Textdaten
<<< >>>
Autor: Unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Kunst glücklich zu sein
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 51
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[51] Die Kunst glücklich zu sein. Es ist nicht das erste Mal, daß ein Werk des berühmten italienischen Gelehrten Paul Mantegazza in deutscher Uebersetzung erscheint; sein treffliches Reisewerk „Indien“ und andere seiner Schriften sind längst in den weitesten Kreisen bekannt. Nun ist auch seine Schrift „Die Kunst glücklich zu sein“ von Gad Ennelin ins Deutsche übertragen worden (Verlag von Hermann Costenoble in Jena) und wird dem Autor zu den alten Lorbeeren neue erwerben. Das Buch ist nicht umfangreich, aber voll treffender Gedanken, von welchen wir eine kleine Auslese hier wiedergeben. Das zwölfte Kapitel führt den Titel „Gesetzbuch des Glückes“ und enthält u. a. folgende „Paragraphen“:

Daß das Glück so selten, ist mehr Schuld der Menschen als der Verhältnisse.

Es giebt eben so wenig zwei gleiche Ansichten über Glück, als es zwei egale Menschen, zwei gleiche Blätter oder Sandkörner giebt.

Jeder soll auf seine Art glücklich sein, nicht nach der Schablone eines Andern.

Willst Du einen gutsitzenden Schuh haben, laß an Deinem eigenen Fuß Maß nehmen. Dasselbe gilt für das Glück.

Du wirst schnell und sicher glücklich, wenn Du zur Hauptbedingnug für das eigene Glück das der Andern machst.

Der Glückliche fordert nichts von Andern, quält und stört sie nicht, sondern verbreitet Fröhlichkeit und Wohlbehagen um sich.

Wenn die Menschen glücklich zu sein verstünden, wären viele jetzt nöthige Einrichtungen entbehrlich, von der barmherzigen Schwester bis zum Schutzmann, von den Arzneien bis zum Bettelbrief.

Die Kinder sind glücklich, weil sie nicht über ihr Glück nachdenken; die Erwachsenen sind es nicht, weil sie zu viel darüber grübeln.

Wer sein Glück auf eine einzige Sache koncentrirt, vereinfacht die Kunst, glücklich zu sein, kann aber leicht bankerott werden. Er ist wie der Bauer, der nur Einerlei auf seinem Boden baut. Wenn dies mißräth, kann er Hungers sterben.

Der Glückliche ist wie der gesegnete Boden Toscana’s, der zu gleicher Zeit Korn, Oel und Wein trägt.

Wie in der Natur alles Lebendige klein in seinen Uranfängen ist, aber zum Wachsen und Fortkommen befähigt und voller Lebenswärme – so sollte es auch mit dem Glücke sein.

Statt über Dich zu blicken, schau um Dich und hinter Dich.

Die Hoffnung ist ein Wechsel auf Glück und so lange er nicht fällig erklärt worden, hat er an alten Orten der Welt Gültigkeit.

Hast Du kein Haus, so sammele Bausteine für eins; hast Du keine Bausteine, so zeichne auf dem Papier einen Plan. Jeder sollte in Gedanken einen Plan, ein Ziel haben.

Nicht alle Blüthen werden zu Früchten; aber sie sind trotzdem schön und voller Duft.

Das Glück erfreut sich der Gegenwart und hofft auf die Zukunft.

Wenn das Glück ein Wappen hätte, würde ich mit ehernen Zeichen die drei Worte, die für mich die Kunst und die Philosophie des Glückes in sich schließen, darauf schreiben. Bei wenigem viel.

**