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Autor: Verschiedene
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Titel: Die Gartenlaube
Untertitel: Illustrirtes Familienblatt
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Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum: 1854
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[139]

No. 13. 1854.
Die Gartenlaube.
Illustrirtes Familienblatt. – Verantwortl. Redakteur Ferdinand Stolle.
Wöchentlich 11/2 Bogen. Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 121/2 Ngr. zu beziehen.


An unsere Freunde!

Trotz des seit Neujahr vergrößerten Formats unsrer Gartenlaube, wodurch wir hofften hinreichenden Ranm für den mehr und mehr sich anhäufenden interessanten Stoff zu gewinnen, ist gleichwohl von unsern Lesern vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, daß anstatt des versprochenen Einen Bogens künftighin ein für alle Mal anderthalb Bogen geliefert werden möchte. Bei der brillanten Ausstattung und den kostbaren Original-Illustrationen ist dies aber für den Preis von vierteljährlich 10 Neugroschen (wovon dem Verleger nur Sieben Neugroschen zukamen) nicht mehr möglich; wir erhöhen deshalb vom 1. April ab den Quartalpreis um 21/2 Ngr., also auf

121/2 Ngr. oder 50 Xr. C.-Mz. pro Vierteljahr

und können uns wohl im Voraus der Billigung dieser Maßregel von allen unsern Freunden versichert halten. Die Gartenlaube ist nicht nur eins der schönst ausgestatteten und reichhaltigsten Blätter Deutschlands, sondern trotz dieser Erhöhung, wodurch sich der Preis der Nummer erst etwas über 9 Pfennige stellt, noch immer das billigste.

Leipzig, Mitte März 1854.
Die Redaction und Verlagshandlung. 
Diejenigen verehrten Abonnenten der Gartenlaube, welche die Zeitschrift semesterweise beziehen, haben mithin auf das zweite Quartal noch 21/2 Ngr. oder 8 Xr. C.-M. nachzuzahlen.
Die Verlagshandlung. 




Manuela.

Von A. G.
(Schluß.)

„Der Kopf dieser jungen Dame,“ bemerkte der Maler, „wird eine treffliche Studie für denjenigen der Madonna abgeben…“

„Ich glaube wohl,“ meinte der Jesuit trocken. „Ich werde also um zehn Uhr Abends kommen und Sie werden etwa der alten Inesilla Befehl geben, Sennor Martigues vom Garten her im Stillen unbemerkt einzuführen. Das Betzimmer hat ja eine Treppe nach der Allee hin…“

Manuela erhob sich aufgeregt.

„Mein Gemahl kommt!“ sagte sie, ihm entgegengehend. „Aber das fertige Bild kann nicht in die Kirche von Santa Fé kommen .…“

„Ich sende dasselbe nach der St. Laurentiuskirche in Vera-Cruz,“ flüsterte Isidor.

Der erste Schritt vom Pfade der Tugend war von Manuela angetreten – sie hatte ein Geheimniß, bei welchem ein fremder Mann ihr näher als der Gatte stand.

Don Felipe erschien, begrüßte kurz die Gäste und kündigte den Damen an, daß der Wagen zur Spazierfahrt bereit stehe. Isidor und der Maler empfahlen sich. Manuela und Josita stiegen in den Wagen, der blendend geschmückte Kutscher setzte sich auf das einzige Zugpferd und die Herren folgten langsam dem Fuhrwerke.

„Ich bin zu beschäftigt,“ meinte Isidor zögernd, „als daß ich die Missionsstunden mit Donna de Tegijo und Josita Esconnez zu gewohnter Stunde fortsetzen könnte…“

„In der That, mein Pater, Sie sind sehr gütig…“

„Ich werde erst um zehn Uhr Abends Gelegenheit finden… “

„Um zehn Uhr gehen wir zu Bett auf der Casa;“ war die Antwort.

„Ich glaube nicht, daß Donna Manuela Ihrer Meinung ist,“ bemerkte der Jesuit ruhig.

„Wollten Sie nicht die Güte haben, zu bestimmen, wie lange Ihre heiligen Anstrengungen vielleicht noch währen dürften?“

[140] fragte Felipe, dessen Antlitz dunkler gefärbt zu werden schien, als bisher.

.Die gnädige Frau hat gelobt …“

„Canario!“ lachte Felipe gezwungen. „Es ist doch eine schöne Sache um ein Gelübde. Pater Isidor, ich habe auch etwas gelobt… Wollen Sie aus reiner Gefälligkeit auch mir, dem Ungläubigen einen Rath ertheilen?“

„Ich thue meine Pflicht auch gegen Heiden, Eure Herrlichkeit.“

„Sie sind Jesuit …“ fuhr Felipe nachdrucksvoll fort.

„Lehren Sie nicht, daß der Zweck die Mittel heiligt, … daß ich ein Verbrechen begehen kann. ohne zu sündigen, wenn ein edler guter Zweck erreicht wird? …“

Isidor ward blaß.

„Die Kirche lehrt.“ sagte er feierlich, „daß kein noch so guter Zweck ein verwerfliches Mittel entsündigt … Sie lehrt noch mehr: daß es keine Nöthigung zu einem Verbrechen geben kann, daß ein Verbrechen Thorheit und Unsinn ist, denn nur durch gute Werke erreicht man Zwecke, Früchte derselben und durch ein Verbrechen wird stets der Zweck vereitelt, zu dessen Ende dasselbe begangen wurde. Die böse That ist also in sich nichtig. Sie hebt durch ihren Erfolg sich selbst auf und dem Verbrecher bleibt nichts als der Fluch seiner Sünde, während er den Preis seiner That durch die That selbst verliert … Sanct Chrysostomus …“

„Bitte, Herr Compadre, Gevatter!“ rief Felipe. „Rechnen Sie die Wonne für nichts, eine Schlange zu zertreten und ein wehrloses Geschöpf zugleich schützen, daß dasselbe gebissen wird! Ich danke Ihnen für Ihren Rath und empfehle Ihnen, oft darüber nachzudenken, besonders über den Punkt, wenn an sich gut Mittel zur Erreichung böser Zwecke gebraucht werden. Adios.“

„Im Grunde scheint Don Felipe,“ meinte der Maler, welcher sorgfältig die Trümmer seines „Künstlerstabes“ trug, „ebenso bigott, als seine Frau … Wie würde er sonst über geistliche Angelegenheiten eifrig disputiren?“

„Sehr wahr, Sennor!“ sagte Isidor ernst.

„Aber gewiß.“ fuhr der Künstler fort … Ich habe sonst nie eine Frau ohne elegante Taille leiden gekonnt … Wie ist es möglich, wie Manuela so unendlich reizend und zugleich so fleischig zu sein? Ich denke doch nicht, daß dies anmuthige Gefühl, das mich bei der Betrachtung der Dame unwillkürlich ergriff, auf Rechnung eines durch klimatische Einflüsse verschlechterten Kunstgeschmacks kommt?“

„Fürchten Sie das?“ fragte der Jesuit, die Oberlippe emporwerfend.

Don Felipe ging neben dem Fuhrwerke.

„Manuelita,“ sagte er mit völlig veränderter Stimme, „Du hast jenes Bild bestellt?“

„Nein!“

„Du wirst Deine Missionsstunden von zehn Uhr bis Mitternacht halten?“

„Ja!“

Felipe drehte sich um und ging durch das Gehölz nach dem Arroyo, dem Bach, starrte in die Wellen, schlenderte durch die Wiesen und ging nach Hause, um sich in seinem Zimmer einzuschließen.

Als die Dunkelheit eingetreten war, machten sich ihrerseits Pater Isidor und der Maler von Santa Fé aus auf den Weg nach der Casa vieja[WS 1] de Tegijo. Inesilla empfing Hector de Martigues am Rande des Gehölzes und führte ihn ohne Schwierigkeit unbemerkt zu dem Betzimmer im obern Stock, wo der Maler sofort seine Vorrichtungen für seine Arbeit begann. Pater Isidor ging, seiner Gewohnheit nach über den weiten Hof. Als ihn Manuela kommen sah, eilte sie nach dem Zimmer Don Felipe’s, um für die Dauer ihrer Andachtsstunden wie stets Abschied zu nehmen. Felipe’s Thür blieb verschlossen. Mit beklommenem Herzen empfing die Dame ihre späten Gäste. Nach ungefähr einer Stunde erschien Inesilla im Betzimmer, und sagte dem Jesuiten: Roxo, der Diener des Herrn habe so eben die Nachricht gebracht, ein Bauer aus Santa Fé sei da. und bitte den Pater, seiner Frau das letzte Sacrament zu geben. Isidor erhob sich sofort, indeß er Martigues bat, sich in seiner Arbeit nicht stören zu lassen.

Der Priester verließ die Casa und sah sich vergebens nach dem Boten um. Es war eine helle Nacht, obgleich der Mond nicht schien; dunkel und durchsichtig in strahlender, tiefblauer Färbung spannte sich der Himmel aus, und gerade vor sich sah der Priester sich das Sternenkreuz des Südens über den Horizont erheben. Er blieb unwillkürlich stehen und versank in Betrachtung; dann schritt er eilig unter den Bäumen fort. von denen Feuerfunken herabstoben – leuchtende Insekten, die der Cenzontla, der nächtlichen Sängerin, zu entrinnen strebten, die Feuer ißt, um glühender zu singen.

Isidor stand vor dem Bach, über den ein schmaler Steg führte, als aus dem Ufergebüsch eine abenteuerliche Gestalt hervortrat, welche einen großen ersichtlich schweren ledernen Eimer in der Hand und einen großen, gefüllten Sack unter dem andern Arme trug. Der Mensch ließ nur halb sein Negergesicht unter dem Hute hervor sehen; er trug die Jacke von zottigem Wollenzeuge, wie sie die Hirten der großen Pferde- und Ochsenheerden haben. Pater Isidor kannte den Mann nicht, zauderte, als sein Gruß zur guten Nacht mit Stillschweigen erwiedert wurde und fragte mit lauterer Stimme:

„Compadre!“ Du bist doch nicht der Bote von Santa Fé?“

Quien sabe? Wer weiß es?“ – Dies ewig wiederkehrende Sprüchwort des Mexikaners ward mit rauhem Tone gesprochen.

Der Jesuit war keineswegs furchtsam; dennoch überkam ihn eine fatale Empfindung und er ging so rasch als möglich über den Steg, dem der Fremde nur einen Fußtritt zu geben nöthig hatte, um den Hinüberschreitenden wie in eine Theaterversenkung in den tiefen, reißenden Bach verschwinden zu machen. Der Neger folgte ihm schnell, setzte seinen Eimer vorsichtig auf die Wiese und legte den Sack daneben. Isidor sah sich neugierig um, was der Geheimnißvolle beginne.

Der Pater hatte kaum Zeit sich umzuwenden und einen Angstruf auszustoßen, als der Fremde mit einigen energischen Sprüngen gleich einem erbitterten Puma sich auf ihn stürzte. In nächster Secunde wälzten sich Beide auf dem Rasen. Pater Isidor war, wie alle Jesuitenschüler vortrefflich in allen Leibesübungen geschult, aber er fand, daß er es hier mit einem Gegner von weit überlegener Kraft zu thun habe. Indeß er sich unter den Fäusten und Knieen des Angreifers aufzurichten strebte, sah er einen Dolch in den Händen des Angreifers glänzen, er glaubte jede Secunde das Eisen in seine Brust eindringen zu fühlen und die Todesangst ließ ihm Kräfte finden, sich auf die Füße zu erheben. Der Hut war seinem Gegner vom Kopfe gefallen: er sah das wirre Haar desselben, das blitzende Weiß seiner Augen und die schimmernden Zahnreihen in dem dunklen Gesicht.

„Abájo la capa, Carajo! Herunter mit dem Habit, Canaille!“ stöhnte der Fremde, die Faust, welche das Collino des Jesuiten gepackt hielt, fester schließend, so daß diesem der Athem ausging, indeß er in der andern Hand den Stahl hob.

Pater Isidor zog sein Oberkleid aus.

„Und die Weste!“ lautete der fernere Befehl.

Abermals gehorchte der Priester.

„Fort mit dem Hemde!“

„Willst Du einen Priester entehren und ihn nackend machen!“ schrie der Pater, indeß er seinen Muth wieder fand und die Hand des Räubers faßte, die den Dolch hielt.

„Si, por la Santa Madre, Maldito! Ja., bei der heiligen Mutter, Verdammter, das will ich, oder Du wirst ein Sangràdo, ein Blutiger.“

Abermals kam der erschöpfte Jesuit zur Erde. Er fühlte nur noch, daß der Hosenträger abgeschnitten und das Hemd ihm theilweise von Schultern und Armen herabgerissen wurde. Im nächsten Augenblicke sah und hörte er nicht mehr, denn eine stinkende Flüssigkeit ward über seinen Kopf und seinen Oberkörper ausgegossen. Instinktmäßig stand er auf, als er sich nicht mehr festgehalten fühlte und suchte die klebrige Flüssigkeit aus seinen Augen zu entfernen.

Der Andere hielt seinen Eimer in der Hand und ging rund um den Wehrlosen, und goß ihm den Rest der schwarzen Brühe auf Rücken und Brust, in der Weise, wie etwa ein Kutscher sein Fuhrwerk angießt, das er reinigen will. Der Pater war glänzend schwarz bis zum Gürtel, über welchen die zerfetzten Hemdärmel herabhingen und der Theer – denn hiermit ward Isidor decorirt – floß in dicken Streifen an den weißen Beinkleidern des Jesuiten hinab. Hierauf nahm der Fremde seinen Sack und schüttelte [141] eine große Wolke von Federn auf den Gemißhandelten herab und klebte ihm Hände voll von Federn da auf, wo sie zu fehlen schienen. Pater Isidor war in das seltsamste Ungeheuer verwandelt, in einen in das Tragische übersetzten Papageno aus der Zauberflöte, in einen Riesenvogel mit gesträubten weißen Federn, der jetzt in der Richtung nach Santa Fé zu, dessen ersten Häuser kaum dreihundert Schritte entfernt sein mochten, zu laufen anfing. Er hielt die Arme emporgehoben, um die Federn wenigstens vom Gesicht zu entfernen und die fliegenden Hemdärmel machten daher den Eindruck eines zweiten Armpaares…

Der Uebelthäter kehrte zum Bach zurück, wusch sich das Gesicht und Don Felipe’s Züge wurden sichtbar. Er warf Sack und Eimer von sich und eilte laufend nach der Casa vieja[WS 2], beschwichtigte die Hunde und kam unbemerkt auf sein Zimmer zurück. Don Felipe legte sich mit der Gewißheit nieder, daß Pater Isidor keine vierundzwanzig Stunden mehr in Santa Fé verweilen könne, sobald sein Abenteuer bekannt werde. Die Väter Jesu in Vera-Cruz ließen einen so geschändeten Bruder in Santa Fé sicher nicht wieder vor den Altar treten, sondern würden sich beeilen, denselben so weit als möglich von dem Schauplatz seines Unfalls zu entfernen. Und wie sollte der „Vogel“ sich nicht zeigen müssen? Sein Hauswirth, der Gewürzkrämer, oder irgend ein Anderer, dessen Wohnung er betrat, mußten ihn sehen – und schweigen hat kein Mexikaner gelernt. Auch nicht nach dem Gasthaus, wo Martigues wohnte, konnte der Arme ohne gesehen zu werden …

Isidor erreichte Santa Fé und lief einem fremden Maulthiertreiber entgegen, der sich wegen der Hitze am Tage mit seinen fünf oder sechs beladenen Thieren schon um Mitternacht auf den Marsch begeben hatte, um die Straße nach Acanosika zu verfolgen. Der Arriero stutzte und erschrak vor dem seltsamen Gespenst und rief ihm: „Halt!“ entgegen, indeß er seinen Carabiner von dem Sattel seines Thieren nahm. Isidor lief vorwärts und winkte mit der Hand – um sich sofort auf der Straße zu wälzen, während ein Schuß durch die Mitte der Nacht krachte. Der Pater blieb als eine träge Masse unbeweglich, als die Menschen aus den Häusern stürzten und sich um den Getroffenen bemühten.

Hector de Martigues hatte indeß emsig gearbeitet und das Portrait Josita’s, welches er für die Madonna seines Bildes benutzen wollte, war unter seinem gewandten Crayon entstanden.

Er empfahl sich und kam, von Inesilla geführt aus dem Garten in’s Freie und traf eben in Santa Fé ein. als so ziemlich die ganze Bevölkerung sich auf der Straße um die Leiche des „getheerfederten“ Pater Isidor versammelt hatte.

