Die Garde stirbt, aber sie ergiebt sich nicht

Textdaten
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Titel: Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 521
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[521] Die Garde stirbt, aber sie ergiebt sich nicht (La garde meurt, mais se ne rends pas) soll in dem Getümmel der waterlooer Schlacht die Antwort des französischen Generals Cambronne gewesen sein, als die Briten ihn aufforderten, sich zu ergeben. Tausendmal und wieder tausendmal ist diese Antwort in allen europäischen Ländern nacherzählt worden. Es ist möglich, daß der General sie in einem gewissen Zeitpunkte der Schlacht gegeben hat; aber nicht bei folgender Gelegenheit, wo, nach ganz glaubwürdigen Zeugnissen, der hannoversche Oberst (nunmehriger Generallieutenant) Halkett, welcher in der Schlacht eine hannoversche Brigade commandirte, ihn wirklich zum Gefangenen machte.

Das hannoversche Feldbataillon Osnabrück, welches einen Theil jener Halkett’schen Brigade bildete, griff in der Nähe des Pachthofes Hougemont ein Viereck der kaiserlichen Garde an und überwältigte es. Das Viereck gehörte zu der Brigade des Generals Cambronne, welche die äußerste Linke des französischen Angriffs ausmachte. Der größte Theil der Halkett’schen Brigade bestand aus neuausgehobenen Truppen, welche zum ersten Male einem Feinde gegenüberstanden, und nun einem mörderischen Feuer der Cambronne’schen Brigade ausgesetzt waren. Hannoversche Scharfschützen, die manchen Franzosen tödteten, schwärmten dem Bataillon Osnabrück voran, auf welches die Cambronne’sche Brigade muthig losschritt. Der General Cambronne selbst marschirte an der äußersten Spitze seiner Truppen. Indem er diese durch rasches Vorwärtsreiten und lebhaftes Schwenken seines Degens zum Kampfe ermunterte, wurde ihm, als er dem hannoverschen Bataillon schon nahe gekommen war, das Pferd unter dem Leibe erschossen. Halkett hielt dies in demselben Augenblicke für eine günstige Gelegenheit, seinen jungen Soldaten Vertrauen einzuflößen; schnell wie der Blitz sprengte er ganz allein auf den französischen General los, und drohte ihm mit dem augenblicklichen Tode, wenn er sich ihm nicht sogleich zum Gefangenen ergäbe. Cambronne, durch das Außerordentliche des Falles überrascht, senkte sogleich seinen Degen und ergab sich dem tapfereren Obersten. Dieser säumte nun nicht, mit seinem Gefangenen der britischen Linie entgegen zu eilen. Aber unglücklicher Weise stürzte gleich hierauf auch Halkett’s Pferd, von einer Kugel getroffen, mit seinem Reiter zu Boden. Zwar suchte sich der tapfere Mann augenblicklich von dem Thiere zu befreien; als er sich aber aufgerafft hatte, sah er zu seinem größten Aerger den französischen General gemächlich zu seinen Truppen zurückkehren. Doch war Halkett nicht gewohnt, einen errungenen Vortheil so leicht wieder aufzugeben; es gelang ihm, fast in demselben Augenblicke das Pferd wieder auf die Beine zu bringen und eben so schnell dem französischen General nachzusprengen. Er holte ihn auch wirklich wieder ein und führte ihn an den Achselschnüren seiner Uniform im Trabe nach der britischen Stellung zurück. Dadurch zum höchsten Muthe entflammt, stürmten die Hannoveraner mit dem Bayonnet unaufhaltsam auf die Franzosen los und stachen sie zum Theil nieder, zum Theil trieben sie sie in die Flucht.