Die Opfer des Leuchtthurmlichtes

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Titel: Die Opfer des Leuchtthurmlichtes
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 355
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[355] Die Opfer des Leuchtthurmlichtes. Man hört oft von den Verheerungen, welche die Leuchtthürme unter der Vogelwelt anrichten, namentlich während der Zugzeit, so wird erzählt, sollen unzählige Vögel auf das Licht losfliegen und an den dicken Glasscheiben der „Laterne“ sich Hals und Flügel brechen. Die Thatsache ist an und für sich wahr, nur die Massenhaftigkeit der auf diese Weise zu Grunde gegangenen Vögel wird von Fachleuten in Abrede gestellt. Man hat die Leuchtthurmwächter zur genaueren Beobachtung veranlaßt und die Ermittelungen des Oberwächters Gaebel an dem Leuchtthurm in Horst bei Treptow an der Rega sind neuerdings von H. Röhl in einem Fachblatte veröffentlicht worden. Die Zahl der umgekommenen Vögel schrumpft danach bedeutend zusammen, von Tausenden todter Vögel, die in einer Nacht gesammelt werden sollten, ist darin keine Rede. Die Zahlen stellen sich erfreulicherweise viel niedriger; so wurden im Jahre 1885/1886 nur 190 todte Vögel an dem genannten Leuchtthurm gefunden; im nächsten Jahre 158; im Jahre 1887/1888 140 und im Jahre 1888/1889 nur 62.

Durch diese Beobachtungen wird die schon früher aufgestellte Annahme bestätigt, daß die Vögel sich mit der Zeit an das Hinderniß gewöhnen und es zu meiden lernen; denn nicht das Licht zieht die Vögel in ihr Verderben hinein, sondern die meisten werden an die Leuchtthürme in stürmischen Nächten angetrieben. Die älteren Vögel, welche die bestimmte Straße schon öfters gezogen sind, warnen alsdann die Jüngeren, und so wurde auch wiederholt bei größeren Zügen bemerkt, daß sie sich, sobald sie in die Nähe der Leuchtthürme kamen, hoben und jenseits sich senkend ihre Straße weiter zogen.

Dasselbe, bemerkt dazu Röhl, trifft bei unseren Telegraphendrähten zu. Wie viele Vögel gingen früher an ihnen zu Grunde! Jetzt wird das höchst selten oder gar nicht mehr beobachtet. Im vorletzten Jahre allerdings fand man viele Steppenhühner durch sie beschädigt oder getödtet, weil sie ebenfalls diese Drähte nicht kannten. Wären sie bei uns geblieben, so hatten sie sich auch daran gewöhnt wie alle unsere Vögel.

So steht auch zu erwarten, daß die Leuchtthürme mit der Zeit immer weniger Opfer fordern werden. „Aber jene Opfer,“ schließt Röhl, „sind nicht umsonst gefallen: durch sie sind die für die Wissenschaft so wichtigen Zugstraßen der einzelnen Vogelarten festgestellt worden.“ *