Die Malaien (Das Ausland, 1828)

Textdaten
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Titel: Die Malaien
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aus: Das Ausland, Nr. 108 S. 432
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Malaien.

Eine sonderbare Gewohnheit, die den Malaien eigenthümlich ist, obgleich sie an mehrere seit uralten Zeit im ganzen Orient verbreitete Sitten erinnert, ist ihre Abneigung ihren eigenen Namen, oder den ihrer Eltern zu nennen, auch dann wenn sie ausdrücklich nach demselben gefragt werden, es sey im Privatleben oder selbst vor Gericht. Nachdem ich schon öfters von dieser Abneigung und Scham der Eingebornen gehört hatte, erzählt der Oberst Nahuijs in seinen Briefen over Bencoolen (S. 107.) wollte ich mich durch eigene Erfahrung überzeugen, was daran wäre, und ich fand, daß das mir hierüber Mitgetheilte in der That seinen vollen Grund hatte. So fing ich eines Tages mit einem Malaiischen Kaufmann, den ich mehrere Male im Comptoir des Herrn v. d. V. getroffen hatte, als ich ihn vor seiner Hausthür stehen fand, ein freundschaftliches Gespräch an, worin ich ihm zu erkennen gab, daß ich bis auf diese Stunde seinen Namen noch nicht wüßte, obwohl ich ihn schon so oft gesehen habe, und daher wünschte, denselben von ihm zu hören. „O meinen Namen,“ antwortete er stammelnd und verlegen, „den weiß Herr v. d. V. schon lange; denn ich bin ein sehr alter Freund und Bekannter von ihm.“ Und so würde mein guter Malaie noch lange fortgefahren haben, um mich von meiner Frage abzuleiten; doch gelang ihm dieß nicht, indem ich ihn unterbrach, daß es mir sehr angenehm sey, diesen Umstand von ihm zu vernehmen, daß ich dadurch aber über seinen Namen noch keine Aufklärung erhielte und daß ich ihn daher bitte, mich denselben wissen zu lassen. Ganz aus dem Felde geschlagen, schlüpfte er jetzt, da er keine Ausflucht mehr wußte, in sein Haus und sandte mir einen seiner Diener oder Angehörigen zu, der mir denn seinen Namen mittheilte.

Auch in Europa galt es zur Zeit der Kreuzzüge und früher dem Ritter für eine Schmach, wenn er seinen Namen nennen mußte; und wir finden daher häufig Stellen in den Heldengedichten des Mittelalters, die sich auf diesen Gebrauch beziehen. Erst niedergekämpft, gab der überwundene Ritter seinen Namen als Preis für sein Leben, wenn er nicht dieses, sieglos, verschmähte. <poem> Also sprach da Heime: Nun sagt mir euern Namen, Werther Ritter edel, deß dürft ihr euch nicht schamen; Sinnt ich euch an dem Schilde und Wappen nicht erkennen kann. Seyd ihr es von Berne, Herren Dietrichs Mann? Da sprach Alphart der junge: Es wär’ nicht gut gethan, Daß dazu mich bezänge ein einziger Mann, Daß ich ihm sagte Mähre, zurechte meinen Namen, Wer mein Geschlecht wäre; deß müßt ich mich immer schamen.[1]

  1. Alpharts Tod Str. 263–4.