Die Eroberung des Brotes/Konsumtion und Produktion

Textdaten
Autor: Pjotr Alexejewitsch Kropotkin
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Titel: Konsumption und Produktion
Untertitel:
aus: Die Eroberung des Brotes, S. 138-144
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1919
Verlag: Der Syndikalist
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Bernhard Kampffmeyer
Originaltitel: La conquête du pain. Paris 1892
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Cornell-USA* = Commons
Kurzbeschreibung:
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[138]

KONSUMTION UND PRODUKTION.

I.

Wir betrachten die Gesellschaft und ihre politische Organisation von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus, als die autoritären Schulen; wir gehen vom freien Individuum aus, um zur freien Gesellschaft zu gelangen, während jene bei dem Staate anfangen, um zum Individuum herabzusteigen. Dieselbe Methode verfolgen wir auch für die ökonomischen Fragen. Wir studieren die Bedürfnisse des Individuums und die Mittel, welche es zu ihrer Befriedigung anwendet, bevor wir uns daran machen über die Produktion, den Handel, die Steuern usw. zu diskutieren.

Auf den ersten Blick scheint dieser Unterschied ein minimaler zu sein. In der Tat wirft er aber alle Errungenschaften der offiziellen politischen Oekonomie über den Haufen.

*

Oeffnet irgend ein Werk eines Oekonomisten. Es beginnt mit der Produktion, der Analyse der Mittel, die heute angewendet werden, um den Reichtum zu schaffen: die Arbeitsteilung, die Manufaktur, das Maschinenwesen, die Kapitalsakkumulation. Seit Adam Smith bis auf Marx sind alle in dieser Weise vorgegangen. In dem zweiten oder dritten Band seines Werkes wird der Oekonomist erst von der Konsumtion, d. h. von der Befriedigung der individuellen Bedürfnisse diskutieren; und dann beschränkt er sich noch auf die Auseinandersetzung, wie sich die Reichtümer zwischen denen, die sich ihren Besitz streitig machen, verteilen.

Man wird vielleicht sagen, daß dies nur logisch ist; bevor man seine Bedürfnisse befriedigen kann, muß man erst die Befriedigungsmittel schaffen, man muß erst produzieren, um konsumieren zu können. Bevor man aber produziert – muß man da nicht das Bedürfnis nach dem ersehnten Produkt empfunden haben? War es nicht zuerst das Bedürfnis, das den Menschen auf die Jagd trieb, ihn bewog, das Schlachtvieh aufzuziehen, den Boden zu kultivieren, die ersten Werkzeuge herzustellen und später die Maschinen zu erfinden und zu erbauen? Ist es nicht auch das Studium der Bedürfnisse, nach welchem sich die Produktion richten [139] müßte? – Es wäre also wenigstens ganz ebenso logisch, dort anzufangen und alsdann zu sehen, wie manchen Bedürfnissen durch die Produktion Genüge schaffen kann.

Und das ist unser Standpunkt.

*

Wenn wir aber von diesem Gesichtspunkt die politische Oekonomie betrachten, so wechselt sie total ihr Aussehen. Sie hört auf, eine einfache Beschreibung von Tatsachen zu sein und wird eine Wissenschaft mit dem gleichen Rechte, wie die Physiologie: man kann sie dann definieren als das Studium der menschlichen Bedürfnisse und der Mittel, diese mit dem möglichst geringen Verlust an menschlichen Kräften zu befriedigen. Ihr wahrer Name ist dann: Physiologie der Gesellschaft. Sie würde eine Parallelwissenschaft der Physiologie der Pflanzen oder der Tiere sein, die sich ihrerseits das Studium der Bedürfnisse der Pflanzen oder des Tieres und der vorteilhaftesten Mittel, diese zu befriedigen[WS 1], zum Ziel setzt. In der Reihe der soziologischen Wissenschaften wird alsdann die Oekonomie der menschlichen Gesellschaft den Platz einnehmen, den heute in der biologischen Wissenschaft die Physiologie der organischen Wesen einnimmt.

