Die Körnerhalle in Wöbbelin

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Titel: Die Körnerhalle in Wöbbelin
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 623–624
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[623] Die Körnerhalle in Wöbbelin. Als im Jahre 1863 am Todestage unseres Heldensängers gleichsam ganz Deutschland nach seinem Grabe in Wöbbelin zog, um die fünfzigjährige Gedenkfeier der Befreiung Deutschlands hier in voller Begeisterung zu halten, da brachten so Viele, Einzelne sowohl, als Repräsentanten ganzer Vereine, ein Ehrendenkzeichen ihrer Hochachtung und Liebe mit, um es am Grabe niederzulegen. Aber sollten alle diese Liebesgaben hier verkommen in Wind und Wetter, in Staub [624] und Regen? „Das sei ferne!“ meinten die alten Kampfgenossen Körner’s, die auch am Grabe standen. Deutschland müsse vielmehr hier eine Halle errichten zur Aufnahme und Bewahrung aller dieser vielen, meist so sinnigen Erinnerungsdenkmale, damit dieselben noch späteren Geschlechtern Zeugniß ablegen könnten, wie ihre Vater es verstanden, ihre großen Todten zu ehren. Ein Comité in Ludwigslust wurde deshalb beauftragt, zunächst öffentlich alle Verehrer Körner’s um Gaben für diesen Zweck anzusprechen und dann später die Ausführung des Baues in die Hand zu nehmen, respective zu überwachen. Am 26. August 1865 ward der Grundstein gelegt und am selben Tage dieses Jahres der vollendete Bau eingeweiht.

Den Schmuck der Halle bilden neben einzelnen Körner-Reliquien eine große Anzahl von Gedenkzeichen, die vorzugsweise im Jahre 1863 hierher getragen und gesendet sind. Zuerst nenne ich Körner’s „Eisenbraut“, erst in neuester Zeit der Halle geschenkt von Herrn Freidank auf Pollnow bei Rotzow in Hinterpommern, mit der ausdrücklichen Bedingung, das Schwert an Körner’s Geburts- und Sterbetage jedesmal frisch zu bekränzen. Ein grüner Lorbeerkranz bestätigte für diesmal die Erfüllung dieser Bedingung. Herr Hofrath Dr. Förster in Berlin hatte ebenfalls vor Kurzem gesendet: Körner’s Tschako, Feldmütze (schon sehr defect), Stiefeln (sehr gut erhalten), Trinkglas und einen Briefbeschwerer aus Marmor, der von Körner selbst gearbeitet und 1809 der Mutter zum Geburtstag geschenkt war.

Von den sehr zahlreichen Ehrendenkmalen ist hauptsächlich Körner’s von seiner Schwester in Oel gemaltes Brustbild zu erwähnen. Dasselbe hatte bisher in der Gemäldegalerie im Schlosse zu Ludwigslust gehangen. Ferner das Portrait seiner Pflegerin nach seiner Verwundung bei Kitzen. Die Tische unter den Fenstern an den beiden Querseiten liegen und die Wände hängen gedrängt voll von Kränzen, die aus Lorbeerblättern, Eichenlaub, Immortellen, Myrthen, Rosen, Cypressen etc. zum Theil sehr künstlich gewunden sind, an denen allen aber der Zahn der Zeit schon mehr oder weniger kräftig genagt hat. Eine Ausnahme hiervon machen die aus künstlichen Blättern oder Blumen angefertigten, und sehr gut erhalten sind natürlich die von Metall. Einen vergoldeten Silberkranz sandten die Frauen und Jungfrauen von Spandau. Außerdem legten hier Silberkränze nieder: der Central-Ausschuß zu Ludwigslust, die Studirenden der Kunstakademie zu Dresden, der Schützenverein in Klütz (Mecklenburg) und der Männergesangverein in Neustadt (Mecklenburg); silberne Leier und Schwert in Etuis der Gesangverein Eintracht in Malchin (Mecklenburg). Unter den Einzelspendern von Kränzen hebe ich hervor: Die Tochter Schiller’s, Freifrau Emilie v. Gleichen-Rußwurm; Chr. Jul. Körner, Dr. med in Meldorf (Süderdithmarschen); Anna Kath. Sauerteig in Hamburg, Marketenderin im Lützow’schen Corps; M. v. Weber’s Söhne; Fritz Reuter und Frau in Eisenach; Amalie Oertling geb. Körner in Schwerin; Antonie Arneth geb. Adamberger in Wien (Körner’s Braut). Eine Kürbisfeldflasche der Lützower stiftete der Veteran Strielack in Güstrow; eine Gedenktafel von weißem Marmor, Widmung in Goldbuchstaben, der Kölner Männergesangverein. Einen Epheukranz von Lützow’s Grabe sandte die Turngenossenschaft Friesen und Hermann. Der Katalog zählt fast zweihundert Nummern, in denen neben den meisten bedeutenden Städten Deutschlands auch die Stadt Jassy vertreten ist, Ein prachtvolles Votivbuch, ein wahres Meisterstück seiner Art, hat der Centralausschuß der 1863er Jubelfeier hier niedergelegt. Die Namen von Tausenden von Besuchern stehen darin und geben Zeugniß, daß wir Deutsche „unsere treuen Todten nicht vergessen“.