Der arme Maulthiertreiber ward zuerst festgehalten und entging nur durch die Anstrengungen des Alcaden dem Schicksal, sofort aufgeknüpft zu werden. Es war einleuchtend, daß der Maultiertreiber mit den Theerfedern nichts zu thun gehabt hatte, und in fieberischer Aufregung suchte der Scharfsinn des Volks den Urheber dieser Grundursache des Mordes. Es änderte nichts an der Erbitterung der Leute von Santa Fé. daß Pater Isidor noch athmete … Die Kugel hatte die Schläfe schwer gestreift und bewußtlos lag der Arme auf seinem Lager ausgestreckt …

Da richtete sich der Verdacht auf den fremden Maler, den Begleiter des Pater auf feinen Spazierwegen. Er war spät mit Isidor fortgegangen, war nicht nach Hause gekommen und hatte sich erst dann gezeigt, als Isidor in seinem Blute lag. Wo war der Fremde gewesen? Martigues war nichts weniger als ein Held und er beging die Unvorsichtigkeit, sich am folgenden Tage in aller Stille nach Vera-Cruz auf den Weg zu machen. Es war nichts natürlicher, als daß er im Laufe desselben Tages noch von berittenen Imrocho’s eingeholt und in’s Gefängniß zu Assencion geführt wurde. Von hier aus schrieb er an Manuela folgenden Brief:

„Madame!

„Das Geschick des unglücklichen Pater Isidor ist Ihnen unzweifelhaft bekannt geworden. Ich befinde mich hier im Kerker, angeklagt, den Unglücklichen getheerfedert zu haben, und so die Ursache seiner tödtlichen Verwundung geworden zu sein. Ich berufe mich auf Ihre Herrlichkeit und auf Donna Josita des Esconnez. damit Sie mich durch Ihre Aussage befreien; denn wie furchtbar auch diese Angelegenheit ist. so würde ich doch ein Elender sein, die Ehre von Damen anders als durch ihre eigne Aussage zu gefährden. Ich werde daher bis zur Ankunft Ihrer Antwort schweigen.“

Manuela, von starrem Entsetzen über das Geschick des Jesuiten erfüllt, hatte bis zu dieser Minute keine Ahnung davon, daß Don Felipe der Frevler war, welcher dem Verwundeten jene Mißhandlung beifügte. Mit dem Briefe aber sah sie klar. Sie ging zu ihrem Gemahl, das Papier in der Hand, bleich wie eine Hostie. Felipe las und gab, keines Wortes mächtig, den Brief zurück.

„Was ist geschehen?“ stöhnte er endlich.

„Ja, so frage auch ich. Sennor! Und wir Beiden werden Antwort haben. Begleiten Sie mich und meine Schwester nach Santa Fé zum Corregidore …“

Don Felipe, betäubt, gehorchte und bald hielt das Fuhrwerk, welches die drei Menschen trug, vor dem Gerichtshause. um welches das Volk sich drängte. Als Don Felipe mit den Damen in das baufällige, düstere Gerichtszimmer trat, erblickte Felipe vor dem Corregidore aus dem Tische liegend seinen Dolch, den er am Bache in der vorigen Nacht in das Gras geworfen und später nicht wiederfinden gekonnt hatte. Auf einer Tragbahre lag, mit einem blutbefleckten Tuch zugedeckt, der Verwundete.

„Ich bin verloren!“ murmelte Felipe, als er seinen Dolch erblickte und Martigues vorgeführt wurde.

Manuela hob mit fester Hand das Tuch und heftete einen Blick voll Erbarmens auf die wachsbleichen Züge des Priesters und besah genau den Dolch, der ihr dargereicht wurde.

„Du wirst mich verderben!“ murmelte Felipe und fügte laut hinzu: „Bevor Donna Manuela und Josita ihre Aussagen für Sennor Martigues machen, verlange ich mit ihnen noch ein Wort allein zu reden.“

Mit finsterem Blicke führte der Corregidore die drei Menschen in ein vergittertes, mit Acten ausgestattetes Closet.

„Du bist’s!“ sagte Manuela fest. „Du bist schuldiger, als dieser stumpfsinnige Maulthiertreiber!“

Felipe fiel zu ihren Füßen.

„Klage Deine Schönheit an und meine Liebe; klage die verbrecherischen Gedanken dieses Priesters an; aber Du. Manuela, verdamme mich nicht …“ rief er. „Mein Leben steht in Deiner Hand und in derjenigen Josita’s. Ihr rettet mich, wenn Ihr betheuert, daß ich jene Unglücksstunde bei Euch zubrachte …“

„Du forderst unsere Seelen und diejenige Martigues;“ sagte Manuela, die Hände bewußtlos ringend. „Ich schwöre keinen Meineid. Martigues ist’s, der bei uns war und Josita malte. Unglückseliges Gelübde! Es gilt hier nur noch unsere, meine Ehre zu retten. Welche Frau würde nicht vor Schande vergehen, wenn sie genöthigt wird öffentlich zu gestehen, daß sie zur Nachtzeit einen fremden Mann, der kein Priester ist, bei sich empfangen hat? Wer wird glauben, Martigues sei nach der Casa gekommen um uns zu malen, da unser Ehrenzeuge Isidor ermordet ist? Wer wird glauben, daß Martigues von mir und Josita empfangen wurde? Ich werde eine Ehebrecherin heißen, oder Josita eine liederliche Dirne. Martigues Entschluß nur kann helfen, indeß er Josita für seine Braut erklärt und heirathet. Mit Dir, unglücklicher, geliebter Felipe, Du Abgott meines Herzens, sei ein Mächtigerer, als ich es bin … Möge Isidor genesen – er athmet noch und Gott ist allmächtig, der auch die Todten wieder erwecken kann … Aber Felipe“ – rief sie feierlich, „möge meine Schönheit ungesehen in verborgener Klosterzelle vergehen; möge das Eheband, das Dich zum Morde treiben kann, dem Bunde mit dem Himmel weichen … Nimm hier den letzten Kuß, den meine Lippen spenden, den letzten, der Dir und der Erde angehört.“

Manuela führte Martigues herein und legte seine Hand in diejenige Josita’s, um vor dem Corregidore ihre Aussage zu machen …




Isidor genaß langsam und Don Felipe ward seiner Haft entlassen und sah in Vera-Cruz Manuela’s schönes Haar unter der Scheere in der Klosterkirche der Ursulinerinnen fallen. Martigues, der Erbe von Manuela’s Gütern, war der glückliche Gemahl Josita’s geworden. Felipe litt es nicht mehr in Mexiko; er übersiedelte sich nach Brasilien. Nach langer Zeit empfing Schwester Manuela folgenden Brief von Felipe’s Hand:

[142]
„Manuela!

„Ich bin im Begriff, von der Erde zu scheiden. Pater Isidor sagte an jenem Tage: Die böse That hebt sich durch ihren Erfolg selbst auf und dem Verbrecher bleibt nichts, als der Fluch seiner Sünde, während er den Preis seiner That durch die That selbst verliert… Ich bekenne meine unsterbliche Liebe zu Dir Manuela und …“

Hier hatte den Eifersüchtigen der Tod überrascht.




Irreguläres türkisches Militär.

Der Existenzkampf, zu welchem der Islam aus tiefer Erschlaffung durch Rußland aufgerüttelt worden ist, führt uns in vollem Umfange die zum Theil phantastischen Elemente vor, welche der Orient in sich birgt, um in verzweifeltem Kampfe sich seiner Dränger zu erwehren. Diese Elemente sind noch die gleichen, vor denen Europa einst zitterte, die es jetzt aber nicht mehr zu fürchten hat, und deren militärischer Werth selbst von der Pforte nicht über die Maßen angeschlagen wird, wie dies schon daraus erhellt, daß die von den Sultanen gemachten Versuche, ihr Reich zu regeneriren, in der Hauptsache auf eine Reform der Armee nach europäischem Muster mit europäischer Taktik hinausliefen.

Die bisherige Haltung der türkischen Armee in dem mit Rußland ausgebrochenen Kriege beweist, daß die Leiter des türkischen Staates hierin nicht fehlgegriffen haben, gleichwohl muß man aber das mit unter die Fahnen gerufene irreguläre türkische Militär nicht allzu gering anschlagen. Schon seiner Anzahl nach bildet es eine imposante Macht, liefert außerdem einen sehr schätzenswerthen Zuwachs an Reiterei und ist von maßloser Kampflust beseelt, die jede Gelegenheit zur Befriedigung ergreift.

Das Hauptcontingent der irregulären Truppen haben die verschiedenen Völkerschaften gestellt, welche Kleinasien und die übrigen Theile der asiatischen Türkei bewohnen. Dieses an 24,000 [143] Quadratmeilen große Terrain, das vom schwarzen und mittelländischen Meere bis hinab zum persischen Meerbusen reicht, diente mehreren der berühmtesten altgeschichtlichen Völkern wie Meder, Perser, Griechen, Parther, Araber u. s. w. zu Wohnsitzen. Die Städte Troja, Tyrus, Palmyra, Niniveh, Babylon, zu ihrer Zeit Mittelpunkte der höchsten Cultur und Civilisation, standen auf diesem Boden.

Die größeren Städte abgerechnet, hat in jenen Strecken seitdem wieder ein Urzustand Platz gegriffen, der die geregelte Ausübung der Herrschergewalt der türkischen Sultane sehr beschränkt. Neben den Osmanen wohnen Lasen, Turkomanen, Kurden, Drusen, Yeziden, Nosairen und andere Volksstämme in den Ebenen und Gebirgen des Innern, die wenig mehr als die Oberhoheit des Sultans anerkennen. Das ganze mittlere Kleinasien befindet sich in den Händen der Thalfürsten, eine Art mittelalterlicher Feudaldynasten, die in ihren Gebieten erbliche Verwalter und Kriegsanführer sind; ihrer früher noch weit unabhängigeren Stellung wurde erst durch den letztverstorbenen Sultan Mahmud ein Ende gemacht.

Diese Völkerschaften, die Kerntruppen der Irregulären, zeichnen sich durch eine Fülle körperlicher Vorzüge aus, die sie zu wahren Idealen männlicher Schönheit macht. Ihre äußerst kleidsame Tracht erhöht noch diese Vorzüge, deren sie sich übrigens so sehr bewußt sind, daß sie nur allzu leicht sich vom Ungestüm fortreißen lassen und eben Alles durch persönliche Tapferkeit entscheiden zu können glauben. Unsere beiden Bilder führen dem Leser diese malerische Soldateska im vollen Glanz ihrer Trachten und Waffen vor; neben dem stahlbepanzerten Tscherkessen wiegt sich der Kurde in seinem leichten brillanten Kostüm stolz auf seinem Streitroß; die flüchtigen Lanzenschwinger (die Kosaken der Türkei) fehlen nicht und auch dem weißen Burnus des Beduinen um die bräunlichen halbnackten Gestalten begegnen wir hier. Ein unter wildem Allah-Geschrei ausgeführter Massenangriff dieser Söhne der orientalischen Wildniß gehört zu den reizendsten Schauspielen, die man sich denken kann.



[144]

Eine Jagd auf entlaufene Neger.

Die Sonne verschwand hinter den Bergen und die Neger, die unser Gepäcke trugen, entledigten sich ihrer Last wie Leute, die sich darauf einrichten, Halt zu machen. Wir hatten jene Stelle erreicht, wo die zwei Bäche sich vereinigen, denen der Fluß Marsau, eines der breitesten und klarsten von allen jenen wunderlichen Gewässern, die die Insel Bourbon befruchten, seine Entstehung verdankt. Vor uns gegen Westen erhob sich jenseits des Coteau-Maigre eine vulkanische Gebirgsmauer, über welche der Piton-de-Fournaise seine lange Rauchsäule emporschwingt. Wenn wir uns gegen Osten wendeten, sahen wir im Gegensatze zu dieser rauhen drohenden Natur zwischen zwei runden, waldbewachsenen Gipfeln das Meer, das so still war, wie ein schöner See. Ein großes Schiff, das in der Richtung gegen Isle-de-France fuhr, reflectirte in seinen Segeln die letzten Farben des Tages und die unaufhörlich der Küste entlang bewegten Wasser schäumten, indem sie sich an den Vorgebirgen brachen.

„Wenn es beliebt, meine Herren,“ sagte der Doctor, „so gehen wir heute nicht weiter; bevor wir in die kalten Gegenden der Insel dringen ist es gut, wenn wir diese Nacht noch einmal im gemäßigten Lande zubringen. Das heißt nämlich, wenn wir hier ein passendes Unterkommen finden.“

„Das ist meine Sache,“ bemerkte der creolische Führer; „ich weiß in der Nähe eine berühmte Höhle, nach der ich lange gesucht habe. Wenn ich mich nicht täusche, müssen wir ziemlich nahe daran sein; lassen Sie mich einmal sehen, ob dieser Pfad nicht hinführt.“

Und er verschwand mit seinem Hunde im Gebüsche.

Der Doctor, der es nicht erwarten konnte, seine am Tage gepflückten schönen Pflanzen zu mustern, nahm seine über die Schulter eines Schwarzen hängende Büchse, öffnete sie und betrachtete eine Zeit lang seine reiche Ausbeute; dann tauchte er die von der Tageshitze schon welken Stengel in den Bach.

„Wer weiß,“ rief er seufzend, indem er die Ueberbleibsel der Blätter und Wurzeln, die in seiner Büchse aufgehäuft waren, in die Strömung des Wassers warf, „wer weiß, ob die Vulkane nicht für immer verlorene Varietäten und Species unter der Lava begraben haben? Mit den Verheerungen des unterirdischen Feuers vereinigen sich die einer immer räuberischen Cultur; die Oertlichkeiten ändern sich …“

Ein Flintenschuß, der in einiger Entfernung von dem Orte, wo wir saßen, abgefeuert wurde, unterbrach die Reflexionen des Botanikers und setzte die kleine Schaar in Schrecken; das Geräusch der Feuerwaffe, das sich in den Echos der Gebirge wiederholte, rollte von Fels zu Fels und tönte dumpf in den Wäldern wieder, die sich staffelförmig unter uns hinabsenkten. Jedermann eilte der Gegend zu, von wo man die Explosion gehört, und nachdem man ein dichtes Gehölz durchstreift hatte, befanden wir uns am Gipfel einer Abdachung, die einen wahren Abgrund begrenzte. Der Führer wischte seinen Karabiner ab und pfiff seinem Hunde.

„Nun, Moritz!“ rief ihm der Doctor zu, „was für einen Feind trafen Sie auf diesem Striche?“

„Es ist nichts,“ erwiederte der Creole. „Bevor ich in die Grotte trat, wollte ich mich nur vergewissern, ob sie nicht besetzt ist. Mein Hund spürte was; er hörte nicht auf zu bellen. Ich lud meine Flinte und schoß in dem Momente, wo ein flüchtiger Schwarzer sich in die Schlucht versenkte, indem er sich an den Schlinggewächsen hinunterließ. Sie können eintreten, meine Herren, von nun an wird Niemand Ihre Ruhe stören. So weit dieser Schuß widerhallte, ist das Raubgesindel benachrichtigt, daß Weiße auf der Höhe sind; sie werden sich ruhig verhalten.“

Ein Vorhang von Schlinggewächsen verdeckte den Eingang zur Höhle vollständig; nichts konnte vermuthen lassen, daß es nicht ein grün bekleideter Felsen sei und diese einsame Zufluchtstätte konnte nur von einem Flüchtlinge entdeckt werden, der in allen Gebüschen nach einem Asyle suchte. Wir zündeten eine Lampe darin an, die sich in reizenden Reflexen auf den gezackten Blättern abspiegelte, und streckten uns auf das feine Moos nieder, das der Doctor sich wohl hütete, zusammenzudrücken, bevor er nicht mit der Lupe eine Hand voll geprüft hatte; er versicherte sogar, denn er war ein wenig weichlich, daß dieser frische Teppich ihm weicher dünke als Sammet. Was mich betrifft, so fürchtete ich, daß der Creole den flüchtigen Schwarzen, den er aus seinem Lager verjagte, verwundet oder vielleicht getödtet habe; aber er beruhigte mich vollständig.