*

Wir sagen: „Hier sind menschliche Wesen zu einer Gesellschaft vereinigt. Alle fühlen das Bedürfnis, gesunde Häuser zu bewohnen. Die Höhle des Wilden genügt ihnen nicht mehr. Sie beanspruchen für sich ein solides Wohnhaus, mehr oder weniger komfortabel. – Es handelt sich nun darum, zu wissen, ob bei der gegebenen Produktivität der Arbeit ein Jeder sein Haus erhalten kann, oder was dem im Wege steht.“

Und wir sehen sofort, daß jede Familie in Europa vollkommen ein komfortables Haus, wie man es in England oder Belgien erbaut, oder doch eine ihren Ansprüchen entsprechende Wohnung haben könnte. Eine gewisse Anzahl von Arbeitstagen würde genügen, um einer Familie von 7 bis 8 Personen ein niedliches und geräumiges, gesundes und mit Gas erleuchtetes Haus zu schaffen.

Doch neun Zehntel der Europäer haben niemals ein gesundes Haus besessen, weil von jeher der Mann aus dem Volke Tag um Tag, fast unausgesetzt, arbeiten mußte, um die Bedürfnisse seines Herrn zu befriedigen; und er hat niemals die nötige Zeit und das notwendige Geld gehabt, um sich das Haus seiner Träume zu erbauen oder erbauen zu lassen. Und er wird auch nicht ein Haus bekommen, er wird ständig in einem wahren Stalle leben, so lange nicht die gegenwärtigen Verhältnisse sich geändert haben.

Wir schlagen, wie man sieht, den entgegengesetzten Weg wie die Oekonomisten ein. Diese verewigen die Gesetze der Produktion, und, indem sie eine Berechnung über die Häuser, die heute jährlich erbaut werden, anstellen, beweisen sie an der Hand der Statistik, daß die neuerbauten [140] Häuser nicht der Nachfrage genügen würden, und daher neun Zehntel der Europäer in Hütten wohnen müssen.

*

Gehen wir zur Nahrung über: Nachdem sie die Wohltaten der Arbeitsteilung aufgezählt haben, behaupten die Oekonomisten, diese Arbeitsteilung erfordere, daß die einen sich ausschließlich dem Ackerbau und die anderen ausschließlich der Industrie widmen. Die Ackerbauer produzieren so viel, die Manufakturen so und so viel, der Handel leistet und erfordert das und das. Nachdem sie dies festgestellt haben, analysieren sie dann endlich, was Verkauf, was Gewinn, Reingewinn oder Mehrwert, Lohn, Steuer, Bankwesen usw. ist.

Wenn wir ihnen bis dahin gefolgt sind, und eigentlich nicht weitergekommen sind, und sie nun fragen: „Wie kommt es, daß so viele Millionen menschlicher Wesen des Brotes ermangeln, während jede Familie doch den Getreidebedarf von 10, 20 und gar 100 Personen produzieren könnte“, so antworten sie damit, daß sie die alte Leier von der Arbeitsteilung, dem Lohne, Mehrwert, Kapital usw. von neuem beginnen. Schließlich kommen sie dann zu dem Schlusse, daß die Produktion unter ihren gegenwärtigen Voraussetzungen zur Befriedigung aller Bedürfnisse nicht ausreiche, ein Schluß, der, selbst wenn er wahr wäre, gar nicht unserer Frage entspricht, der Frage: Kann der Mensch oder kann er nicht durch seiner Hände Arbeit das Brot produzieren, dessen er bedarf? Und wenn er es nicht kann – was verhindert ihn daran?

Hier sind 350 Millionen Europäer. In jedem Jahre gebricht es ihnen an so und so viel Brot, so und so viel Fleisch, Wein, Eiern und Butter. Es gebricht ihnen an so und so viel Wohnräumen, so und so viel Bekleidungsstücken. Das ist das Minimum ihrer Bedürfnisse. Können sie dies alles produzieren? Und wenn sie es können, wird ihnen dann noch die nötige Muße bleiben, um sich Luxus, Kunstgegenstände zu verschaffen, sich der Wissenschaft und dem Vergnügen hinzugeben – mit einem Wort, sich alles das zu leisten, was nicht zu der Kategorie des unbedingt Notwendigen gehört? Wenn die Antwort bejahend lautet – wer verhindert uns, dahin zu gelangen? Was gilt es zu tun, die im Wege befindlichen Hindernisse hinfortzuräumen? Bedarf es der Zeit dazu? So möge man sich gedulden! Doch verlieren wir nicht das Ziel der ganzen Produktion aus dem Auge: die Befriedigung der Bedürfnisse.

