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Autor: Ludwig Altenbernd
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Titel: Die Hünenkapelle
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aus: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Meyer
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Erscheinungsort: Detmold
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Quelle: LLB Detmold, Commons
Kurzbeschreibung:
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Die Hünenkapelle.

Zerstreute Trümmer, band- und mörtellos,
Gesunkne Pfeiler, eingefallne Bogen,
Umwuchert von Gestrüpp, von Haid’ und Moos
Vielleicht seit tausend Jahren überzogen;

5
Rings um des Berges sturmgepeitschten Grat

Die überwachsnen steinerbauten Wälle,
In ihrem Kreise diese Trümmersaat,
Genannt die Hünenkirche, die Kapelle;

Fern des Cheruskers Bild am dunkeln Teut,

10
Um dessen Gipfel sonn’ge Lichter schwanken,

Verklärend ihn, so scheint’s, von Zeit zu Zeit,
Gleich wie des Weisen Stirne die Gedanken: –
Hier weht’s wie Odem alter Zeit, fürwahr,
Wie das Geflüster langentschwundner Tage,

15
Doch das Verborgne macht’s nicht offenbar,

Hier schweigt der Stein und stumm ist selbst die Sage.

Ob einst mit dem Gebraus des Abendwinds
Sich einte hier des Kriegeshorns Geschmetter,
Wenn auf dem Plan die Schaaren Wittekinds

20
Um Sieg anriefen ihre heim’schen Götter?

Ob hier am ersten christlichen Altar
Der Dankeshymnus scholl siegreicher Franken,
Nachdem der Sachsen Reihen, Schaar um Schaar,
Im Kampf für ihren Heerd und Glauben sanken?

25
Ob einst in dem zerbröckelten Gestein,

Tiefsinnend über dunkeln Zeichen hockend,
Ein Klausner lebte, mit dem Heil’genschein
Die Gläub’gen durch den Sand der Senne lockend? –
Grau liegt der Schleier der Vergessenheit

30
Auf diesem Steingetrümmer, jenen Grüften,

Die in der braunen Haide rings verstreut,
Und keine Hand vermag es, ihn zu lüften.

Vom Thal herüber tönt der Glocke Klang,
Ich sah im Geiste gläub’ge Schaaren ziehen

35
Den Berg hinan in andachtsvollem Drang

Und still auf dem geweihten Boden knieen.
Ob Heid’, ob Christ – kein Kömling weist zurück
Den Wanderer von dieses Betraums Schwelle.
Die Glocke schweigt, ein letzter Sonnenblick,

40
Und wie ein Amen hallt’s durch die Kapelle.


 L. Altenbernd.

[29]

Die Hünenkappelle.