Die Gans von Putlitz (Fontane)
und
die Erstürmung von Angermünde.
25. März 1420.
(Nach dem Alt-Pommerschen.)
Ein neues Lied gesungen sei:
Nach dem Winter da kommt der Mai,
Das haben wir wohl vernommen;
Und daß Kettr-Angermünde märkisch ward,
* * *
Johann von Briesen ließ sich jagen
Von Kettr-Angermünde bis Greifenhagen,
All’ Muth war ihm gebrochen;
Da ging er zu Hofe nach Alten-Stettin
„Gnäd’ger Herre, was zu halten stand:
Kettr-Angermünd und das Stolper Land,
Ist verloren und verdorben;
Der Markgraf hält es jetzt in Hand
Da ließ der Herzog entbieten und holen
All’ seine Mannschaft, Pommern und Polen,
Nach Vierraden ritt man zu Tische;
Da setzten sie sich und hielten Rath
Angermünde ward ihnen aufgethan,
Alle haben dem Herzog geschworen
Und alle riefen: „Stettin, Stettin“
Aber draußen hinter Wall und Graben,
Die Märkischen schon sich gesammelt haben,
Vierhundert Reiter und Knechte;
Die Gans von Putlitz[1] führet sie,
Ja, die Gans, der wollt’ es nicht behagen, –
Sie streckte zornig ihren Kragen
Ueber die Pommern alle;
Da schwebte der märkische Adler hoch
Die Gans aber wuchs im Grimme noch,
Sie schlug mit den Flügeln ein Brescheloch
Und da stand sie nun zwischen den Steinen,
Und als sie bis zum Markte kam,
Da gingen die Schwerter die Klinker die Klang,
Herr Detleff Schwerin mit dem Putlitz rang
Und wollte den Preis erwerben;
Da mußte Herr Detleff von Schwerin
Das war des Herzogs schwerster Tag,
Als da Herr Detleff vor ihm lag,
Zerhackt, in Blut und Wunden,
Und er rief: „O hätt’ ich über den Damm
Er gab seinem Rosse Schlag und Sporn
Und suchte die Zügel zu fassen;
So kam er bis an das „hohe Haus“,
Das war zu Vierraden. Auf Schlosses Brück’
Einmal noch sah er zurück, zurück,
Im Herzen voll Weh’ und Leide:
„Kettr-Angermünde, Du vielgute Stadt,
* * *
Der aber, der dies Lied euch sang,
Ein Schmiedeknecht ist er schon lang
Und sie nennen ihn Köne Finken;
Und er führt ein Hämmerchen auf der Hand
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Gans zu Putlitz, Adelsgeschlecht aus der Priegnitz.