Die Lebensversicherung auf der ganzen Erde

Textdaten
<<< >>>
Autor: H.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Lebensversicherung auf der ganzen Erde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 176
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[176] Die Lebensversicherung auf der ganzen Erde. Ludwig Walesrode hat im Jahrgang 1865 der Gartenlaube bei Gelegenheit seiner Schilderung von Arnoldi’s großem Bürgerwerke in Gotha über die Bedeutung des Instituts der Lebensversicherung so Belehrendes gesagt, daß unsere Leser sich gern eine etwas starke Zahlenreihe werden vorführen lassen, um dadurch einen Ueberblick über die Größe des bis zum Jahre 1868 erzielten Gesammtresultats der Lebensversicherung auf der ganzen Erde zu gewinnen. Theils nach amtlichen statistischen Erhebungen, theils nach sorgfältigen Schätzungen beträgt die Zahl der Capitalversicherungsanstalten sammt dem versicherten Capital in preußischen Thalern: in Großbritannien und Irland 170 mit 3000 Millionen, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 55 mit 1800 Millionen, in Frankreich 16 mit 415 Millionen, in Deutschland (worunter hier das Territorium des ehemaligen deutschen Bundes zu verstehen ist) 34 mit 350 Millionen, im übrigen Europa 25 mit 200 Millionen, und in der gesammten übrigen Welt 30 mit 250 Millionen.

Zeigen uns schon diese Zahlen, wie weit wir Deutschen in der Benutzung dieser so äußerst heilsamen volkswirthschaftlichen Anstalten – und folglich auch im Verständniß derselben – hinter Engländern und Nordamerikanern zurückstehen, so wird uns selbst eine Gleichstellung mit den Franzosen verwiesen, sobald wir die kolossale Gesammtversicherung von mehr als 6000 Millionen Thalern auf die Bevölkerung der betheiligten Territorien uns repartirt denken. Darnach kommt von der Gesammtbevölkerung versichertes Capital auf den Kopf in Großbritannien und Irland bei 30 Millionen 100 Thaler, in den Vereinigten Staaten bei 32 Millionen 56,25, in Frankreich bei 38 Millionen 10,92, in Gesammt-Deutschland bei 50 Millionen nur 7 Thaler! Wenn auch das übrige Europa und die übrige Welt ein noch geringeres Verhältniß ergiebt, so ist das ein schlechter Trost für uns, die auf ihre Volksbildung so stolzen Deutschen, auf diesem praktischen Gebiet wieder einmal so gar unpraktisch dazustehen.

Die älteste Lebensversicherungsanstalt ist 1706 in der Amicable Society oder Perpetual Assurance auf Gegenseitigkeit gegründet. Die Engländer besaßen bereits fünfzehn Versicherungsanstalten, da 1829 La Compagnie d'assurances générales sur la vie in Paris auf Actien in’s Leben gerufen wurde; das erste derartige Institut auf deutschem Boden war „die allgemeine Versorgungsanstalt in Wien“, die im Verein mit der ersten österreichischen Sparcasse auf Gegenseitigkeit gegründet wurde. Gleichwohl war der Anfang schwach, und erst in Gotha wurde 1827 mit der „Lebensversicherungsbank für Deutschland“ ein Löwe geboren. Desto langsamer war die Nachfolge, denn solcher Löwen könnte das große deutsche Volk ein paar Dutzend brauchen. Am nächsten dem Gothaer Löwen scheint die Leipziger „Teutonia“ zu stehen, die sich, wie jener, soeben auch ihren eigenen Palast bauen will.

Die neueste Schrift über diesen hochwichtigen Gegenstand, ein „Theoretisch-praktisches Handbuch der Lebensversicherung“ von dem Professor W. Karup in Dresden, erscheint soeben bei Albert Fritsch in Leipzig und sollte von jeder Gemeinde angeschafft und zur möglichst allgemeinen Belehrung öffentlich aufgelegt und erklärt werden. H.