Die Gründung des Klosters Marienstern

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Gründung des Klosters Marienstern
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 289–290
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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880) Die Gründung des Klosters Marienstern.

Dlugoss. Hist. Polon. I. 193. Frenzel bei Hoffmann. Scr. Lus. T. II. p. 50. Sintenis, Oberlausitz Bd. I. S. 57. sq. Carpzov’s Ehrentempel, Bd. I. S. 329. sq. Grosser, Laus. Merkw. Bd. II. S. 12. III. S. 32. Gräve S. 163. Köhler a. a. O. S. 126. Poetisch aufg. in Otto’s Nachlaß. Lpz. 1827. S. 306. u. Lausitz. Mag. 1832. S. 217. u. v. Burkhard Gedichte. 1843. S. 198. und Segnitz, Bd. I. S. 188 cf. v. Weber’s Archiv f. Sächs. Gesch. Bd. IV S. 85. fgg.

Das Kloster Marienstern soll von drei Herren von Camenz, Witigo, Burchard und Bernhard erbaut und reichlich [290] begabt worden sein, und die Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg haben diese Schenkung 1264 zu Guben verbrieft. Der eigentliche Grund der Erbauung soll aber folgender gewesen sein. Einst jagte Bernhard von Camenz in den dichten Forsten, welche sich in der Nähe der Dörfer Puschwitz und Kuckau befinden. Da traf er auf einen gewaltigen Eber, den er mit seinem Jagdspieße zwar verwundete, aber doch nur so, daß es dem geängstigten Thiere gelang, sich in das Dickicht zu flüchten. Von Jagdlust ergriffen, eilte der Ritter ihm nach, allein er ließ sich zu weit von seinem Eifer fortreißen, und auf einmal sah er sich in einer ihm völlig unbekannten Gegend mit sumpfigem und modrigem Boden. Zum Unglück brach auch der Abend herein, ein furchtbarer Regenguß stürzte vom Himmel, und der Graf, welcher keinen Ausweg wußte, versank mit seinem Rosse immer tiefer in den Morast. Er durchwachte, von der furchtbarsten Angst gefoltert, die ganze Nacht, und als nun das erste Morgenroth durch die Gipfel der hohen Bäume drang, da gelobte er der heiligen Jungfrau, wenn sie ihm vom Hungertode in dieser Einöde retten wolle, ein Kloster in dieser Wildniß zu erbauen. Da schien es ihm plötzlich, als schwebe die Jungfrau hoch über dem Morgenstern in himmlischem Lichte über ihn, noch einmal spornte er sein mattes Roß zum letzten Rettungsversuche, und siehe, auf einmal ward der Boden fest wie Stein, und so trug ihn sein Roß unbeschädigt auf’s feste Land. Er vergaß aber sein Gelübde nicht, ließ den Morast austrocknen, das Holz ausroden, und legte im Jahre 1264 den Grund zu dem Nonnenkloster, welches er 1284 glücklich vollendete, und zur Erinnerung an seine Rettung Marien- oder Morgenstern nannte. Er selbst aber starb als der 27ste Bischof von Meißen am 12. October 1321.[1]


  1. Ziemlich ähnlich ist die Geschichte von dem Ursprunge des schlesischen Klosters Trebnitz. (S. Gödsche, Schles. Legendenschatz. Meißen 1839. 8. S. 60. u. mein Sagenbuch d. Preuß. Staates Bd. II. Nr. 181. S. 195.)