Wenn aber die wichtigsten Bedürfnisse des Menschen unbefriedigt bleiben, – was muß man dann tun, um die Produktivität der Arbeit zu steigern? Welches sind die Gründe der Unproduktivität? Ist es nicht vor allen anderen die Tatsache, daß die Produktion, die Bedürfnisse des Menschen aus den Augen verlierend, eine absolut falsche Richtung angenommen hat, und daß ihre Organisation fehlerhaft ist? Und wenn wir dies konstatiert haben, so laßt uns das Mittel suchen, die Produktion derartig zu organisieren, daß sie wirklich allen Bedürfnissen genügt.

Das ist die einzige Art und Weise, die Dinge zu betrachten, die uns richtig erscheint: die einzige, welche die politische Oekonomie zu einer [141] Wissenschaft machen könnte, – zu der Wissenschaft der sozialen Physiologie.

*

Wenn diese Wissenschaft einmal die Produktion, wie sie gegenwärtig bei den zivilisierten Nationen, in der Kommune der Hindus oder bei den Wilden in Blüte steht, behandeln würde, dann würde sie gewiß, wie die Oekonomisten, bei einer bloßen Bestätigung der Tatsachen stehen bleiben und nur eine beschreibende Abhandlung, analog den beschreibenden Kapiteln der Zoologie und der Botanik, liefern. Aber sogar diese Beschreibung, wenn sie vorn Standpunkt der Oekonomie der Kräfte der Bedürfnisbefriedigung geschrieben würde, könnte dadurch nur an Uebersichtlichkeit und wissenschaftlichem Wert gewinnen. Sie würde zur Evidenz beweisen, welche erschreckende Verschwendung mit den menschlichen Kräften im gegenwärtigen System getrieben wird, und man würde mit uns zu dem Schlusse kommen, daß, so lange dies währen wird, auch die Bedürfnisse der Menschheit niemals befriedigt werden können.

Das Bild würde aber, wie man sieht, ein total verändertes. Hinter dem Webstuhl, welcher so viele Meter Leinewand webt, hinter der Maschine, welche so viele Stahlplatten durchbohrt, und hinter dem Geldspind, in das so viele Millionen fließen, würde man den Menschen[WS 2], den Schöpfer der Produktion erblicken, der von dem Bankett, welches er für andere zugerichtet hat, bisher immer ausgeschlossen ist. Man würde auch begreifen, daß die vermeintlichen Wert- und Tauschgesetze nur der Ausdruck (häufig der sehr falsche Ausdruck, weil der Ausgangspunkt ein falscher war) der gegenwärtigen ökonomischen Verhältnisse sind, die sich aber ganz anders gestalten könnten und würden, sobald die Produktion zu dem Zwecke organisiert würde, allen Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht zu werden.

II.

Es gibt nicht einen einzigen Grundsatz der politischen Oekonomie, der nicht total verändert erscheinen würde, wenn man ihn von unserem Gesichtspunkte aus betrachtet.

Beschäftigen wir uns z. B. mit der Ueberproduktion. Es ist dies ein Wort, welches wir täglich hören. Gibt es in der Tat einen einzigen Oekonomisten, Akademiker oder solchen, der es werden will, der nicht Thesen aufgestellt hätte, um die ökonomischen Krisen als aus der Ueberproduktion resultierend hinzustellen, der nicht gesagt hätte, daß man in einem gegebenen Moment mehr Baumwollenstoffe, Tuche, Uhren, produziert, als man bedarf? Hat er nicht auch bisweilen die Kapitalisten, welche stets über den möglichen Verbrauch hinaus produzieren wollten, beschuldigt?

Nun, ein solches Raisonnement erweist sich als falsch, wenn man der Frage wirklich auf den Grund geht. Nennt uns einmal wirklich eine Ware, welche in allgemeinem Gebrauch ist, und von der man wirklich mehr produziert, als man bedarf. Prüfet alle jene Artikel, einen nach [142] dem andern, welche durch die großen Exportländer ausgeführt werden, und Ihr werdet sehen, daß fast alle in ungenügenden Quantitäten gerade für die Einwohner desselben Landes produziert sind.