„Ich habe ohne Kugel geschossen,“ erwiederte er mir lachend. „Zudem wollte ich nur ihn und seines Gleichen entfernen, sonst nichts; es giebt noch andere Höhlen, glauben Sie mir, die vielleicht weniger angenehm sind, wie diese da, aber immer noch gut genug für einen Neger.“

„Gott gebe, daß Sie uns auf unserer Forschungsreise in Eurem wilden Gebirge immer so angenehm logiren können!“ sagte der Doctor. „Es scheint, daß die Natur diese reizenden Asyle für diejenigen schuf, die die Liebe zur Wissenschaft von den bewohnten Ebenen in die Ferne zieht. Aber durch welchen Zufall haben Sie diese Grotte entdeckt, Moritz?

„O!“ antwortete dieser, „welcher Creole aus den Quartieren St. Rosa und St. Benedict hätte sie auf seinen Treibjagden nicht besucht? Welcher Pflanzer auf der Insel hätte nicht von der Grotte Malgache reden hören? Nur giebt es viele, die nicht wissen, woher sie diesen Namen hat. Das ist eine alte Geschichte.“

„Die zu erzählen Sie ohne Zweifel nichts hindert?“

„Nichts, außer daß Sie vielleicht auf den heutigen Weg des Schlafes bedürftig sind; morgen haben wir wieder viel zu steigen, um die Moosgegend zu erreichen, die sie durchstreifen wollen. Und dann möchte eine Negergeschichte für Sie nicht interessant sein!“

Bei Excursionen von der Art, wie wir eben eine unternahmen, hat der Führer gewöhnlich einen ziemlich hohen Begriff von seiner Wichtigkeit: er leitet die Bewegungen des Zugs so lange er auf dem Marsche ist; aber an der Haltstelle merkt er, daß sich seine Stellung geändert hat. Er wird aus einem Schwätzer, der er war, schweigsam; Fragen setzen ihn in Verlegenheit und machen ihn mißtrauisch, bis die leiseste Achtungserweisung seitens derer, die ihn begleiten, ihm seine gewohnte Sicherheit zurückgiebt. Um Moritz’s Schüchternheit zu überwinden, und ihn dafür zu gewinnen, daß er uns seine Geschichte zum Besten gäbe, bot ich ihm einige vortreffliche Manilla-Cigarren an, indem ich ihn bat, uns das mitzutheilen, was er selbst von dieser Grotte wisse, in der wir uns so bequem eingerichtet hatten. Dieses einfache Entgegenkommen hatte seine Wirkung; er setzte sich zwischen den Doctor und mich und sagte, indem er eine der Cigarren in seine Tasche gleiten ließ:

„Dank, mein Herr; ich werde das des Sonntags im Dorfe rauchen; für jetzt lassen Sie mich eine Pfeife mit Taback aus meinem Garten stopfen. Was die Geschichte betrifft, wenn Sie darauf bestehen, so verlange ich nicht mehr, als daß ich Sie erzählen darf. Wir andern kleinen Colonisten sind nicht so klug, wie die Franzosen in Frankreich; doch Sie, meine Herren, würden mich nicht zum Sprechen veranlassen, wenn Sie meiner spotten wollten.“




I.

„Ich bin niemals gereist, meine Herren,“ sagte Moritz, indem er seinen Strohhut auf seinen Flintenlauf setzte, „folglich weiß ich nicht, ob in andern Ländern die Wege sich täglich verändern; aber ich kann versichern, daß, seitdem ich auf der Welt bin, viele Neuerungen auf dieser Insel eingeführt wurden. Man macht so viel urbar, daß das Wasser bald aus unsern Flüssen verschwinden wird, und unser, für den kleinen Creolen Beruf, die nur einen Garten, ein Maisfeld und einige Fuß Vahuahs, um Zuckersäcke zu machen, besitzen, unser Beruf ist während der Woche dreimal die Fischerei, die übrige Zeit vertreiben wir uns mit der Jagd auf wilde Ziegen, die seltener werden, auf Drosseln, die bald aus den Wäldern verschwunden sein werden und auf flüchtige Neger, wenn es welche giebt. Denken Sie, daß wir, wenn alle Gehölze abgetrieben, die weitläufigen Ländereien verkauft und auf allen Plateaus Dörfer angelegt sein werden, nicht mehr leben [145] können wie früher! Sollten wir dann gar die Erde umgraben? Aber wir sind Weiße, so gute Weiße, als die größten Pflanzer, und die Haue paßt nur für die Schwarzen: das ist eine ausgemachte Sache.

„Und zudem wird die Zeit kommen, wo es an Armen fehlen wird; der Sclavenhandel ist abgeschafft! So lange er nur blos verboten war, kamen Sclaven genug und von jeder Art zu uns. Die Tricolore, meine Herren, hat uns dieses Gesetz verschafft und sie war auch Veranlassung zu einem Mißverständnisse, das einigen Schwarzen das Leben kostete. Bildeten sich diese Unsinnigen nicht ein, daß die drei Tage[1] drei Wochentage bedeuteten, die ihnen von der Regierung in Paris bewilligt wurden zum Feiern? Schon wollte der mächtigste König von Madagaskar, Radama, keine Malgaches mehr ausführen lassen; der englische Gouverneur von Isle-de-France versprach ihm zum Ersatze eine jährliche Summe von vierzigtausend Piastern, ja zweimalhunderttausend Livres, viermalhunderttausend Livres unsern Geldes! Es kamen noch Yelofs, Yambanen, Makenda’s, schöne Schwarze für die Hacke, ein bischen schwer zu halten, Kaffern, die lieber die Kühe hüten, als den Boden bepflügen und den Schnaps aus der Flasche dem Wasser aus den Strömen weit vorziehen: Mozambiquen, im Allgemeinen gute Thiere, feste Ruderer mit Affengesichtern. Da jede dieser Racen ihre besondere Geschicklichkeit besaß, so konnte man durch eine gute Auswahl für alle Bedürfnisse einer Pflanzung sorgen.

„Unter allen Sclaven, die der Handel an unsere Küsten warf, hätten sich die Malgaches am ehesten heimisch finden sollen: sie fanden die Rinder ihrer Ebenen und eine große Anzahl ihrer Waldbäume wieder. Nun, man hatte mehr Mühe, sie einzugewöhnen, als die andern; es ist zwar wahr, man verlor nicht viel Zeit, um sie anzuweisen, aber sehen Sie, meine Herren, der Neger ist ein geborener Faullenzer und ein Mensch, den es vor der Arbeit ekelt … “

„Wird sich lieber einer jeden Entbehrung unterziehen, als seiner Neigung entgegenhandeln,“ fuhr ich fort, indem ich den Creolen ansah.

„Ja, mein Herr, mein Vater hat es mir sehr oft wiederholt, wenn wir an der Mündung der Flüsse unsere Netze legten. Sehen Sie hier, er hat die Kürbisflasche selbst gemacht, die ich trage; Sie werden keine schönere auf der ganzen Insel finden, er hat mehr als einen Monat dazu gebraucht, um sie so hübsch zu machen, wie sie ist. Das erste Mal, als er sich ihrer bediente (es ist schon so lange her und ich erinnere mich dessen noch, als wäre es gestern gewesen) waren wir auf der Ziegenjagd gegen Salazes zu. Durch vieles Bitten erhielt ich die Erlaubniß, die Jäger begleiten zu dürfen. Der Weg war sehr lang und auf dem Rückweg war ich lendenlahm: aber ich behielt meine Fassung bis zu Ende und mein Vater ließ mich, mit seiner Flinte auf der Schulter, in’s Dorf gehen. Als wir nun vom Gebirge herabstiegen, erblickten wir am Horizonte, weit im Meere draußen, einen kleinen weißen Punkt.

„Siehst Du da unten?“ sagte mein Vater zu mir. – „Ja,“ antwortete ich, „ich sehe einen Strohschober oder eine Seemöve, die mir wohl ihre Flügel leihen könnte, denn ich fange an, zu fühlen, daß mich die Fußsohle drückt.“ Mein Vater antwortete nichts; da die Sonne sich in den Wogen spiegelte, so senkte er seinen großen Hut über die Stirn, hielt rasch an und begann diesen weißen Punkt zu beobachten, der zwischen Himmel und Wasser zu gleiten schien. Was mich betrifft, ich ließ mich auf’s Gras nieder.

„Ich möchte wetten, daß es die Diana ist,“ rief mein Vater nach kurzem Schweigen. „Sie wird einen Kreuzer auf der Höhe von St. Denis gesehen haben und ist nun von ihrer Fahrt abgewichen, um ihn von der Spur abzubringen. Wenn sie der Wind nicht abhält, werden wir sie heute Abend in der Bucht von Piton vor Anker liegen sehen.“

„Während dieser Zeit fuhr ein kleines Kriegsschiff, das wir plötzlich zu unserer Linken sahen, hinter das Cap zu. Es fuhr ungefähr zwanzig Minuten in dieser Richtung, dann – hatte es die Goelette, die es jagte, aus dem Gesichte verloren, oder that nur, als ob es sie nicht bemerkte – wendete sich und verschwand. Alsbald hörte der weiße Punkt auf, sich zu entfernen; er wuchs rasch und wir konnten die Diana selbst erkennen, die mit allen Segeln in der Richtung von Piton fuhr. Sobald es Abend wurde, zündete man in einem Felsenwinkel, der die Bucht begrenzt, ein Feuer an; es waren dies Pflanzer, die bei der Ausrüstung des Schiffes interessirt waren, die einen Leuchtthurm aufrichteten, um der Goelette ihren Weg zu bezeichnen, und wahrlich, die Vorsicht war nicht unnütz, denn niemals hat man eine schwärzere Nacht gesehen und man bedurfte dessen, um die Landung unbesorgt bewerkstelligen zu können.

„Die Ankunft eines Negerschiffs an der Küste machte in den Vierteln immer einiges Aufsehen. Man lief an den Abrand, um die neuen Sclaven zu sehen, besonders die Kinder glitten hinter die Alten, warfen sich in die Kähne und suchten dem Schiffe so nah als möglich zu kommen. Die Matrosen jagten uns mit Ruderhieben davon, wenn wir mit leeren Händen kamen, aber wer Geld von uns hatte, durfte an Bord kommen, und wir kauften schöne graue Papageien von der afrikanischen Küste. Mein Vater war nicht reich und kümmerte sich selten um diese Ankunft; doch hatte er eben eine kleine Erbschaft gemacht, was ihm den Gedanken eingab, einen Schwarzen auszuwählen, dem er das Zimmergewerke lehren konnte, das er selbst von Zeit zu Zeit ausübte. Wie alle Creolen in unsern Vierteln, konnte er ein hölzernes Haus zusammensetzen und eine Pirogue aushöhlen. Die ersten Colonisten, die sich auf diesem Eilande niederließen, mußten wohl selbst ihre Hütten bauen. Sie waren anfänglich Soldaten in den Garnisonen von Madagaskar und wurden dann Flibustier; dann als es nicht mehr profitabel war, die Meere zu durchstreifen, mußten sie sich wohl entschließen, sich am Lande festzusetzen und da haben sie sich hier angepflanzt. Als man später eine Regierung bildete, gab man denen, die Geld hatten, Ländereien; diese fingen nun an, Sclaven zu kaufen und das Land im Großen urbar zu machen und unsere alten Familien, die sich für die Herren der Insel hielten, fanden sich nun allmälig auf ihre Besitzungen eingeschränkt, die nun zur Stunde unter die ungeheuren Plantagen, die sie ersticken, hineingedrängt sind. Ja, meine Herren, die ersten Einwohner und ihre Abkömmlinge, die man verachtet, haben trotzdem die Colonie gegründet und wie Adam im Irdischen Paradiese gaben sie den Vögeln des Himmels, den Fischen der Flüsse und den Bäumen des Waldes ihren Namen.“

„Und damit,“ unterbrach ihn der Doctor, „haben sie der Naturgeschichte und der Botanik einen schlechten Dienst erwiesen.“

„Das ist möglich; aber sie haben für die Gelehrten das gethan, was ich heute für Sie thue, mein Herr: sie haben es übernommen den Weg zu zeigen. Alle Pfade die wir gekommen sind und die wir morgen durchschreiten werden, habe ich wie viele Andere auf meine Kosten kennen gelernt; die Entdeckung dieser Grotte kostete mich … mehr als ich je besitzen werde. Sobald nun die Diana in der kleinen Bai Anker geworfen hatte, sagte mein Vater zu mir: „Moritz, wenn Du nicht zu müde von der Jagd bist, komm mit mir. Es sollte eine schöne Zahl Schwarzer hier ankommen, und ich will wählen. Ein roher Neger von mittlerer Kraft wird nicht mehr kosten als ein französisches Maulthier; ich lehre ihm mein Handwerk; er wird ein Arbeiter, ein guter Arbeiter; wir vermiethen ihn in die großen Werkstätten um einen bis zwei Piaster den Tag; am Ende bezahlt er sich wieder und ich gebe Dir diese Summe als Mitgift und wenn Du sparsam bist, wirst Du einst ein Pflanzer werden.“

„Ich zweifelte nicht daran, daß all das so kommen mußte, weil es mir mein Vater sagte; auch klopfte mir das Herz recht stark als ich beim Schimmer der Laternen, die die Goelette beleuchteten, sie von den Eiebäumen umringt sah. Aus diesem so leichten schmalen Fahrzeuge, das auf dem Wasser tanzte und bei der leichtesten Brise schaukelte, kamen so viele Schwarze, daß ich zu träumen glaubte. Wahrlich, meine Herren, man hätte sie wie trockene Schläuche zu zweit zusammenlegen müssen, um sie alle im Raume halten zu können. Je nachdem man sie an’s Land brachte, betrachtete ich sie von Kopf bis zu Fuß und sie schienen mir alle mehr oder minder beschädigt; das kam daher, weil sie während der Ueberfahrt nicht frei athmen konnten; aber die freie Luft brachte sie mit wenigen Ausnahmen wieder zu sich; Einzelne konnten, wie Fische die zu lange außer dem Wasser bleiben, nicht mehr in’s Leben zurückkommen. Der Kapitän fluchte gegen sie; und es war nicht unmöglich, daß sie expreß deshalb gestorben waren, denn [146] unter diesen halbwilden Schwarzen giebt es schlechte Subjecte die Alles fähig sind. Nachdem Jedermann die Sclaven, die ihm tauglich, ausgesucht hatte, beschäftigte sich die Schiffsmannschaft damit, den Schiffsraum zu reinigen. Man brachte Vorrath an Bord; die Kähne nahmen an der Mündung eines Baches frisches Wasser ein und am andern Tage, nachdem die gekauften Sclaven wahrend der Nacht in’s Innere abgeführt worden waren, war keine Spur von der Landung mehr zu sehen. Das vor der Insel stationirte Kriegsschiff lavirte am frühen Morgen; aber die Goelette befand sich gerade auf demselben Punkte, wo wir sie am Tage vorher bemerkt hatten, nur mit dem Unterschiede, daß sie sich der afrikanischen Küste zuwendete, um von Neuem ein Sclavengeschäft zu versuchen.

