Die Ruine Unspunnen bei Interlaken

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Titel: Die Ruine Unspunnen bei Interlaken
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 597, 610
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[597]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0597.jpg

Die Ruine Unspunnen bei Interlaken.
Mit Genehmigung des Verlegers nach einem Bilde aus dem Prachtwerk „Die Jungfrau und das Berner Oberland“ von Th. Wundt.

[610] Die Ruine Unspunnen bei Inlerkaken. (Zu dem Bilde S. 597.) Der Eingang in das Lütschinenthal bildet gleichsam das Thor zu der Wunderwelt der eisgekrönten Bergriesen des Berner Oberlandes. Hier liegt malerisch, von Obstbäumen überschattet, das Dörfchen Wilderswyl, und über ihm thront auf einem schmalen Hügel ein altersgraues Gemäuer: die Ruine der Burg Unspunnen. Noch sind in ihr die Burgverließe erhalten, in denen einst Gefangene der Burgherren schmachteten, und der sachkundige Führer weiß dem fremden Wanderer so manche Geschichte aus der Vergangenheit des einstigen Ritterhorstes zu berichten. Einst waren die Freiherren von Oberhofen Besitzer des Schlosses Unspunnen und sie hatten nach alter Ritterart allerlei Fehden auszufechten. So gab es auch eine Todfeindschaft zwischen ihnen und dem Herzog Berchtold von Zähringen, der als Rektor von Burgund in Bern gebot. Der Name der Freiherren drohte aber zu erlöschen; Burkhard, der letzte Ritter von Unspunnen, hatte nur eine Tochter. Da ereignete sich die alte Geschichte, daß die Jungfrau die Liebe eines Ritters aus dem feindlichen Lager erwiderte. Rudolf von Wädiswyl drang in finsterer Nacht in die Burg Unspunnen ein, entführte das Mädchen und vermählte sich mit ihm in Bern. Nun entbrannte eine mehrjährige Fehde zwischen Burkhard und den Zähringern, bis eines Tages Rudolf von Wädiswyl auf der Burg Unspunnen erschien und dem ergrimmten Schwiegervater seinen Sohn vorführte. Der Anblick des Enkels rührte das Herz des alten Ritters, und er schloß Frieden mit seinen Gegnern. Zur Erinnerung an diese Versöhnung wurde im Lande alljährlich am 17. August ein Fest abgehalten, das im Laufe der Zeiten sich zu einem großen Alphirtenfeste mit Schwingen, Steinstoßen, Alphornblasen, Kuhreihen u. dergl. gestaltete. Zu seinem Schauplatz wurde die herrliche Wiese unterhalb Unspunnen gewählt. Diese Feste, die namentlich im Anfang dieses Jahrhunderts viele Zuschauer herbeilockten, trugen sehr dazu bei, die Aufmerksamkeit der Fremden auf die Naturwunder des Berner Oberlandes zu lenken.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte Unspunnen dem Geschlecht der Weißenburger, an welche Kaiser Heinrich VII die Landschaft Hasle verpfändete. Die Hasler empörten sich gegen die neuen Herren, welche den Zins eigenmächtig erhöhten; aber sie wurden besiegt, und in den Burgverließen von Unspunnen schmachteten fünfzig Hasler vier Jahre lang, bis sie 1334 von den Bernern befreit wurden. Seit jener Zeit verlor die Burg Unspunnen ihre Bedeutung und fiel langsam in Trümmer, gleich so vielen anderen Ritterburgen des Schweizerlandes.

Unser Bild führt die Ruine nach einer Zeichnung von J. Rummelspacher vor. Wir haben die Vorlage dem Prachtwerke „Die Jungfrau und das Berner Oberland“ von Theodor Wundt (Berlin, Raimund Mitscher) entnommen, das von der Sektion Berlin des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins herausgegeben wurde und die Beachtung aller Alpenfreunde verdient. *