Die Murawa und Mara in der Lausitz

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Murawa und Mara in der Lausitz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 202–203
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[202]
807) Die Murawa und Mara in der Lausitz.
Schmaler II. S. 268. cf. Liebusch, Skythika S. 272.

Die Murawa ist dasselbe, was man in der deutschen Mythologie den Alp nennt. Man stellt sich denselben in der Gestalt einer Frau vor, die den Menschen im Schlafe peinigt, und sich zuweilen wie eine schwere Last auf ihn legt, daß sie weder athmen noch sprechen können. Sie ist demnach eigentlich eine Nachtwandlerin, erscheint aber auch dann bei Tage, wenn es während des Sonnenscheins regnet. Zu dieser Zeit flattert sie als Schmetterling von aschgrauer Farbe, den man im Wendischen demgemäß auch Khodojta (Hexe) nennt, umher, und nimmt die Gelegenheit wahr, wie sie etwa Jemandem schaden könne. Die Mara dagegen wird bald als Krankheits-, bald als Todesgöttin betrachtet. Sie pflegt sich zu zeigen, wenn eine Seuche einer Ortschaft naht, man kann dieser aber den Eingang wehren, wenn man die Dorfmark mit drei Pflugfurchen umzieht. Auf dem Kotmar- oder Hochberge dagegen erscheint sie in anderer Weise, denn sie soll dort zur Mittagsstunde herumwandeln und Alles fruchtbar und die Kräuter wachsend machen. Daher pflegten die Wenden ehedem Wallfahrten [203] dorthin zu unternehmen, und sie durch angezündete Feuer, gekochte Milch und Kräuter zu ernähren, damit sie ihr Vieh beschütze etc. Uebrigens kennen die Lausitzer noch eine andere Todesgöttin, die Smertnitza, die sie sich als eine blasse, aber wohlgebildete und weißgekleidete Frau denken, welche sich vor oder in einer Behausung zu zeigen pflegt, wo innerhalb dreier Tage Jemand sterben soll.