„Die Kanonen, die in verschiedenen Quartieren der Insel abgefeuert wurden, hallten um uns wie ein fernes Gewitter; ein leichter Wind, der aus der Ebene und den Schluchten kam, brachte uns murmelnd den Geruch der Gewürznelken, vermengt mit den lieblichen Waldesdüften. Die kleinen Lianen, die sich von den Wänden der Grotte losrangen, zitterten sanft; es war der laue Athem der tropischen Nächte, der auf dieser Höhe sich in einen frischen scharfen Wind verwandelte.“

„Eine derartige Nacht bietet in der That das Bild der Ruhe dar,“ sagte der Doctor, indem er den Blättervorhang wegschob. „Sehen Sie wie die schönen Gestirne der mittäglichen Halbkugel im Süden funkeln! Bewundern Sie nicht die wohlthätige Natur, die aus dem Busen des Oceans diese anmuthige fruchtbare Insel hervorgehen ließ?“

„Nicht wahr, meine Herren,“ bemerkte Moritz lebhaft, „nicht wahr, unsere Insel ist ein kleines Kleinod? Mit ihren Gebirgen und Schluchten, mit ihren Pflanzungen und Wäldern, mit ihren Vulkanen und Flüssen erscheint sie dreimal größer als sie wirklich ist, und nur wenige Einwohner kennen sie in allen ihren Winkeln und Krümmungen. Gegen das Meer zu ist sie drohend: sie braucht viele Felsen, um sich gegen die Wogen zu vertheidigen, die ohne Unterlaß an sie schlagen: aber je weiter man sich vom Strande entfernt, je lachender, grüner und frischer wird sie durch die Ströme, bis man zu jenen großen kahlen Bergen gelangt, wo sich deren Quellen verbergen. Dadurch hält sie auch im Sommer die großen Gewölke fest, die sonst nutzlos in den Ocean fallen würden. Die Schwarzen, die man von der afrikanischen Küste hieherbrachte, hätten sich überglücklich fühlen sollen, daß man sie auf unsere Insel führte; ohnedem waren es meistens Kriegsgefangene, deren Loos es war, vom Sieger verzehrt zu werden. Jene von Madagaskar mußten den Tod durch Zagniewürfe[2] erwarten, weil das dort die herkömmliche Art ist, sich der Gefangenen, die sie nicht verkaufen können, zu entledigen. War es nicht besser Zuckerrohr zu pflanzen und Kaffeebohnen zu pflücken? Nun, es war sehr schwer, ihnen das begreiflich zu machen! Es gab welche unter ihnen die, kaum gelandet, schnurstraks in’s Gebirge liefen; aber nach einigen Tagen fand man sie sterbend vor Hunger, wie Hasen zusammengekauert in den Gebüschen, oder sie ließen sich auch wohl an den Rand eines Abgrunds treiben, von wo sie nun nicht anders entrinnen konnten, als daß sie mit dem Kopf voran sich in den Abgrund stürzten. Andere blieben am Fuße eines Baumes gelehnt, die Augen auf’s Meer gerichtet und verweigerten Nahrung anzunehmen, indem sie, unempfindlich für Schläge, auf Drohungen nichts erwiederten; nach und nach sah man sie ermatten, ein fieberhaftes Zittern schlug ihre Knie aneinander und sie starben aus Sehnsucht nach einem Lande, wo sie nicht mehr leben durften. Wie trostlos, kräftige Männer und Weiber in der Blüthe ihres Alters da erlöschen zu sehen, wie Bäume die von der Sonne getödtet werden, ohne ihrem Herrn, der sie so theuer bezahlte, nur einen Sou eingebracht zu haben.

„Der Malgache, den wir eben gekauft hatten, schien keineswegs von dieser schrecklichen Krankheit ergriffen zu sein; es war ein munterer thätiger Bursche, der bald die Hacke mit einer gewissen Geschicklichkeit zu handhaben verstand. Wir behandelten ihn gut, weil man bei diesem Geschlechte schlecht fährt, wenn man sich zu streng zeigt. Wenn er damit beschäftigt war, Piroguen auszuhöhlen, die wir nach St. Pierre verkaufen wollten, sah ich ihm zu und half ihm sogar manchmal: er schnitt mir kleine Schiffe, die ich auf dem Flusse schwimmen ließ, indem ich Federn anstatt der Segel darauf setzte. Ich gewann ihn lieb, aber mein Vater war mißtrauisch gegen ihn; eines Tages sagte er zu mir: Dein Malgache wird uns einen Streich spielen: ich mag sein Gesicht nicht, er ähnelt zu sehr Guinola! – Guinola war ein Schwarzer aus Madagaskar, der seit langer Zeit verschwunden war. Die Einen behaupteten, daß er in den Bergen umgekommen sei. Andere versicherten, daß er die Banden der Flüchtigen leite, deren Zahl sich, trotz der Treibjagden, die man häufig gegen sie veranstaltete, nicht verminderte.“




II.

„Um jene Zeit, meine Herren,“ fuhr Moritz fort, „wäre es mit einiger Gefahr verbunden gewesen durch die Gehölze zu laufen, wie wir jetzt thun, um Pflanzen zu sammeln. Die flüchtigen Neger hatten die Höhen besetzt, die man hier die Ebenen nennt: das sind mehr oder minder hohe Plateaus, die zwischen den Bergspitzen versteckt sind; zusammenhängende Räume von Schluchten beschützt und mit abschüssigen Abgründen umgeben, die den Gräben einer Citadelle gleichen. Es war nicht unmöglich bis zu diesen abgelegenen Gegenden vorzudringen, wenn man den Flußbetten entlang emporstieg; aber außerdem daß dieser Weg während der Regenzeit ungangbar ist, so gestatten die entwurzelten Bäume, die vom Gewässer fortgerissenen Felsen, die Schlinggewächse, die auf beiden Seiten herabhängen und die dornigten Pflanzen, die die Ufer der Schlucht umkleiden, nicht leicht einem bewaffneten Manne diese befestigten Plätze flink zu stürmen. Man wußte so ungefähr, wo die flüchtigen Neger nisteten; manchmal brannten da oben ihre Feuer wie Sterne, denn sie litten an Kälte. Wenn der Hunger sie drängte, so kamen sie in finsterer Nacht mit Ungestüm in die Thäler, plünderten die Gärten und verbrannten und vernichteten in einigen Stunden die Ernte eines Jahres; der Lärm verbreitete sich rasch, man waffnete sich, aber wohin laufen? Die Plünderer rieben sich mit Kokosnußöl ein und entwischten der Hand, die sie ergriff, und wenn man vom ersten Momente der Ueberraschung zur Besinnung kam, waren die Räuber in weiter Ferne: sie hatten Zeit gehabt sich an sichere Orte zu begeben und ihre Beute dahin zu schaffen. Hie und da verbreiteten sie sich vereinzelt durch die Pflanzungen, nahmen ihre Weiber und Freunde mit sich und am Morgen fand der Pflanzer das Haus leer. Für manche Schwarze ist es ein Bedürfniß herumzustreichen; man fängt sie, fesselt sie, man läßt sie die Kugel schleppen, und am Tage, wo die Züchtigung aufhört, entlaufen sie von Neuem, so daß sie ihr Leben mit Abbüßung des Vergehens und mit dem Begehen desselben verbringen.“

„Und man ermüdet nicht sie so strenge dafür zu bestrafen, daß sie mit aller Gewalt frei sein wollen?“ fragte ich den Creolen.

„Menschenfreundliche Herren verzichten manchmal darauf sie selbst zu züchtigen,“ erwiederte Moritz; „sie schicken ihre Sclaven zur Arbeit in den Hafen und dort verfährt man ein wenig hart mit ihnen; das sind jene, die Sie gesehen haben können …“

„Nein Freund, unterbrach der Doctor, „erinnern Sie mich nicht an die betrübenden Scenen, die des Fremden Auge verletzen, wenn er an Euerer Insel landet. Wenn Ihr die Sklaverei so mißbraucht, so beschleunigt Ihr den Tag der Emancipation.“

„Ah! ja, die Freiheit, schön Dank, wie die Schwarzen auf Isle-de-France sagen,“ rief Moritz. „Wozu nützte es denn, frage ich Sie, weiß zu sein? Wenn dies jemals geschieht, werde ich ein Flüchtiger, ich verlasse das Dorf, ich desertire von der Miliz! Wenn man nicht zu viel auf die Vergnügungen der Gesellschaft giebt, kann man sein Leben in den Bergen ruhig zubringen. Es giebt entflohene Sclaven, die schon mehr als zwanzig Jahre dort gelebt haben, und während die Bevölkerung, je nach den Zufällen des Krieges, bald englisch, bald französisch war, hörten jene, die von allem dem nichts wußten, nicht auf, Kaffern oder Malgachen zu sein. Man dachte damals nicht daran, sie zu beunruhigen und sie sehen mit gleichgültigen Augen von der Höhe der Berge zu, wie sich ihre alten Herren am Strande schlugen, ohne sich für eine Partei zu erklären, wie Leute die nichts zu gewinnen oder zu verlieren hatten.

(Fortsetzung folgt.)




[147]

Lebens- und Verkehrsbilder aus London.

Das Geldmachen.
Die Seele des englischen Lebens. – Der Proceß des Geldmachens. – Dickens als Geldmacher. – Ein Beispiel. – Kein Ehrenkleid. – Noch zwei Beispiele. – Ein Party-Streich. – Die Besitzer der großen Geschäfte in London. – Die Umwandlung dieses Zustandes.

Das „Geldmachen“ ist so sehr die ganze Seele des englischen Lebens, daß man letzteres ohne ersteres gar nicht verstehen kann. Die geldmachende Gewalt ist der Kopf, das Hirn aller Hände und Maschinen. Letztere machen nicht nur die Waaren und Handelsartikel, sondern auch das Geld für den herrschenden Kopf, der es nur nicht für die producirenden Hände verwendet, sondern für sich und seine eigenen Glieder. Dieser von den „arbeitenden Klassen“ immer aufwärtsfließende Strom des Geldes ist die große Tragödie des englischen Lebens, sein dämonischer Kampf, der neuerdings wiederholt und immer massenhafter und dramatischer in „Strikes,“ in Arbeitseinstellungen sowohl der Arbeiter, als der Arbeitgeber ausbrach.

Wo das Geld Haupt und der Geist Sklave geworden, Sklave des grausamsten aller Despoten, in einer solchen Gesellschaft ist „etwas faul,“ ist die Welt aus den Fugen und jeder edlere Charakter ein Hamlet, der sich den Kopf und vielleicht noch das Herz zerbricht, diese Welt wieder in Fug und Recht zu bringen.

Sehen wir uns den Proceß des Geldmachens genauer an. Ueberall in England, wo man „a good thing“ sieht, wie’s in der Geschäftssprache heißt, steckt auch eine Partei, „a party“ dahinter, der das Geld dieses guten Dinges“ gehört. Die Partei, die Gesellschaft, die aus Aktionären und „Eigenthümern“ besteht, bildet sich überall, wo für Erfindungen, Verbesserungen, Erweiterung rentirender Unternehmungen und Geschäfte Geld gebraucht wird. Das ist gut und der eigentliche Schlüssel zu der Größe Englands. Aber was ist daraus geworden? England, Irland, Spaniens und Portugals Weinberge, eine Menge deutsche Geschäfte, hunderttausende von Meilen in Ostindien, Australien und Amerika arbeiten für diese englischen Geldmacher, ohne daß diese etwas Anderes thun, als das Geld zu nehmen und es für ihre Zwecke zu verwenden. Welch eine Welt! Da arbeiten und schwitzen rund um die Erde Millionen von Menschen, und einige Tausend, die nie arbeiten und nie schwitzen und so vornehm sind, daß der Ausdruck „Schweiß“ in ihrer Gesellschaft nie gebraucht werden darf, nehmen die Früchte dieser Millionen in täglich Hunderten, ja Tausenden von Pfunden pro Kopf ein. Die Millionen, um diesen regelmäßig und massenhaft strömenden Verlust in Erfolg und Frucht zu ersetzen, rennen und laufen und placken sich wie wahnsinnig durch jeden Tag den Lebens, während die „Parteien,“ die Geldmacher in stolzen Equipagen von Schloß zu Schloß und Land zu Land, in’s Parlament und aus dem Parlamente fahren.

Die Millionen sitzen Jahr aus Jahr ein täglich von früh bis in die Nacht in Läden oder Werkstätten, oder bei Maschinen und sind froh, wenn sie Sonnabends so viel von ihren „Früchten“ ausgezahlt bekommen, daß sie Weib und Kind ernähren können, oder auch nicht froh, so daß sie sich in ihrem Aerger mit sammt der Frau betrinken und letztere in der Nacht zum Sonntag zer- oder gar todtschlagen. Der Geldmacher sieht in seinen Mitmenschen nichts als Heerden von Thieren, die nichts sehnlicher wünschen, als von ihm gesattelt, gezäumt, angespannt und geritten zu werden. Er ist „der Böse“ des alten Glaubens, der listig umherschnüffelt, um Seelen zu kaufen oder durch Contracte so zu schnüren, daß sie ihm ausschließlich dienen müssen mit Leib und Leben.

Die Verkehrsverhältnisse Englands sind so in dieser Richtung ausgebildet, daß es Niemand mehr der Mühe werth hält, etwas Anderes zu erstreben, als eine „party“ zu sein oder zu ihr zu gehören. Ein Schriftsteller zu sein, selbst ein berühmter, heißt ein Sklave sein. Die Erfahrung machte Dickens noch in seiner Blüthenzeit und rettete sich aus einer Sklaverei nur dadurch, daß er für seine eigenen Produktionen „party“ wurde, d. h. Selbstverleger, außerdem „party“ mit den Household-Words, die dafür, daß er deren Eigenthümer und Redacteur ist, jährlich 4000 Pfund an ihn zahlen. Wenn auch diese in der Literatur unerhörte Summe übertrieben ist, bleibt sie doch im dritten und vierten Theile noch beispiellos. Was Dickens mit seinen Arbeiten erreicht hat, nämlich Arbeiter und Geldmacher in einer Person zu sein, dahin streben alle Arbeitermassen aus ihren strikes hervor, nur daß ihnen eben das Kapital dazu fehlt, welches einmal „auf der andern Seite“ aufgehäuft ist und fortwährend durch neue Strömungen genährt wird. Das Capital ist der Erden und Himmel mit seinen Brauen erschütternde und regierende Oberste der Götter im Olymp.

Machen wir die Sache selbst durch einige Thatsachen anschaulich. Vor fünfundzwanzig Jahren entstand unter den Damen große Nachfrage für eine bestimmte Sorte von Band und Besatz, der fast ganz mit der Maschine gemacht werden konnte. Doch diese konnte blos immer ein Muster machen, so daß für verschiedene Muster verschiedene Maschinen nöthig wurden. Das war um so kostspieliger, als das Princip aller dieser Maschinen ein Geheimniß war, welches streng gehütet ward. Aber als einmal eine dieser Maschinen Schaden gelitten und Niemand zu finden war, der sie hätte wieder herstellen können, als ein Deutscher in Manchester, wurde dieser herbeigerufen und eingeschlossen, sie wieder herzustellen. Dies that er, studirte aber dabei die Maschine so genau, daß er sie nicht nur, sondern auch deren Fehler begriff, und Monate darüber nachdachte, wie sie sein müsse, um alle Muster zu machen. Endlich hatte er’s. Seine Erfindung war noch dazu viel einfacher und wohlfeiler. Wäre er eben so klug, als erfinderisch gewesen, hätte er mit seinem Pfunde gewuchert; aber er machte kein Hehl aus seinem Triumphe und so kam sie einer Gesellschaft von Capitalisten, einer „party“ zu Ohren, die vor ihm niederfiel und ihn nicht nur anbetete, sondern auch hundert blanke Sovereigns dazu legte und ihm dafür „den Gedanken“ mit allen seinen Konsequenzen abkaufte. Außerdem schmiedeten sie ihn in einen Contract, wonach er die Maschine blos für sie machen mußte und durfte. Die „party“ machte“ damit bis jetzt 1,500.000 Thaler netto, der Erfinder blieb Maschinenarbeiter bis zu seinem Tode und hinterließ seiner Familie nichts, als die Sorge, sich durch Nähen und Waschen für andere Leute zu ernähren.

Man kann hier sagen: „Nun, warum war er so dumm?“ Freilich, aber unter civilisirten Menschen will man auch mehr sehen, als Geldmacherei und bloße Vermeidung des Strafbaren. Für ein Geschenk von 1000 Pfund an den Vater der anderthalb Millionen hätte die „party“ ein Ehrenkleid bekommen, ein menschliches Ansehen. Was geht ihr die Ehre an? Was kümmert sie sich um menschliches Ansehen?

Die Menge Erfindungen, die aus der großen Welt-Ausstellung in die Hände von Geldmachern fielen, die Zahl großer praktischer Ideen, welche seit Jahrzehnden halb verhungert von Deutschland herüberkamen und der Sache und dem Namen und der Ehre und dem goldenen Erfolge nach Eigenthümer solcher „party’s“wurden, bilden eine reiche Geschichte von Elend und goldenen Bergen. Nur ein Beispiel. Ein Verfertiger musikalischer Instrumente zeigte eine ganz bedeutende Verbesserung eines sehr gebrauchten Instruments. Aber als ein armer Künstler hatte er kein Geld, die Erfindung an mehreren Instrumenten auszuführen. So fiel er in die Hände einer „party,“ welche in edelster Theilnahme ihm anboten, das Geld vorzuschießen, natürlich der bloßen Ordnung wegen, unter bestimmten Bedingungen, z. B. für die nächsten sieben Jahre jedes Instrument, bei einer Strafe von 15000 Thalern, für einen bestimmten Preis nur an die party, nur an die edelmüthigen Darleiher und jeden Monat mindestens so und so viel zu liefern. Alles wurde gesetzlich verbrieft und besiegelt. Das edelmüthige Geld zwang den Mann, der bisher im Kleinen selbstständig gearbeitet, sein Geschäft ungeheuer zu vergrößern, um den Contract erfüllen zu können. Die Sorgen sind maßlos groß, der Gewinn nicht größer geworden, während die Darleiher sechzig Procent nicht machen, sondern auch wieder von Andern machen lassen. Nach dem Maße ihres bisherigen Gewinnes, müssen sie im Verlauf der sieben Jahre 120,000 Thaler netto „gemacht“ haben. Der Erfinder und Fabrikant kann inzwischen nicht besser dran sein, als jetzt, da sein Gewinn für Leben und Erhaltung des Geschäfts drauf geht. In ähnlicher Weise wird der Erfinder eines neuen Tapetendruckes ausgebeutet. Und ein Verbesserer von [148] Jagdflinten entzog sich der Erfüllung seines Contracts nur dadurch, daß er sich in einen – Sarg verbarg.

