Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Die Rodden
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 367–368
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[367]
197. Die Rodden.

1612 ist Herr Adolf Rodde aus Münster zum Rathsherrn erwählt. Von ihm sagt man, daß er und sein Bruder Gotthard in jungen Jahren nach Wisby und Novgorod gegangen sind und dort großes Geld und Gut erworben. Wie sie nun ihre Zeit ausgedient, gedenken sie ihres Vaterlands, frachten ein Schiff und fahren mit ihrem Geld und dem besten Gut nach der Trave. Auf der Reise aber kömmt ein Wetter über sie und schlägt das Schiff in den Grund, dergestalt daß sie beide in genauer Noth auf ein Boot fallen und mit dem Leben davon kommen. Als sie nun so auf der See treiben, hat ein Schiffer, der nach ihnen ausgelaufen, sie zu sich genommen und nach Travemünde gebracht. Da danken sie Gott, der sie so wunderbarlich errettet, und ziehn ihrer Heimat zu.

Nicht weit aber von Travemünde setzen sie sich an ein blau blühendes Flachsfeld und beklagen ihre Noth, daß sie nun ohne Hoffnung zurückkehren sollen; und es hungerte sie. Da läuft durch das blaue Feld ein weißes Windspiel her mit einem Bissen im Maul, springt sie an, und legt den zu ihren Füßen; alsbald aber ist es wieder verschwunden. Wie sie zugreifen, ist es nichts [368] als ein kahler weißer Knochen, und schon wollen sie mit Seufzen weiter wandern: da sehen sie an des Knochens einem Ende etwas wunderbarlich glänzen. Nun suchen sie nach, und siehe, zwischen den beiden Knubben steckt ein kostbarer Edelstein, der in der Sonne aufs herrlichste funkelt. Damit gehn sie denn frischen Muths nach Lübeck, verkaufen ihn, und fangen einen neuen Handel an, bei dem sie unermeßlich reich geworden sein sollen.

Zum ewigen Andenken daran haben sie in ihres Geschlechtes Waffen ein silberweißes Windspiel mit dem Knochen im Maule durch ein blaues Feld springen lassen; wie noch an vielen Orten hieselbst zu sehen.

Bemerkungen

[399] (Mündl.)

Anmerkungen (Wikisource)

Der Kaufmann und Ratsherr Adolf Rodde war Vater des Bürgermeisters Matthäus Rodde. Die Roddes stellten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Lübeck Ratsherren und Bürgermeister. Der letzte Bürgermeister dieses Namens war verheiratet mit Dorothea von Schlözer.