Das Holzweibchen in der Lausitz

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Das Holzweibchen in der Lausitz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 201–202
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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806) Das Holzweibchen in der Lausitz.
Gräve S. 56 sq. Preusker, Blicke in die vaterländische Vorzeit. Lpz. 1845. Bd. I. S. 52 sq. (nach Pescheck b. Büsching Bd. I. 147 sq.) Seidemann, Gesch. v. Eschdorf S. 50. sq.

Sowohl die eben genannte böse Frau als das Holzweibchen hat eine große Aehnlichkeit mit der uns schon bekannten Mittagsfrau. In der Zittauer Gegend bei Hainewalde, Dittersbach, Großschönau, Cunnersdorf, Oderwitz erblickt man es oft, wie es in der Gestalt einer kleinen zusammengeschrumpften alten Frau mit runzlichem Gesichte, eine Hocke Holz in einem Korbe auf dem Rücken oder Reißholz in der Schürze tragend auf einen Stock gestützt einher wandelt, oder an Kreuzwegen spinnend oder strickend im Busche sitzt. Wer es häßlich nennt oder gar verspottet, den haucht es an, wovon er Beulen und Geschwüre im Gesichte bekommt, oder hockt ihm, wenn er sich entfernt hat, auf, wovon er lahm wird. Wer es aber lobt oder ihm gar Geschenke reicht, dem vergilt es solche wiederum, schenkt ihm Gespinste oder Strickwaaren, welche sich wunderbar vermehren und Glück und Segen ins Haus bringen. Zuweilen steht man auch ein verwimmertes Männchen Holz aus dem Rücken tragen, und wenn es die Holzhauer unterstützen wollen, ertönt ein schallendes Gelächter und die Armen versinken im Sumpfe. Diesem schlägt die Axt vom Helm, jenem zerspringt das Sägeblatt etc.

Einst hütete eine Kuhhirtin am Buschrande das Vieh und spann, da bittet ein Buschweibchen sie zu kämmen, wofür sie ihr auch eine Spille vollspinnen wolle: Beides geschied. Als nun des Abends die Hirtin das Garn abweist und ein Strähn, ein zweiter, ein dritter geweift und noch mehr vorhanden ist, ruft sie aus: „den Donner, das hat auch gar kein Ende!“ und siehe da, die Unverständige hatte ihren Lohn weg denn das Garn ging bald auf. Ueberhaupt durfte man bei [202] solchen öfters als Geschenk von ihnen gewährten Knäulen nicht das Ende aufsuchen, weil es dann bald zu finden war während der Knaul, ohne daß darnach geforscht wurde, fortwährend aushielt. Ein gleicher Dienst wurde von einem andern Buschweibchen durch eine Schürze voll Laub belohnt, doch als die Hirtin dieses als unnütz weggeworfen hat, und nach Hause gekommen, an ihrer Schürze noch ein Goldstück bemerkt, sieht sie ein, was sie wegwarf, konnte aber das Weggeworfene nicht wiederfinden. Ein am Forste bei Spitzkunnersdorf pflügender Bauer sieht einst die Buschweibchen eifrig mit Anstalten zum Kuchenbacken beschäftigt, und bittet endlich, ihm auch einen solchen zu backen, sie versprachen es, und er fand den Morgen darauf einen schönen Kuchen auf einem Ackerraine.