Im „legitimen Gebrauch des großen Capitals“ giebt es keine Hindernisse. Die englischen Gesetzgeber sind ja selbst lauter große Capitalisten. Auch beschränken sich die Geldmacher, sonst sehr exclusiv und abgeschlossen gegen Alle, die weniger haben, im Geschäft gar nicht auf Stunde oder bestimmte anständige Sphären. Schuhwichse und Wissenschaft, Kunst und Kornbranntwein, Musik und Mostrich, Knochen und Könige – Alles nehmen sie in Schutz und greifen ihm unter die Arme, um sie so zu binden, daß ohne Gefahr und Arbeit für sie, nur Geld aus diesen Armen heraus und nicht wieder zurückfließen kann. Ein Künstler, der vor einiger Zeit in die Mode kam, verkaufte sich auf sieben Jahre an eine „party“ so, daß er nichts malen darf, was nicht ihr gehöre. Wie ich höre, macht sie mit ihm im Durchschnitt 500 Procent. Selbst die freie Wissenschaft wird von ihr ausgebeutelt. Eine bedeutende chemische Entdeckung, die vor einigen Jahren von einem berühmten Physiker gemacht ward und deren großartige industrielle Resultate er selbst nicht ahnte, kam vor die Augen einer „party“. Sie sah sogleich das Geld, das darin steckte, veranlaßte diplomatisch, daß sich eine Aktiengesellschaft für industrielle Ausbeutung der Entdeckung bildete, verkaufte dieselbe für 100,000 Pfund an diese Gesellschaft im Stillen, kaufte sie dann erst von dem Entdecker für 20,000 Pfund und steckte so 80,000 Pfund gleichsam aus der Luft in die Tasche. Dies Geschäft ward in England als einer der großartigsten „party-Streiche bewundert. Ein Organ der Empörung über solche moralische Niederträchtigkeit scheint nicht da zu sein. Jeder, der mit dem Gewinn von 80,000 Pfund einen Tadel verbände, würde als ein beschränkter Halbbarbar verhöhnt werden. Es wäre irrreligiös nach englischer Praxis, einer solchen Geldmasse nicht unbedingte Verehrung zu zollen.

Man erstaunt über die riesigen Geschäfte Londons, die glänzenden Läden mit Vorräthen, die in die Millionen gehen, und beneidet die Besitzer solcher Geschäfte, welche doch nichts sind, als die Sclaven ihrer „Eigenthümer.“ Sieh hinter die Coulissen und du findest dort die große Kreuzspinne der „party,“ welche alles goldene Lebensblut des Gewinnes ihm vom Herzen saugt. – Wenn die „gebildete Lesewelt“ das neueste Buch eines Schriftstellers in Tausenden von Exemplaren und eine Auflage nach der andern wegkauft, denke nicht an die Goldhaufen des Dichters, aber auch nicht an die des Verlegers, Letzterer ist der Verlegenste, da er die Bücher immer auf prächtiges Papier drucken muß, welches ihm der Eigenthümer eines großen Papierhandels durch den Besitzer desselben 15–20 Procent über dem Marktpreis liefert und ihn so stets von den Sorgen eines steigenden Wohlstandes befreit. Kurz, wo du großes Geschäft und Gedeihen siehst, beneide die „Besitzer“ nie. Sie sind fast allemal Sclaven von Eigenthümern des darin steckenden Capitals, welche die Besitzer nur als Mittel brauchen, das goldene Blut aus den Herzen der Arbeitenden zu saugen und gegen eine mäßige Vergütigung an die unsichtbaren, unverantwortlichen, in den höchsten Kreisen sich bewegenden Grund- und Capitals-Eigenthümer abzuführen. Der Geldmacher hat weiter nichts zu thun, als den geschäftlichen Apparat an die Arme seiner christlichen Mitbrüder zu legen, um zu sehen, wie der goldene Strom immer in seine Tasche mündet. Die Geldmacher freuen sich dieser schönen, ausgebildeten Einrichtung und lassen Jeden, der etwas bessern und ändern will und nicht an die höchste Freiheit Englands, nicht an die lautere Gottseligkeit der Hochkirche, deren Eigenthümer zu den großartigsten Geldmachern gehören, glaubt, als Feind der Freiheit und Religion in Zeitungen verfolgen, deren Eigenthümer sie zu diesem Zweck ebenfalls geworden sind.

Dieses Geldmachen ist ursprünglich die eigentliche Quelle der Größe und des Reichthums Großbritanniens. Daß sich zu allen Erfindungen und Verbesserungen und einträglichen Geschäften überall leicht und gern Kapitalisten finden, welche einzeln und vereint die großartigsten Summen hergeben, ist ein Segen, ist ein Beweis von dem großen, praktischen Sinne der Anglo-Sachsen. In dieser Form und Ausbildung aber, wie es jetzt praktizirt wird, läßt es sich nicht mehr lange halten. Die Unnatur des Verhältnisses zwischen Geist und Geld, Arbeit und Gewinn ist so ungeheuer geworden, daß man überall darunter leidet, selbst in den Kreisen der blos Geldmachenden, denen diese Spannung, dieser Kampf zwischen beiden Grundelementen des praktischen Lebens nicht mehr geheuer erscheint. Die Lösung der Widersprüche in dieser alltäglichen Schlacht des Lebens ist eine viel bedeutungsvollere Aufgabe der kommenden Tage, als die zwischen asiatischer Barbarei und europäischer Bildung.




Zur Schöpfungsgeschichte der Erde.

Feuer, Wasser, Luft und Erde, die man früher fälschlich für Elemente ansah, tragen in sofern zur Zusammensetzung unseres Erdballes bei, als sich Feuer im Innern desselben als Centralfeuer (feurig-flüssiger Kern) befindet, Erde und Wasser die Erdrinde rings um den Kern bilden und Luft um die Rinde als Atmosphäre (von etwa zehn Meilen Höhe) lagert. – Unser jetziges Wissen über den Bau der Erde und die Kenntniß der auf dieser herrschenden Naturgesetze läßt nun mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf den früheren Zustand unserer Erde schließen. Wir wissen nämlich, daß die Erde eine Kugelform hat, deren Durchmesser von einem Pole zum andern 1712 Meilen, die Oberfläche gegen 9,260,000 Quadratmeilen (wovon 6,260,000 M. Wasser und 3,060,000 M. Land) beträgt; daß diese Kugel an den Polen etwas abgeplattet ist und daß ihre Temperatur im Innern nach dem Mittelpunkte hin bedeutend zunimmt. Dringen wir ferner von der Oberfläche aus in das Innere der Erdoberfläche ein, so finden sich in verschiedener Tiefe ganz andere Gesteine und die Ueberbleibsel der verschiedenartigsten Pflanzen und Thiere, von denen sehr viele weder mit den unsrigen, noch mit den über und unter ihnen in der Erdrinde liegenden Ähnlichkeit haben. An sehr vielen Punkten lagern Gesteinsschichten mit den versteinerten Resten einer eigenthümlichen Organisation zwiebelschalenartig über einander und diese zeigen deutlich, daß von den höheren Thieren zuerst Fische, dann Amphibien, nach diesen Säugethiere und zuletzt erst die Menschen auf der Erde erschienen. Ebenso nehmen die Pflanzen von außen nach innen in der Erdrinde einen immer einfacheren Bau an und die Anzahl ihrer Arten wird fortwährend geringer, bis zuletzt fast nur solche Pflanzen vorhanden gewesen zu sein scheinen, welche sich in den Steinkohlen wiederfinden. Was aber die Gesteine betrifft, so weist die Chemie ganz klar die Bildung der höher gelegenen Gesteine und Erden aus den tieferliegenden nach. Kurz, Alles deutet darauf hin, daß das Neugeschaffene auf unserer Erde aus dem Untergegangenen erzeugt und dabei immer vollkommener hergestellt worden ist und daß dies wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit auch so fort gehen wird. – Die Wärme des Erdbodens hängt in ihrer obersten Schicht nur von der Sonne ab und diese Sonnenwärme erstreckt sich bei uns zu Lande nur etwa 60 bis 70 Fuß in die Tiefe, in heißen Ländern aber tiefer, in kalten weniger tief. Da wo man nun im Erdboden die Wirkung der Sonnenwärme nicht mehr spürt, befindet sich die sogen. Zone der unveränderlichen Temperatur; der Wärmegrad dieser Zone ist stets gleich der mittlern Jahrestemperatur und diese ist stets niedriger als die mittlere Tageswärme im Sommer, stets höher als die mittlere Tageswärme im Winter. Deshalb ist auch die Temperatur tiefer Keller im Sommer kälter, im Winter wärmer. Unterhalb dieser Zone stammt die Wärme vom Centralfeuer ab und diese nimmt stets auf hundert Fuß Tiefe um einen Grad zu, so daß bei 10,000 Fuß in der Tiefe das Wasser siedet, bei acht Meilen sich eine Wärme von 1800 Grad findet, bei welcher Eisen schmilzt, und bei etwa fünfzehn Meilen alle bekannten Körper feurig-flüssig werden. Demnach dürfte die feste Erdrinde auch nur eine Dicke von etwa fünfzehn Meilen haben können. Allein da wahrscheinlich die Temperatur im Erdinnern nicht ganz gleichmäßig zunimmt, und die Schmelzbarkeit der Stoffe durch den [149] bedeutenden Druck sehr vermindert sein kann, so schätzt man die Dicke der Erdrinde im Allgemeinen auf 20–50 Meilen.

Die Wissenschaft denkt sich die Schöpfung der Erde etwa so: von der Sonne löste sich einst die Erde und von dieser sodann der Mond ab, wodurch die Erde zum Trabanten der Sonne, der Mond Trabant der Erde wurde. Im Anfange seines Daseins war der Erdkörper ein weit ausgedehnter Gasball, welcher alle gegenwärtig in fester Gestalt vorhandenen Materien in Dunstgestalt enthielt, der sodann bei allmäliger Verdichtung in Gluth gerieth und durch langsame Abkühlung seine spätere Beschaffenheit annahm. Zuerst bildete sich in der Dunstmasse des Erdballs, sei es durch das Streben der schwereren Stoffe nach dem Mittelpunkte oder durch den Druck der äußern Schichten auf die innern, ein festerer Kern aus den schwersten Materien (Metallen), so daß nun die Erde als eine kometenartige Masse im Weltraume dastand, gebildet aus einem glühenden Mittelpunkte und einer weiten Gaszone. Durch Abkühlung des Umfanges des Kernes, welcher natürlich fort und fort neue Metallschichten an sich heranzog und so an Größe zunahm, und in Folge der mannigfaltigsten Verbindungen der Stoffe in der Gaszone erzeugte sich eine Gesteins-Rinde (der Mantel) um den metallischen Kern. Dieser Mantel, vorzugsweise aus Kieselerde mit etwas Thonerde, Talk- und Kalkerde, Kali und Natron, Eisen- und Manganoxyd zusammengesetzt, plattete sich, so lange er noch im flüssigen Zustande war, den Drehungsgesetzen gemäß an den Polen, der Umdrehungsachse der Erdkugel, ab und es entstand von den Polen eine Strömung der Stoffe nach dem Aequator hin, wo sich zuerst ein Gürtel von festen Stoffen bildete. Die Erstarrung des Mantels, welche am Aequator früher vor sich gehen mußte als an den Polen, dürfte nach Versuchen (über die Schmelzbarkeit der Gesteine) erst in etwa 300 Millionen Jahren zu Stande gekommen sein, weil die Hitze von 1600 Grad Reaumur auf 160 Grad herabsinken mußte. – Nach der Erstarrung des Mantels und mit fortschreitender Abkühlung und Verdickung desselben konnte erst das dampfförmige Wasser der Gaszone tropfbar flüssig werden und auf den Erdmantel niederfallen, wodurch eine Scheidung von Luft und Wasser vor sich ging. Vor dieser Trennung muß die mit Wasserdampf erfüllte Luft für die Sonnenstrahlen undurchdringlich gewesen sein und die tiefste Finsterniß auf der Erde geherrscht haben. Das kochend heiße Wasser (Urweltmeer) enthielt höchst wahrscheinlich alle nur möglichen Salze aufgelöst und in der Luft waren alle gasförmigen Stoffe vertheilt. Durch Zerklüftung des Mantels in Folge seiner Abkühlung und Zusammenziehung, sowie durch zahlreiche vulkanische Processe erhielt derselbe eine Menge von Einsenkungen und Erhöhungen, von denen die ersteren das Wasser aufnahmen, die letzteren als glühendheiße Felsen aus dem kochenden Urweltmeere herausragten. Von Zeit zu Zeit brach ein Theil des feurigflüssigen Erdkerns durch die Spalten des Mantels hervor und überströmte die Erdoberfläche, wodurch sich neue Rindenschichten auf dieser bildeten. So war nun mit Hülfe des feurigen (plutonischen und vulkanischen) Processes eine Grundlage für die Erdrinde, und zwar aus den Massen- und Schiefergesteinen erzeugt, auf welcher jedoch noch kein lebendes Wesen existiren konnte, über welcher sich aber, hauptsächlich durch Einfluß den Wassers, neue und zwar für Organismen bewohnbare Erdschichten auflagerten. Diese sedimentären Schichten änderten nicht mehr in Folge großer Erdrevoluten ihren Charakter, sondern ganz allmälig, so daß keine schroffen Grenzen zwischen ihnen zu finden sind, sondern deutliche Uebergänge und diese zeigen sich nicht blos in den Gesteinen, sondern auch in den Pflanzen und Thieren. Mit Zunahme der Dicke unserer Erdrinde nehmen die Organismen an Zahl und Vollkommenheit zu und erst auf der Oberfläche der neuesten Erdschicht erscheint als zur Zeit vollkommenster Organismus der Mensch, dem aber ohne Zweifel auf später über unserer jetzigen Erdschicht sich bildenden Schichten noch vollkommnere Wesen folgen werden. – Zur bessern Uebersicht ließe sich die Schöpfung der Erde in die folgenden Akte oder Perioden theilen:

I. Erste Schöpfungsperiode: reicht, wenn wir von der Loslösung der Erde von der Sonne ganz absehen, vom Festwerden des Erdgasballes bis zum Auftreten von Organismen auf der Erdrinde. Sie schließt die Bildung des feurig-flüssigen Kerns, des Mantels, des Wassers und der Luft, der Massen- und Schiefergesteine in sich.
II. Zweite Schöpfungsperiode: beginnt mit der Bildung der sedimentären Erdschichten und der Organismen und endet mit Erschaffung des Menschen. Während dieses Zeitraumes war die Temperatur auf der ganzen Erde dieselbe und überall eine tropische. Die kohlensäuerereiche Atmosphäre wurde durch die Pflanzen immer ärmer an Kohlensäure und reicher an Sauerstoff gemacht, dadurch aber tauglich für luftathmende Thiere. Einige thierische Organismen (Infusorien, Muscheln, Polypen) consumirten den kohlensauren Kalk des Wassers und bildeten Kalklager; manche Pflanzen eigneten sich dagegen die Kieselsäure an. Diese zweite Schöpfungsperiode durchlief nach und nach den Zeitraum der Fisch-, Amphibien, und Säugethier-Organisation. Aus dieser Periode schreiben sich die Stein- und Braunkohlen, das Kochsalz und alle vorweltlichen Thiere und Pflanzen.
III. Dritte Schöpfungsperiode: beginnt mit dem Erscheinen des ersten Menschen und mit dem Eintritte des Zonenunterschiedes (Eises) und reicht bis zur Jetztzeit. Sie zeichnet sich durch die Bildung der Damm- und Ackererde aus.

