Die Riesenschlangenfamilie im Zoologischen Garten zu Leipzig

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Titel: Die Riesenschlangenfamilie im Zoologischen Garten zu Leipzig
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 740
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Riesenschlangenfamilie im Zoologischen Garten zu Leipzig.
Nach der Natur gezeichnet von F. Müller-Münster.

Die Riesenschlangenfamilie im Zoologischen Garten zu Leipzig. Der Zoologische Garten zu Leipzig beherbergte in den verflossenen Sommermonaten eine seltene Sehenswürdigkeit – brütende Pythonschlangen. Wir haben davon bereits in Nummer 28 dieses Jahrgangs den Lesern berichtet und möchten heute noch einen kurzen Nachtrag liefern. Herr Pinkert, der strebsame Besitzer des Leipziger Zoologischen Gartens, hatte zwei Pythonschlangen mit Eiern erworben. Die eine derselben wurde bei der Uebersiedlung im Brutgeschäft gestört, die andere aber, eine stattliche Mutter von sechs Metern Länge, setzte es unverdrossen fort; nach zwei Monaten, Anfang August d. J., durchbrachen die ersten Jungen die Eihäute, und die Zahl der jungen Schlänglein stieg zuletzt auf 30 Stück. Die kleinen waren, als sie aus dem Ei auskrochen, 66 bis 68 cm lang und wuchsen in den ersten drei Wochen bis auf 80 cm Länge heran, worauf ein Stillstand in der Entwicklung eintrat. – Ein eigenartiger Anblick, diese friedliche Schlangenfamilie, die wir in naturgetreuer Abbildung wiedergeben! Die Alte duldete, daß die Jungen zwischen ihre Ringe krochen; einige Beobachter wollten darin eine Art von Bemutterung erblicken, da die Thiere jedoch in Gefangenschaft lebten und den Käfig nicht verlassen konnten, so dürfen aus dem Zusammenleben keine Schlüsse auf eine etwaige Mutterliebe der Schlange gezogen werden. Einige Tage nach dem Brutgeschäft häutete sich die Mutterschlange und nahm nach der Fastenzeit reichlich Nahrung zu sich. Die Jungen labten sich an der lauwarmen verdünnten Milch, die ihnen in einem Gefäß gereicht wurde; man brachte auch allerlei kleines Gethier, wie junge Frösche etc. in den Behälter, aber es konnte nicht festgestellt werden, daß die Jungen außer der Milch andere Nahrung zu sich genommen hätten. Beim Eintritt der kälteren Jahreszeit wurde der Behälter durch Wärmflaschen gewärmt und die jungen Schlänglein krochen mit Vorliebe zwischen die warmen Decken. Trotzdem gingen einige derselben zu Grunde.

Ende September ging die Schlangenfamilie auf Reisen. Eine Schaubudenbesitzerin erwarb das Kuriosum und zeigt es vielleicht augenblicklich in verschiedenen deutschen Städten. Hoffentlich übersteht die tropische Brut den nordischen Winter!

Im übrigen möchten wir noch bemerken, daß die älteren Erfahrungen über das Brutgeschäft der Pythonschlangen, worüber wir früher berichtet haben, durch die im Zoologischen Garten zu Leipzig gemachten Wahrnehmungen durchaus bestätigt wurden. *