Textdaten
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Autor: Emil Adolf Roßmäßler
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Titel: Die Gebeine der Erde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 687
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[687] Die Gebeine der Erde. So nennt der alte Homer die Gesteine, als einer seiner Helden mit dem Fuße wider sie gestoßen war. Die Vergleichung ist nicht übel, wenn schon wie jede insofern hinkend, als dann das Fleisch, welches der lockere Erdboden sein muß, um das Skelett der Erde an sehr vielen Stellen nur spärlich und dünn vertheilt ist. Ich nehme aber jetzt nach einer andern Seite die Zulässigkeit der Vergleichung in Anspruch; nämlich hinsichtlich der für beide Vergleichungshälften gleich geltenden Verpflichtung für uns Menschen, das Knochengerüst unseres Leibes wie das unseres gemeinsamen Wohnplatzes und Ernährers zu kennen.

Wie die Menschenkunde (Anthropologie) als einen besonderen Zweig die Knochenlehre einschließt, so gehört zur Erdgeschichte (Geologie) als ein wichtiges Glied die Gesteinslehre, welche die Gesteine kennen lehrt, aus denen die Oberfläche der Erde, denn mehr kennen wir ja nicht, zusammengesetzt ist.

Granit, Porphyr, Basalt und so manche andere sind in Aller Munde lebende Namen, ohne daß sie jedoch das rechte Leben haben. Dieses erhalten sie erst durch Kenntniß derjenigen Gesteine, welche jene Namen tragen. Die genaueste Beschreibung vermag es nicht, eine jede Verwechselung ausschließende Kenntniß der Gesteinsarten zu gewähren. Abbildungen, sonst in den meisten Fällen wirksamer, als die besten Beschreibungen, sind hier vollkommen unbrauchbar, weshalb es auch Niemand einfällt, die genannten und andere Gesteine durch Bilder zu veranschaulichen. Hier muß die Natur selbst und unmittelbar eintreten.

Neben den verkäuflichen Sammlungen von Pflanzen und Thieren hat es denn auch schon seit langer Zeit dergleichen von Steinen gegeben. Solche Sammlungen haben aber nur einen sehr untergeordneten Werth, weil man dem Steine nicht ansehen kann, welche Rolle er bei den verschiedenen Abschnitten der Bildungsgeschichte der Erde spielt. Man war darum genöthigt, den Steinsammlungen, wenn man damit eine Nachweisung ihrer erdgeschichtlichen Bedeutung verbinden wollte, belehrende Verzeichnisse beizugeben. Sollen aber diese Verzeichnisse nicht zu kleinen Büchern anschwellen, so können sie ihren Zweck nicht erreichen.

Es ist darum ein glücklicher Gedanke zu nennen, daß man Steinsammlungen in den Verkehr bringt, welche als Belege zu bereits verbreiteten Büchern gelten.

Dies ist – meines Wissens in dieser Weise zum ersten Male – mit zwei Büchern zugleich geschehen. Mit des Unterzeichneten „Geschichte der Erde“ (Frankfurt a. M. bei Meidinger) und mit „von Schuberts Naturgeschichte.“

Bei der herannahenden Weihnachtszeit wird es manchem Vater erwünscht sein, auf ein nützliches Geschenk für die Seinigen hingewiesen zu werden. Daher trage ich kein Bedenken, wenigstens über die eine dieser Samnmlungen, von welcher mir durch die Güte des Herrn Herausgebers ein Exemplar vorliegt, in der Gartenlaube Erwähnung zu thun, und dabei zugleich dem Herausgeber meinen Dank öffentlich auszusprechen, daß er dadurch meinem Buche einen Vorzug vor andern auch noch so vortrefflichen Werken verliehen hat.

Mit der Bezeichnung „Sammlung von 50 Felsarten, als erläuternde Belege zu E. A. Roßmäßler, Geschichte der Erde,“ sind in einem sauberen Kästchen von den wichtigsten in meinem Buche beschriebenen Gesteinen kleine aber instruktive Exemplare enthalten. Aus einem beilegenden Verzeichnisse ist hinter jedem Namen durch die Seitenzahl auf die Stelle meines Buches verwiesen, wo von dem betreffenden Steine geredet ist. Die Sammlung ist nach Anleitung des Buches in erdgeschichtlicher Folge von den ältesten bis zu den jüngsten Formationen geordnet, so daß ein Blick auf die Sammlung zugleich eine verkörperte Uebersicht oder Repetition des Buches gewährt.

Wie sehr durch solche Sammlungen ein Buch, zu dessen Text die Gesteine Seite für Seite die Veranschaulichung bieten, beim Durchlesen gewinnen müsse, liegt auf der Hand.

Die Sammlung zu dem v. Schubert’schen Buche kenne ich nicht; doch ist nicht zu bezweifeln, daß sie mit derselben Sachkenntniß wie jene zusammengestellt sein werde. Sie enthält ebenfalls 50 Arten, welche „Mineralien“ genannt sind, also wahrscheinlich oryktognostischer Natur sein werden. Den Commissions-Debit beider Sammlungen hat die Buchhandlung von L. Garcke in Hamburg und Leipzig übernommen, von der laut dem Verzeichnis so wie durch jede Buchhandlung jede für 1 Thlr. 15 Sgr. zu beziehen ist.

E. A. Roßmäßler.