Die Massen- oder Urgesteine sind Gemenge aus Quarz (reiner Kieselerde), Feldspath und Glimmer (vorzugsweise aus kieselsaurer Thonerde), Hornblende, Augit und Olivin (hauptsächlich aus kieselsaurer Talkerde), und sonach Mischungen aus Kiesel-, Thon- und Talkerde. Diese Gesteine bilden folgende Gruppen: eine Granitgruppe (aus Granit, Granulit und Syenit), eine Grünsteingruppe (aus Grünsteinen, Diorit, Serpentin), eine Porphyrgruppe (aus Porphyren und Melaphyr), eine Basalt- und eine Lavagruppe (aus Basalt, Dolerit, Trachyt, Phonolith und Lava); man theilt sie auch in granitische, porphyrige und vulkanische Felsarten. Es finden sich die Urgesteine nicht blos in der tiefsten Tiefe der Erdrinde, sondern in Folge vulkanischer Erhebungen auch zwischen den übrigen Erdschichten und über die Erdoberfläche hervorragend, wo sie dann die bedeutendsten Gebirge (mit kuppigen und ruinenartig aufgethürmten Bergen) bilden. In den Gemenggesteinen eingesprengt finden sich an vielen Stellen schwere Metalle und auch Edelsteine (aus dem Kieselgeschlechte: Amethyst, Karneol, Chrysopras und Rauchtopas; aus dem Thongeschlecht: Saphir, Rubin, Smaragd, Topas und Granat; ferner Diamanten aus reinem Kohlenstoff). – Durch den Verwitterungsproceß liefern die meisten der genannten Massengesteine einen ziemlich fruchtbaren Erdboden für die Pflanzen, während ihre Zertrümmerung der Bildung der Schichtgesteine zum Grunde liegt.

Die Schiefergesteine, welche ihre Lage zwischen den unter ihnen liegenden Massengesteinen und den über ihnen befindlichen Flötzgebilden einnehmen, werden von krystallinischen Schiefergesteinen, mit feinblättrigem Gefüge, gebildet, zu denen der Gneiß, der Glimmer- und Talkschiefer gerechnet werden. Der Gneiß ist das unterste Schiefergestein und ein Gemenge aus Feldspath, Glimmer und Quarz, mit Erzgängen. – Der Glimmerschiefer, welcher über dem Gneiß lagert, ist ein schieferiges Gemenge von Glimmer und Quarz und bildet breite Felsrücken mit starken Kämmen, zackigen Gipfeln und schroffen Einschnitten. – Der Talkschiefer aus schieferiger kieselsaurer Talkerde mit Quarz, Kalk und einigen andern Mineralien, steht mit Chlorit- und Serpentinschiefer in Verbindung. – Zuweilen bilden Massengesteine den Kern eines Gebirges, um welchen sich die Schiefergesteine mantelförmig gelagert und vielfach von dieser durchbrochen und durchsetzt zeigen. Häufig ist ihre Schieferstruktur sehr gebogen und gewunden.

Die Sediment- oder Schichtgesteine (mit Versteinerungen) sind theils durch Verwitterung der Massen- und Schiefergesteine, theils durch das Wirken der Organismen, aus einem Wasserniederschlage von Sand, Thon, Kalk und andern Materien und in Folge einer Verhärtung dieser Stoffe durch Hitze und Druck nach der Ablagerung entstanden; besonders verdankt ein großer Theil des kohlensauren Kalkes sein Entstehen den niedern Thieren (Infusorien, Muscheln, Polypen). – Die Dicke der sedimentären Erdschichten beträgt etwa 16.000 Fuß, gegen 3/4 bis eine Meile und soll sich in etwa fünf bis elf Millionen Jahren gebildet haben. – Die Schichtgesteine sind in ihrem mineralogischen Charakter sehr einfach; ihre Grundlage wird von Quarzkörnern, Thon und Kalk gebildet, durch deren Mengung Sandsteine, Schiefer, Mergel [150] u. s. w. entstanden sind. Uebrigens werden die Schichtgesteine an vielen Punkten der Erde in Folge vulkanischer Processe von Massen- und Schiefergesteinen in der verschiedenartigsten Weise gehoben und durchbrochen. Bei genauer Untersuchung der Schichtgebilde zeigt sich, daß die Meeresbildungen bedeutend vor den Süßwasserbildungen vorherrschen und daß nur zur Zeit der Stein- und Braunkohlen eine üppige Landvegetation existirt habe. – Zu Anfange der Sedimentbildungen scheint auf der Erde nur Wasser, Luft und eine Anzahl das Wasser überragender Felsengruppen, kein Flachland vorhanden gewesen zu sein. Im Wasser begann sodann das Leben mit der Entstehung von Pflanzen und Thieren, denen die Riffe ihre Entstehung verdanken. Durch Verwitterung der Felsen an ihren Gipfeln und Füßen, und durch Lösung von Felsstücken mit Bildung von schuttartigem Gerölle, sowie in Folge des Hinwegführens des Verwitterten durch Wasser und Winde bildete sich allmälig Strand um die Felsen und mit dem Fortschreiten der Strandbildung entstand Flachland zwischen den Felsen. Jetzt entwickelte sich auf dem Lande eine tropische Pflanzenwelt, welche die Luft durch Reinigung von der Kohlensäure zuerst zum Athmen für Amphibien, dann für Vogel und Säugethiere, und endlich für den Menschen tauglich machte.

I. Die Fisch-Steinkohlenperiode, die erste sedimentäre Epoche, welche die Grauwacken-, Steinkohlen-, Rothliegende-, Zechstein- und Kupferschiefergruppe (das Cambrische, Silurische, Devonische und Permsche System) in sich schließt, zeichnet sich in ihrem Beginne (in der Grauwackengruppe) nur durch die zahlreichen Seethiere und die üppigen Meerpflanzen aus. Ihnen folgten später die riesenhaften Landpflanzen (der erste Urwald), welche zum großen Theil in Steinkohlen verwandelt wurden, in denen aber die Spuren von Insekten, Schaben und scorpionartigen Thieren gefunden werden. Am Ende dieser Periode scheinen gewisse Meerthiere der früheren Zeit schon untergegangen und dafür andere vorhanden gewesen zu sein; auch tritt hier zuerst ein eidechsenartiges Reptil (der Proterosaurus) auf. – Die wurmartigen Graptolithen, die jetzt versteinert, als fast körperlose Zeichnungen im dunklen Grauwackenschiefer noch zu finden sind, scheinen die ersten Meerbewohner gewesen zu sein, ihnen folgten dann Polypen (Haarsterne), später Mollusken (Muscheln und Schnecken), krebsartige, den Kellerasseln ähnliche Thiere (Trilobiten) und Fische. Mit oder vielleicht schon vor den Graptolithen existirten im Urweltmeere krautartige Gewächse (Tangen) von knorpliger oder lederartiger Beschaffenheit, wahrscheinlich braun oder roth gefärbt, ohne Blätter und Blüthen, frei im Wasser schwimmend. – Die Fische, waren Knorpelfische, den Rochen und Haifischen ähnlich und mit festen, breiten und höckerigen Zähnen bewaffnet, besaßen alle (wahrscheinlich wegen der großen Hitze des Meerwassers und der starken Brandung an den Felsen) einen dicken Panzer, welcher entweder aus großen oder kleinen Hornplatten, die mit verschiedenen Höckern oder langen Stacheln besetzt waren, bestand, oder aus rautenförmigen Hornschuppen, die an ihren Kanten meist durch vorspringende Zapfen und Fugen der nächstliegenden Schuppe eingefügt waren. Die Cephalaspiden sahen den Schildkröten ähnlicher als Fischen, denn ein solider aus großen starken Schildern zusammengesetzter Panzer bedeckte den Kopf und Rumpf auf der Rücken- und Bauchseite. Der Körper hatte eine flache Drachen- oder Rochenform mit kurzem kegelförmigen Schwanze. Die Cölacanthinen waren große, starke, plumpe Fische mit einem dicken Kopfe und weiten, mit zahlreichen kräftigen Zähnen besetzten Maule; der Körper war mit großen, starken, emaillirten Schuppen gleichmäßig bedeckt. – Die ersten Landpflanzen waren, weil die wasserreiche Atmosphäre für die Sonnenstrahlen noch nicht gehörig durchdringbar war, höchst wahrscheinlich große holzige Pilze, wie aus Versteinerungen in der Grauwacke hervorgeht. Nach ihnen fanden sich die Pflanzen der Kohlenperiode (Farrenkräuter und Bärlappe, Schachtelhalme und Schuppenbäume), welche zum größten Theil gänzlich von den jetzt existirenden Pflanzenformen abweichen. – Von den Wirbelthieren fand man in der obersten Schicht dieser Periode, also im Zechstein und Kupferschiefer, ein eidechsenartiges Reptil, den Proterosaurus, welcher am Ufer von Fischen gelebt zu haben scheint. Neuerlich ist aber schon in der Steinkohlengruppe der Schädel einer froschähnlichen Eidechse (Archegosaurus) entdeckt worden, die ebenfalls ein räuberischer Meeruferbewohner gewesen sein dürfte.

II. Die Amphibien-Kalksteinperiode, die zweite sedimentäre Epoche, welche aus der Trias-, Jura- und Kreidegruppe besteht, eine Dicke von 4 – 5000 Fuß besitzt und sich in etwa 11/2 bis 4 Millionen Jahren gebildet hat, besaß außer den Farren und Schachtelhalmen, auch noch Palmen, Nadelholz- und Laubholzbäume, und ist besonders wegen der zahlreichen und wundersam gestalteten Amphibien interessant. Vorzüglich spielen die eidechsenartigen Amphibien (die Saurier) ebenso im Meere, wie auf dem Lande und in der Luft eine große Rolle. Auch Schildkröten und Krokodile gab es, nicht aber Schlangen und Froscharten. Aus dem versteinerten buntgefleckten Kothe (Koprolithen) der Meersaurier werden jetzt Schmucksachen gemacht. – Die Labyrinthodonten (Trematosaurus, Zygosaurus, Mastodonsaurus, Capitosaurus, Archegosaurus), mit Haifischzähnen aus merkwürdig gewundener Zahnsubstanz, scheinen die merkwürdigsten und ältesten aller untergegangenen Amphibien des Landes gewesen zu sein. Ihr schlanker Kopf, der allein näher bekannte Theil, gleicht im Allgemeinen dem der gemeinen Eidechse; der bei einigen plumpe, kurze und breite, bei anderen wahrscheinlich schlanke und lange Rumpf mit langem Schwanze und kurzen, plumpen Gliedmaßen, von denen die vordern kürzer, als die hintern waren, war von feinen hornigen Ziegelschuppen bedeckt und an der Kehle saßen drei große Knochenplatten (Kehlpanzerplatten). Die Labyrinthodonten bildeten ein Gemisch von Eidechse, Frosch, Krokodil und Schildkröte und hatten etwa die Größe eines großen Schweines. Ihre Fußstapfen (im bunten Sandsteine) hatten eine große Aehnlichkeit mit dem Eindruck, der durch die Hand eines Menschen hervorgebracht werden kann. – Die Enaliosaurier, Meersaurier, Meereidechsen, im Meere lebend, waren fischähnliche, etwa 15 bis 20 Fuß lange Eidechsen mit großen flossenförmigen Gliedmaßen und nackter Wallfisch-Haut; die eine Gattung derselben mit großem delphinähnlichen Kopfe, kurzem Halse, kurzen und breiten Flossen, dickem gedrungenen Körper und langem Schwanze, erhielt den Namen Ichthyosaurier (Fischeidechsen), die andere mit kleinem, schmalen, krokodilähnlichen Kopfe, langem Halse und längern, schmälern Flossen, nennt man Plesiosaurier (Nachbareidechsen); zu den Plesiosauren scheinen auch die Seedrachen oder Halidrakonen mit kleinem Kopfe, großen Fangzähnen, langem Halse und langen Flossen, kurzem Rumpfe und langem Schwanze, gehört zu haben (als Nothosanrns, Dracosaurus, Pistosaurus, Simosaurus, Conchiosaurus). – Dinosaurier (Megalosaurus, Mosasaurus, Hyläosaurus, das Iguanodon) waren riesenhafte, bis 100 Fuß lange, plumpe Landeidechsen oder Krokodile mit Klumpfüßen. – Die Flugsaurier, Pterodoctylen, waren fledermausartige Thiere, nackte, fliegende Eidechsen, nicht größer, als unsere jetzigen Fledermäuse. [151] Man denke sich ein Geschöpf von der Größe eines Sperlings oder einer Krähe im Rumpfe, das einen langen dünnen Hals hat, von dem ein großer mit schnabelförmig verlängerten Kiefern versehener Kopf getragen wird und man hat, wenn man mit dieser Gestalt die vordern langen und die hintern kürzern Fledermauspfoten verbindet, das vollständige Bild einer Lufteidechse. – Die Fußstapfen von riesenförmigen Sumpfvögeln finden sich im bunten Sandsteine; übrigens existirten schon eine Menge der verschiedensten Vögel in dieser Periode.

III. Die Säugethier-Sandsteinperiode, die dritte sedimentäre Epoche, aus Nummulitengebirge, Braunkohle und Molasse, enthält neben den Meeres-, auch noch viele Süßwasserablagerungen und eine Menge Säugethierreste. Die Braunkohlen sind zum größten Theile die Ueberreste von Cypressen, Palmen und Nadelhölzern. Diese Periode scheint in kürzerer Zeit, als die vorige verlaufen zu sein, denn ihre Dicke beträgt kaum 1000 Fuß und ihre Bildungszeit dürfte nicht viel über ein Drittel Million Jahre gedauert haben. – Von den Säugethieren der Tertiärschicht gehören die meisten zur Ordnung der Dickhäuter, wohin auch unser Elephant, Nashorn, Pferd und Schwein gehört. Am häufigsten waren plumpe tapierartige Pflanzenfresser (Paläotherium, Lophiodon, Coryphodon etc.). Sie hatten einen mit kurzen anliegenden Haaren dicht bekleideten Körper, eine rüsselförmige mäßig lange Nase, vorn 4, hinten 3 Zehen. – Das Anoplotherium, ein zweizehiges Hufthier, welches von Gras lebte und etwa die Größe des Esels hatte, ist das erste Thier mit einfach gespaltenem Fuße und einem langen, bis zum Boden reichenden kräftigen Schwanze; es scheint eine pferdeartige Schnauze gehabt und in schlanker (Xiphodon) wie in plumper Form existirt zu haben.– Das Dinotherium, ein wallroßähnliches pflanzenfressendes Seethier von 15 – 20 Fuß Länge, hatte auf einem kurzen dicken Halse einen wallfischähnlichen Kopf mit 2 Stoß- oder Fangzähnen, die aus der untern Kinnlade nach unten hervorragten; der Rumpf war spindelförmig und mit Flossenfüssen. – Das Zeuglodon (Hydrarchos, Basilosaurus, Dorudon, Squalodon), fälschlich für einen Saurier gehalten, ist ein wallfischähnliches Säugethier, nur etwas schlanker, aber nicht größer als unser Wallfisch und mit einem seehundsähnlichen Kopfe versehen. – Das Sivatherium war ein Wiederkäuer von sehr großer und plumper giraffenähnlicher Gestalt, dessen Kopf dem des Elephanten glich. – Faulthiere von elephantischer Größe sind: das Megatherium, Megalonyx und Mylodon; kleinere Gürtelthiere: das Glyptodon und der Holophorus; das größte Nagethier war das Toxodon. – Das Hippotherium ist dem Pferde ähnlich, nur zierlicher und besaß außer dem einen großen Hufe an jedem Fuße noch 2 kleine Afterhufe.

Die Diluvialschicht, welche unmittelbar die jüngste Tertiärschicht bedeckt und sich früher, als der Mensch auf der Erde erschien, gebildet haben muß, scheint unter einem ziemlich schnellen Sinken der Temperatur entstanden zu sein, denn man findet wohlerhaltene Thiere (Mammuths in Sibirien) in diese Schicht eingefroren. Der Grund dieser Erkaltung dürfte darin zu suchen sein, daß das heiße Innere der Erde der Oberfläche derselben nicht mehr die frühere Wärme spendete. – Von den Thieren der Diluvialschicht sind besonders das Mammuth, der Höhlenbär und die Höhlenhyäne, die Elephanten, Nashörner, Flußpferde und die Riesenhirsche mit großem Geweihe erwähnenswerth. – Das Mammuth ist eine Art Elephant, aber mit viel längeren und stärker gekrümmten Stoßzähnen, und einer borstigen, langbehaarten, der des wilden Schweines ähnlichen Haut. – Das elephantenähnliche Mastodon (oder Ohiothier), war größer als unser Elephant, und findet sich vorzugsweise im Westen.

