicken Rußzotten an Wänden und Decke behangenen Zimmer. Eine kleine neben dem Munde angebrachte Signalpfeife vermittelt den Verkehr mit den übrigen Rettungsmannschaften.
C. St.