[152] Die Alluvialschicht, welche den Boden für den Menschen bildet, enthält ebenfalls fossile Gebeine, aber nur solche der Gegenwart (selbst incrustirte Menschenknochen), hier und da aber auch losgespülte präadamitische Thierknochen aus der Diluvialschicht. – Die Dicke der Erdschicht, welche sich seit dem Bestehen des Menschengeschlechts als gebildet nachweisen läßt, beträgt gegen 200 Fuß und daraus ist zu schließen, daß der Mensch schon 70 bis 100 Tausend Jahre bestehen muß. Die 5793 Jahre, welche die jüdische Aera seit Erschaffung der Welt zählt, würden nur 16 Fuß Bodendicke zulassen. – Da die Processe, welche die Alluvialschicht erzeugten, ohne Unterlaß fortdauern, so wird diese Schicht fortwährend an Dicke zunehmen, und die Erdoberfläche, durch Verwitterung der Gesteine immer flacher werden müssen. Der Mensch geht dann vielleicht auch leiblich allmälig ganz unter, wie die früheren Geschöpfe, so daß alsdann über dessen fossilen, im Alluvium begrabenen Gebeinen neue und vollkommner organisirte Wesen auf der neugebildeten Erdoberfläche zwischen anders gestalteten Pflanzen- und Thierarten herumwandeln. Doch wer kann das wissen.

NB. Man glaube nun aber ja nicht etwa, daß an jedem Punkte der Erde die oben erwähnten Schichten der Erdrinde alle gerade so über einander lagern, wie sie ausgezählt wurden. An vielen Stellen fehlt diese oder jene Schicht, an andern sind dagegen in Folge vulkanischer Processe die einen Schichten durch und zwischen die andern geschoben.

(B.)




Für junge Frauen!

Goldene Träume umspielen den Lebensmorgen des Kindes; goldene Träume umgaukeln den Knaben im Vorgefühle dessen, was er durch seine Manneskraft erreichen kann; goldene Träume hegt auch die Jungfrau, sie schmücken ihr die Ehe, den Hausstand und ihre ganze Zukunft als Frau. Diese goldenen Träume sind ein Prärogativ der Jugend, wir lassen dieselben gern unangetastet; es sind die Perlen, welche der Glaube säet, daß dem redlichen Streben noch Alles erreichbar sei; sie schwinden, sobald die Erfahrung sich mit ihrer mahnenden Stimme hörbar macht. – Das Mädchen träumt: die Liebe eines Mannes zu gewinnen, und mit ihm vereint erst glücklich zu sein. Dieser Traum hat seine volle Berechtigung. Was sie ihrer ganzen Natur nach zu sein und zu werden vermag, das wird sie nur in diesem Verhältniß, in welchem allein sie alle ihre Kräfte und Anlagen verwerthen und damit ihre völlige Entwicklung erreichen kann. Diesem Traume braucht kein Erwachen zu folgen, wenn sie das gehoffte Glück auf eine Basis gründet, wo es stets neue Blüthen treibt.

Das Mädchen tritt in die Ehe mit der Hoffnung auf Glück; sie muß aber zugleich bedenken, daß jedes Glück verdient sein will. Sie meint, der Mann gehöre nun ihr, und sie irrt; denn er gehört der Welt. Sie ist für ihn da; er nicht für sie. Sie lebt für das Haus, sorgt für seine Bequemlichkeit, nimmt Theil an seinen Interessen, fördert sein Glück, wo sie kann; er hat den Sinn nach Außen gerichtet, wo sein Streben liegt. Nur in ihrer Liebe zu einander stehen sie gleich, nur hier ist der Punkt, wo sie sich, ohne Rücksicht auf Beruf und Arbeit, auf gleichem Fuße begegnen.

– Kann hierin jemals eine Veränderung eintreten? Unmöglich! – Der Platz, den Schicksal und Natur anweisen, den räumt man nicht, ohne zugleich alle Beziehungen zu verschieben und die Buße Dafür zu entrichten. –

Das Mädchen tritt aus ihrem Familienkreise heraus in das eigene Haus, wo sie sich nun mit dem Gatten allein befindet und erwartet, daß sie in seiner Gesellschaft nichts entbehren werde. Das ist auch allerdings nicht der Fall, wenn er bei ihr ist; aber wie wenige Stunden des Tages kann der Mann dem Geplauder mit seiner Frau widmen und welch ein Mann wäre das, der, könnte er es, seine Zeit auf diese Art anwenden möchte? Die Folge ist, daß die Frau sich vereinsamt erscheint, sie wird traurig, sie klagt, sie glaubt sich nicht mehr geliebt. – Eine junge Ehe hat manche Stürme der Art zu bestehen und wenn die Wolken sich so häufig am Horizonte zusammenziehen, so verliert man leicht den Muth, noch auf lichte Tage zu bauen.

Da eine so unwesentlich scheinende Ursache so häufig die Veranlassung zu gegenseitiger Entfremdung wird, so wollen wir einmal betrachten, worin diese ihren Sitz hat und wie sie aus dem, Wege geräumt werden könnte.

Die junge Frau entbehrt zunächst das Aelternhaus und fühlt sich einsam, weil sie an keine Selbstbeschäftigung gewöhnt ist und keine stillen Stunden kennt. Um die Einsamkeit zu lieben, muß man denken können, und das hat man sie nie gelehrt; – man muß nach einer Selbstbildung streben, die nur gefördert wird durch Nachsinnen, ein Zurechtlegen seines Tages, ein Ueberdenken seiner Pflichten, eine ernste Lectüre. Talente reichen nicht aus für stille Stunden, sie wollen Andern unter die Augen gestellt sein, und der Mann wird schnell gleichgültig gegen solche Spielereien, die die Frau in seiner Meinung nicht mehr erbeben. Zunächst also ist es der Fehler unserer jetzigen Erziehung, der der jungen Frau die ersten Jahre ihrer Ehe so schwer macht, bis Theegesellschaften und Kaffeeschwestern die Lücke ausfüllen.

Der zweite Grund liegt denn freilich noch darin, daß sie ihre Lage nicht richtig übersieht. – Sie schwelgt noch in den Tändeleien der Liebe, mit denen Brautleute ihrer Umgebung so lästig fallen und ahnt nicht, daß jetzt das Stadium einer schönern Beziehung eingetreten, wo sie dem Manne kein bloßes Spielzeug, wo sie ihm Freundin sein soll. Verfehlt sie, diesen Schritt zu gehen, so verfehlt sie ihre ganze Zukunft und Alles. Folgt sie ihm mit Klagen, daß sein Beruf ihn ihr entfremde, daß sie nicht die Hauptsache in seinem Leben sei, so zeigt sie ihm durch dies mangelnde Verständniß für des Mannes bürgerliche Stellung, daß er eben nur ein eitles, thörichtes Weib sein genannt, das angebetet sein wollte, wo sie mit ihrer Liebe ihm sein Leben verschönern sollte. –

Die junge Frau darf daher nie klagen, wenn der Mann durch seinen Beruf von ihr entfernt wird; sie darf sich aber freuen, und herzlich freuen, wenn er ihr wiederkehrt. Mit zartem Tacte muß sie dann wissen das Thema zu berühren, das ihn am heitersten stimmt, und selbst das oft Erzählte soll sie noch gerne hören. Ist es ihm Bedürfniß, ihr die Leiden und Freuden seines Tagewerkes mitzutheilen, von seinem Beruf als Arzt, als Advocat, als Kaufmann mit ihr zu reden, so muß sie den größten Antheil an Allem nehmen, wie ihn die rechte Liebe stets nimmt, und auch so viel davon zu verstehen suchen, um mit Einsicht ihren Antheil auszudrücken. – Auf die Art wird sie ihm eine liebe Gefährtin werden und manche Stunde, die er sonst einem Freunde widmen würde, kann sie für sich dadurch gewinnen. Ist es möglich, daß sie ihm irgendwie behülflich sei, so ist das eine goldene Gelegenheit, ihren Werth in seinen Augen zu erhöhen, kann sie ihm mit ihrer Sprachkenntniß dienen, ein Buch für ihn lesen, eine Lieblingsbeschäftigung mit ihm theilen, so muß sie stets Zeit, Muße und Lust haben, diesen Platz einzunehmen, der der würdigste ist, den eine Frau für sich gewinnen kann, die Freundin des Mannes zu sein, dem sie als Gattin angehört. Wie viel die jungen Frauen gerade in dem Punkte versäumen, das sprechen keine Worte aus! – Es ist nicht Mangel an gutem Willen, es ist Mangel an Einsicht, an einer Vorbildung für die Ehe, die sie die fürchterlichsten Fehlgriffe thun läßt, die sie oft so schwer, so schmerzlich mit ihrer ganzen Zukunft büßen müssen.

Amely Boelte. 




[153]

Blätter und Blüthen.

Zwei deutsche Philhelenen vom Jahre 1821. Bei der Gelegenheit der jetzigen Insurrection in Griechenland wendet sich unwillkürlich der Blick zurück auf die Erhebung vom Jahre 1821, und bei diesem Rückblicke treten vor die Erinnerung des Schreibers dieser Zeilen zwei Männer, die er persönlich kannte, und die voll glühenden Eifers ihr deutsches Vaterland mit Hintansetzung oder Zerreißung ihrer günstigen Verhältnisse verließen, um den heldenmüthigen Freiheitskampf, der sich aus der Ferne so schön ausnahm, mitzukämpfen. Herr von Jargow hieß der Eine, Herr von Byern der Andere, und der Schreiber dieser Zeilen hatte nach ihrer Rückkehr aus dem classischen Lande der Helenen Gelegenheit, mit Beiden, jedoch zu verschiedenen Perioden, über ihren griechischen Feldzug und die dabei gemachten Erfahrungen, zu sprechen. Das Resultat dieser Mittheilungen später. Vorläufig einige Worte über die Verhältnisse, unter denen beide Männer, durch Alter eben so verschieden, wie durch ihre ganze bürgerliche Stellung, den Entschluß zu der Theilnahme an dem Kampfe faßten. Verhältnisse, welche bei Beiden hinlänglich ihren reinen, von keinen Nebenabsichten begleiteten Enthusiasmus darthun.

Herr von Jargow war unlängst aus dem Berliner Cadettencorps als Offizier in das Brandenburgische Cürassier-Regiment eingetreten, und war noch nicht achtzehn Jahre, als der griechische Freiheitskampf ausbrach. Sein jugendlichen Gemüth wurde davon entflammt, und – er desertirte vom Exerzierpiatz in Brandenburg aus, um an dem Kampfe Theil zu nehmen. Nur geringe Baarschaft konnte er mitnehmen, und obgleich seine ganze militärische Ausrüstung, und namentlich das Pferd, einen guten Nachhalt hätten geben können, war doch seine Jugend und gänzliche Unerfahrenheit mit der Welt Schuld, daß er bei jeder Gelegenheit übervortheilt oder offenbar betrogen wurde, so daß er sich bald von allen Hülfemitteln entblößt sah. Wie er unter den traurigsten Verhältnissen seine Reise dennoch fortsetzte, und endlich glücklich an das Ziel seiner Reise gelangte, mehrere der Hauptgefechte der Griechen, namentlich den Sturm auf die Acropolis mitmachte, darüber giebt sein Tagebuch, im Jahre 1823 oder 1824 von dem Berliner Freimüthigen, redigirt von Dr. Kuhn, ausführliche Auskunft, und es wäre Denen, die sich vielleicht für die gegenwärtige Insurrection interessiren, zu rathen, im Allgemeinen aber zu wünschen, daß dieses Tagebuch, das die interessantesten Data erzählt, und an dessen Glaubwürdigkeit sich nicht zweifeln läßt, unter den heutigen Verhältnissen neu bekannt gemacht werden könnte. – Genug, auf jede Weise abgekühlt, kehrte Herr von Jargow nach seinem Vaterlande zurück, und aus seinem Munde vernahm der Schreiber die Mittheilungen über den Charakter der Griechen, namentlich des Volkes, die derselbe hier zu wiederholen Scheu trägt, die aber nur allzu sehr an das alte Sprüchwort von der punischen Treue erinnern, und daneben nicht etwa Zeugniß für eine Tapferkeit der Termopylen ablegen. – Kurz, wer die Schilderungen mit anzuhören Gelegenheit hatte, die Herr von Jargow von den Helenen der Neuzeit entwarf, bei dem mußte jeder Enthusiasmus nicht nur, sondern sogar jede Theilnahme für dieses Volk für ewige Zeiten verschwinden.

Unter ganz verschiedenen Verhältnissen wurde der erwähnte Herr von Byern Philhelene. Er hatte verschiedene Feldzüge ehrenvoll mitgemacht und lebte, mit Orden, den wohlverdienten Zeichen der Tapferkeit geschmückt, als Rittmeister außer Dienst auf seinem Gute, welches in der Nähe Leipzigs lag. Seine Vermögensverhältniße waren, wenn auch nicht glänzend, doch jedenfalls günstig, wie schon daraus hervorgeht, daß er Gewehre mitnahm, damit die Sache, der er sich selbst widmete, zu unterstützen. Außerdem hatte er, zu gleichem Zwecke noch einige tausend Thaler mitgenommen. Glücklich erreichte er das Ziel, und landete – der Name des Hafens ist dem Schreiber dieses entfallen – mit Gewehren und Geld an der Küste Griechenlands. Schnell verbreitete sich die Nachricht seiner Ankunft, und der Begleitung, in der sie erfolgte. Die Gewehre wurden ausgeschifft und nach dem Quartiere gebracht, das er bezog. Er wurde mit Enthusiasmus begrüßt, im Triumphe begleitet, zu einem, ihm zu Ehren veranstalteten Feste geladen, bei dem er einigen Führern seine Gewehre zusagte. Als er aber am nächsten Morgen sein Versprechen erfüllen wollte, waren die Gewehre – gestohlen! – Gestohlen, um dem Kampfe zu dienen, für den sie bestimmt waren? O nein, gestohlen, um verkauft zu werden! – Herr von Byern sah sich genöthigt, selbst mehrere seiner eigenen Gewehre zurückzukaufen; doch dieser Umstand, so wie das, was er, der wahrhaft tapfere Soldat, von der griechischen Kampfesweise erlebte, verleidete ihm bald die ganze Sache, zog ihm den Schleier von den Augen, und bewog ihn, um eine theure Erfahrung reicher, in das Vaterland zurückzukehren. Seine Aeußerungen über den Volkscharakter der Griechen und ihres Kampfes waren wo möglich noch weniger mittheilbar, als die des Erstgenannten. – Möge man nun aus diesen Mittheilungen über die Vergangenheit die geeigneten Schlüsse auf die Gegenwart ziehen!
v. A. 




Zur Organisation der Arbeit. Der Baron Fourment, Senatsmitglied in Frankreich und Besitzer einer Manufaktur zu Cercamp im Pas-de-Calais hat in letzterer seit nunmehr 30 Jahren das System der wechselnden Tag- und Nachtarbeit (alternation du travail de jour et de nuit) eingeführt: das heißt seine Arbeiter sind in 2 Hälften getheilt, von denen die eine von Nachmittag 1 Uhr bis Nachts 1 Uhr, und die andere von da bis Mittag 1 Uhr arbeitet. Dieses System (welches in ähnlicher Weise auf den Schiffen herrscht, wo die Mannschaft in Tag- und Nachtwachen getheilt ist, und welches den drei Tagschichten unserer Bergleute entspricht) hat sich in dieser langen Zeit vollständig zu Gunsten der Gesundheit von Fourment’s Arbeitern bewährt. Dieselben brauchen hier nur 12 Stunden zu arbeiten; sie können während 6 von den übrigen Stunden die freie Luft und das Tageslicht genießen, ihre Gärtchen bebauen u. s. w. Dagegen sind die Arbeiter in benachbarten, blos bei Tage arbeitenden Manufakturen genöthigt, täglich vierzehn Stunden (von Früh sechs bis Abends acht Uhr) zu arbeiten und dabei, mit Ausnahme des Sonntags der freien Luft und Sonne fast gänzlich zu entbehren; sie sind daher auch weit schwächlicher als jene und erkranken weit häufiger. Das „Journal des connaiss. médic. etc.“. welches (1854 No. 11.) diese Thatsachen in einem eigenhändigen Briefe des Herrn von Fourment mittheilt, macht den Vorschlag, dieses System sechsstündiger Tag- und sechsstündiger Nachtarbeit in den Staatsanstalten, Arbeitshäusern etc. einzuführen.




Zur Naturgeschichte des Adlers. Ein englischer Reisender, C. Lloyd, der zwanzig Jahre in Norwegen und Schweden zugebracht hat, theilt in der Schilderung seiner Jagdabenteuer einige interessante Züge zur Naturgeschichte dieses Königs der Lüfte mit.

Der Gold-Adler oder Königs-Adler hält sich während der Sommerzeit häufig in den nördlichen Theilen von Scandinavien, im Herbst und Winter dagegen im Süden von Schweden auf. Obgleich er meistentheils auf steilen Felsen horstet und seine Brut aufzieht, so findet man sein Nest auch zuweilen auf hohen Fichten oder andern Bäumen. Das Nest dient ihm nicht nur für ein Jahr, sondern auf Lebenszeit. Es hat beinahe sechs Fuß im Durchmesser, ist flach und aus Reisig und Schilf gebaut. Das Weibchen legt zwei, höchstens drei Eier. Das Landvolk in Scandinavien ist sehr froh, wenn es einen Adler zum Nachbar hat. Die Leute passen auf, wenn die Adler das Nest verlassen haben und holen sich dann aus demselben das Wiltpret, das sie ihren Jungen gebracht haben. Mitunter binden sie die Jungen sogar fest, um diese Beute recht lange genießen zu können. Der Adler greift nicht nur Hasen und kleines Wildpret, sondern auch Rothwild und selbst Pferde an. Zu dieser Jagd bedient er sich folgender Kriegslist. Er taucht seine Schwingen in’s Wasser und schlägt sie darauf in den Sand. Damit fliegt er dem Thiere, das er angreift in’s Gesicht und blendet dessen Augen. Vor Angst und Verzweiflung rennt es dann gewöhnlich gegen einen Felsen oder stürzt und wird die sichere Beute des Adlers. 1737 entführte ein Adler in der Gemeinde Nordeshong einen zwei Jahre alten Knaben, den man nicht retten konnte und erst vor zwei Jahren wurde in Lexolksstrand in Norwegen ein fünf Jahr altes, aber noch sehr kleines Mädchen vom Felde entführt und die Eltern desselben fanden nur noch die Ueberreste des armen Kindes in dem Neste. – In der Provinz Siania wurde vor einiger Zeit ein Adler auf folgende sonderbare Weise gefangen. Ein Bauer bemerkte einen Adler über sich, der nach Beute suchte und beschloß, ihn herunterzulocken. Er kehrte die Rauhseite seines Schafpelzes nach außen und kroch damit auf allen Vieren umher. Der Adler ließ sich täuschen, stieß hernieder und der Bauer faßte ihn bei den Fängen und trug ihn im Triumph nach Hause. Dabei hatte er jedoch nicht Geringes auszustehen, denn in der Angst schlug der Adler die Krallen durch den Pelz in sein Fleisch. Der Adler wurde darauf in einen Käfig gesetzt und Lloyd hatte Gelegenheit, denselben nach einiger Zeit zu beobachten. Er wurde mit den Eingeweiden der geschlachteten Thiere, krepirten Schweine, Ratten oder Krähen und Elstern gefüttert, die zu diesem Zweck geschossen wurden. Das Schweinefleisch liebte er am meisten. War er sehr hungrig, so verschlang er die Ratten ganz. Einmal, als er sich an den Kaldaunen eines Kalbes satt gegessen hatte, schlich sich eine große Katze in seinen Käfig um den Rest derselben zu verzehren. Der Adler saß ganz ruhig mit niedergebeugtem Kopfe da, folgte aber den Bewegungen des Eindringlings scharf, und als die Katze sich zurückziehen wollte und ihren halben Leib schon durch den Käfig gebracht hatte, ergriff der Adler sie plötzlich und zog sie zurück, indem er einen Fang in ihre Weichen schlug. Die Katze machte eine verzweifelte Anstrengung, sich zu befreien und biß nach dem Fang ihren Feindes, da packte der Adler mit dem andern Fang ihren Kopf, so daß er durch beide Augen drang und so hielt sie der Vogel, bis das arme Graumieschen todt war. Dann schleppte er sie in die Mitte des Käfigs an seinen Aesungsplatz, indem er den Fang aus dem Kopfe zurückzog und sie mit dem andern wegführte. Sein erstes Verfahren war hierauf, daß er ihre Zunge herauszog und sogleich verschlang. Dann machte er mit dem Schnabel eine Oeffnung unter dem Brustknochen und fraß einen Theil der Lungen. Den Rest ließ er jedoch für den folgenden Tag liegen. Auch bei andern todten Katzen machte Lloyd die Bemerkung, daß der Adler die Zunge stets zuerst fraß. Dies beweist, daß er, trotz seiner Gefräßigkeit, doch ebenso gut wie der Mensch den Sinn für den feineren Geschmack hat.

Von dem grauen oder weißschwänzigen Seeadler wurde Lloyd Folgendes erzählt: Er stößt auf Wasservögel und auf Fische, wird aber dabei nicht selten von den Letzteren selbst überwunden. So sah man unlängst nicht weit von Bergen einen Adler einen Lachs angreifen, dieser war aber zu stark für ihn und er konnte ihn nur halb aus dem Wasser heben. So kämpfte der Lachs muthig gegen ihn, indem er seine ganze Kraft gebrauchte, sein Element wieder zu gewinnen und da der Adler sich nicht wieder von ihm losmachen konnte, so gelang es ihm, diesen zu ertränken. – In ähnlicher Weise besiegte einmal eine Ferse einen Adler. Auch diese war zu stark, als daß er sie emporheben konnte, sie rann daher mit ihm fort. Als sie sich einem Pfosten näherte, ergriff der Adler diesen mit einem Fange, um sie zum Stillstand zu bringen. Die Ferse stürmte jedoch mit solcher Kraft weiter, daß der Adler, der den Fang nicht losbekommen konnte, zerrissen wurde. – Der Fischadler läßt sich zähmen. Einem solchen wurde, nachdem er gezähmt, volle Freiheit gelassen und er kehrte stets von seinen Brüdern nach seiner Heimath zurück. Um ihn unterscheiden zu können, hatte man eine Glocke um seinen Hals gehängt. Wenn er nahte, hörte [154] man diese weit her und es versammelte sich stets ein Schwarm von Möven um ihn, welche der Schall anlockte. – Man schießt die Adler in Norwegen von Hütten aus, in deren Nähe man Aas hinlegt. Wenn sie durch dieses angelockt sind, kann man sie in Menge erlegen.




Der wirkliche Leibrock, den alle Welt ohne Unterschied des Standes und Geschlechts trägt, nämlich die Haut, ist bekanntlich nicht nur das wichtigste menschliche Kleidungsstück, sondern auch die eigentliche Apotheke gegen die meisten Krankheiten und zwar hauptsächlich solcher, welche Schmerzen verursachen, daß man aus der Haut fahren möchte. Um in kürzester Weise zu einer Würdigung des Perspirationssystems oder der Haut zu kommen, theilen wir des englischen Arztes Erasmus Wilson Haut-Studien in ihren Haupt-Resultaten mit.

Ich zählte die Poren der flachen Hand und fand in dem Raume eines Quadratzolls 3528. Nun ist aber jede dieser Poren gleichsam die Oeffnung einer Wasserleitung von etwa 1/4 Zoll Länge (durch die verschiedenen Hautschichten hindurch). Alle diese Wasserröhren zusammen bilden also schon innerhalb eines Quadratzolls Haut eine Länge von 882 Zoll oder 731/2 Fuß. Wie viel Ableitungskanäle also durch den ganzen Körper? Wie nun, wenn das ganze Wasserleitungssystem verstopft wird? In der Frage liegt die Antwort auf alle Fragen des Waschens und Badens, der Erkältungen, Schnupfen, Gicht- und Zahnschmerzen. – In den Fingerspitzen sind die Poren am dichtesten, an den Hacken am dünnsten (2268 im Quadratzoll mit 47 Fuß Röhre). Um sich ein Gesammtbild von den Schweiß- und Ausdünstungsröhren, den Poren, über den ganzen Körper zu machen, denke ich im Durchschnitt 2800 Poren in jedem Quadratzoll Haut annehmen zu können, die zusammen eine Röhrenlänge von 700 Zoll ausmachen. Nun hat aber ein Mann von mittlerer Stärke und Größe 2500 Quadratzoll Hautoberfläche, also im Ganzen 7 Millionen Poren mit einem Röhrensystem von 4,750,000 Zoll oder 145,833 Fuß oder 48,600 Yards oder beinahe 28 englischen d. h. mehr als fünf deutschen Meilen Länge. Und was muß fortwährend durch dieses Kanalsystem hindurch, wenn wir gesund bleiben wollen? Man sagt: Ausdünstung, Schweiß. Woraus besteht diese Masse? Aus thierischen Stoffen, Gasen, Säuren, Alkalien, Kalkerde (deren Behausung im Körper Gicht ist), Metallen, Salzen, Schwefel u. s. w. Werden diese Gäste nicht gehörig ausgetrieben, so bleiben sie und gehen in’s Blut, aus welchem sie zwar bei guter Gesundheit durch die Lunge, die Leber und Nieren (Harn) größtentheils wieder fortgeschafft werden, aber doch nicht vollständig, so daß endlich aus der guten Gesundheit eine schlechte wird. Es bleibt also für die Erhaltung einer guten Gesundheit nichts übrig, als eine gute Drainirung durch die Hautkanäle durch Waschen, Baden, Bewegung, Wärme (natürliche Wärme – 100 Grad Fahrenheit, die durch Fleischnahrung erhöht und vegetabilische Kost erniedrigt werden kann), Reinlichkeit und Sorge für eine möglichst gleichmäßige Haut – und moralische Temperatur.“ Vielleicht nimmt ein Mann von Fach dieser Blätter das Thema einmal gründlich mit Haut und Haaren auf, denn auch letztere spielen, so klein sie sind, eine große Rolle in der National-Oeconomie der Gesundheit, damit’s den Lesern der Gartenlaube gründlich wohl werde in ihrer Haut und sie Alles, was sie daran behindert, aus der Haut fahren lassen mit oder ohne Gewalt und Extrapost.




Prutz macht in seinem Museum die Lesewelt auf ein Buch aufmerksam, das in der Hamburger Niederlage des Pietismus, im sogenannten Rauhen Hause, erschienen ist und trotz seiner frommen Tendenz an Gemeinheit und Schmutzerei Alles übertreffen soll, was in letzter Zeit auf den literarischen Markt gekommen ist. In Form eines dreibändigen dicken Romans und unter dem seltsamen Titel: Eritus sicut Deus, werden da Scenen und Personen aufgeführt, die wahrhaften Ekel erregen. Prutz zweifelt daran, daß in der ganzen modernen Schandliteratur sich ein Werk finde, in dem eine gemeinere Gesinnung, eine gründlichere moralische Fäulniß zu Tage käme, als in dieser von einem modernen Frommen verfaßten, im Rauhen Hause verlegten, von pietistischen Blättern ausposaunten, von rechtgläubigen Professoren empfohlene Schmähschrift, die von Ehebruch, Unzucht, wüsten Gelagen etc. etc. strotzt. Der Verfasser scheut sich nicht, bekannte Persönlichkeiten, ja sogar einzelne lebende Frauen mit dem Schmutze seiner Verläumdungen zu bespritzen. Und alle diese Gemeinheiten und Unzüchtigkeiten, die sich durch drei starke Bände durchziehen, hat ein Frommer erdacht, erzählt und mit aller Lust ausgemalt! Eine sonderbare Art seiner Sache zu dienen.




Die fliegende Katze. In Schweden wurde dem englischen Reisenden Lloyd folgende lustige Geschichte von dem Muth der Elstern erzählt.

„An den Ufern des Flusses, der bei Laxa Bruk in der Provinz Reriks vorbeifließt, hatte eine Anzahl Elstern auf hohen Erlen ihre Nester gebaut. Dort hausten sie eine Zeit lang ungestört; endlich kam aber eine alte Hauskatze auf den Einfall, die Bäume zu erklimmen und sich die Jungen aus den Nestern zu holen. Sie paßte es dabei jedes Mal so ab, daß sie zu der Zeit kam, wo die Mehrzahl der Elstern nach einer nahe gelegenen Brauerei geflogen waren, in der sie ihr Futter fanden. Die Vögel wurden dies aber bald inne und beschlossen, ihren Feind exemplarisch zu bestrafen. Eines Sonntag Morgens, erzählt der Gewährsmann dieses Vorfalls, der Direktor Malmström, wurde ich durch ein ungewöhnliches Geschrei aufgeweckt. Ich wohnte nämlich dicht an dem Flusse und hatte freie Aussicht über diesen. Als ich vor die Thür trat, bot sich mir eine der wunderlichsten Scenen dar, die ich je erlebt habe. Eine ungeheure Masse Elstern und Krähen hielten die alte Katze hoch in der Luft und diese schrie gottsjämmerlich, während die wüthenden Vögel ihre kreischenden Stimmen dazu ertönen ließen. So entstand ein Concert, das aus den entsetzlichsten Mißtönen bestand und gewiß die merkwürdigste Katzenmusik war, die je gehört wurde. Mein Erscheinen schien die Vögel aber zu stören, denn es währte nicht lange, so ließen sie, als sie gerade über dem Flusse waren, die Katze fallen und diese flog in’s Wasser, aus dem sie sich, erbärmlich schreiend, rettete. Die Vögel flogen noch lange in der Luft umher und schienen sich ihres Triumphes zu freuen.




Illustrirte Monatshefte für „Familienglück, weibliche Bildung und Humanitätsbestrebungen“ ist der Titel einer Zeitschrift, welche seit einigen Monaten in Dresden erscheint und, wie wir hören, bereits Anerkennung und Verbreitung gefunden hat. Der im Titel ausgesprochene Zweck ist ein so edler und heiliger, ein so großer und weittragender, daß wir um seinetwillen schon die glänzendste Realisirung und dazu eine große Verbreitung wünschen möchten. Die an der Spitze aufgeführten Mitarbeiter haben allerdings zum Theil einen gewichtigen Namen in der Wissenschaft, und da die Zeitschrift auch außerdem noch von tüchtigen Kräften unterstützt, dabei vom Verleger entsprechend ausgestattet wird, so dürfen wir hoffen, daß Frauen und Jungfrauen sich des jungen Unternehmens freundlich annehmen werden.






Nicht zu übersehen!

Mit der heutigen Nummer schließt das erste Quartal unserer Zeitschrift und beginnt mit der folgenden das zweite Quartal, dessen Preis, wie oben angezeigt, auf 121/2 Ngr. oder 50 Xr. C.-M. erhöht wurde. Wir bitten die Bestellungen auf dieses zweite Quartal sofort nach Empfang der heutigen Nummer aufzugeben, damit die regelmäßige Zusendung nicht unterbrochen wird.

Die steigende Wichtigkeit der orientalischen Kriegsangelegenheiten legen auch unserem weit verbreiteten Organ die Verpflichtung auf, den Zeitereignissen Rechnung zu tragen, so weit es die Tendenz der Gartenlaube zuläßt. Wir werden deshalb von jetzt ab mehr als früher in Wort und Bild und von durchaus parteilosem Standpunkt aus die wichtigsten Gegenstände und Persönlichkeiten der Tagesgeschichte in treuen authentischen Bildern und Schilderungen vorführen. In welcher Weise wir dies zu thun gedenken, mögen die Abbildungen des „Wellington“ in Nr. 11 und die heutige Nummer darlegen.

Es freut uns, bei dieser Gelegenheit unsern Lesern noch mittheilen zu können, daß die bei Beginn dieses Jahres versprochenen „Originalmittheilungen aus Amerika“ mit der nächsten Nummer beginnen werden. Der erste Brief ist bereits in unserm Händen. –

Die Haupttendenz der Gartenlaube aber, das unterhaltend-belehrende Element, wird nach wie vor durch die trefflichen Beiträge der den Lesern schon bekannten Mitarbeiter gewahrt bleiben und in jeder Weise und nach jeder Richtung hin gefördert werden.

Leipzig, Ende März 1854.
Die Redaction und Verlagshandlung. 
Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an.



Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

  1. Die drei Julitage.
  2. Wurfspieß der Mohren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: rieja
  2. Vorlage: rieja