Es ist nicht ein Ueberschuß an Getreide, welchen der russische Bauer nach Europa versendet. Die besten Weizen- und Roggenernten im europäischen Rußland würden der Bevölkerung gerade nur das gewähren, dessen sie bedarf. Und im allgemeinen beraubt sich der Bauer selbst des notwendigen Getreides, indem er seinen Weizen und seinen Roggen verkauft. Er tut dies nur, um die Steuern und die Renten zahlen zu können.

Es ist nicht ein Ueberschuß an Kohle, welchen England nach allen vier Windrichtungen der Welt entsendet, da ihm selbst für seinen heimatlichen und häuslichen Bedarf pro Jahr und Einwohner nur 750 Kilo Kohle bleiben, und da Millionen von Engländern sich zur Erwärmung im Winter des Feuers berauben und es nur anfachen, um sich einiges Gemüse zu kochen. In Wirklichkeit (wir sprechen nicht von Luxusspielwaren) gibt es in dem Lande des größten Exports, in England, nun keine einzige Ware allgemeinen Gebrauchs, deren Produktion beträchtlich genug wäre, um vielleicht mehr als den Bedarf zu decken und wenn man an die Lumpen denkt, die bei einem guten Drittel der Einwohner des vereinigten Königreichs die Stelle von Wäsche und Kleidern einnehmen, so muß man sich doch fragen, ob nicht die exportierten Baumwollenstoffe gerade nur die äußersten Bedürfnisse der Bevölkerung decken würden.

Im allgemeinen exportiert man heute nicht einen Ueberschuß über den Bedarf, sollten selbst die ersten Exporte einmal diesen Ursprung gehabt haben. Die Fabel von dem Schuster, der keine Stiefel hat, ist aber auch für die heutigen Nationen ebenso wahr, wie sie ehemals für den Handwerker zutreffend war. Man exportiert das Notwendige, und dies geschieht, weil die Arbeiter mit ihrem Lohne nicht das kaufen können, was sie produziert haben, weil der Verkaufspreis einer jeden Sache enthält: die Renten, die Profite und die Zinsen der Kapitalisten und Bankiers.

Nicht allein das immer wachsende Bedürfnis nach Wohlstand bleibt unbefriedigt, sondern das äußerst Notwendige fehlt meistens. Ueberproduktion besteht also nicht, wenigstens unter diesem Gesichtspunkt; sie ist nur ein Wort, erfunden von den Theoretikern der politischen Oekonomie.

*

Alle Oekonomisten sagen uns: Wenn es ein begründetes ökonomisches „Gesetz“ gibt, so ist es folgendes: „Der Mensch produziert mehr, als er konsumiert.“ Nachdem er von den Produkten seiner Arbeit gelebt hat, bleibt ihm immer noch ein Rest. Eine Bauernfamilie produziert so viel, daß mehrere Familien sich davon nähren könnten, und so fort.

Für uns entspricht diese Phrase, wenn auch noch so oft wiederholt, deswegen nicht mehr der Wahrheit. Wenn sie bedeuten soll, daß jede Generation der zukünftigen Generation etwas hinterläßt, so wäre es exakt. Ein Landmann pflanzt einen Baum, der 30 oder 40 Jahre, ja ein [143] Jahrhundert leben wird, und von dem noch seine Enkel die Früchte sammeln werden. Wenn er einen Hektar jungfräuliche Erde urbar gemacht hat, so hat sich damit die Erbschaft der kommenden Generationen um ebenso viel vermehrt. Die Landstraße, der Kanal, die Brücke, das Haus und seine Möbel sind ebenso viele Reichtümer, die den folgenden Generationen vermacht werden.

Aber das ist es nicht, worum es sich handelt. Man sagt uns, daß der Bauer mehr Getreide produziert, als er verzehren kann. Man könnte vielmehr sagen, daß der Staat, der von jeher sich einen guten Teil der Produktion in Form von Steuern aneignete, der Priester, der dies in der Form von Zehnten tat und der Eigentümer, der seine Rente beziehen wollte, daß diese drei Mächte eine ganze Klasse von Menschen geschaffen haben, welche ehemals wohl konsumierten, was sie produzierten, – vielleicht mit Ausnahme des Teils, den sie für unvorhergesehene Fälle oder in Anlagen in der Form von Bäumen und Landstraßen usw. unverzehrt ließen, – die aber heute gezwungen sind, sich von Kastanien und Mais zu ernähren und Gesindewein zu trinken, weil alles übrige sich der Staat, der Eigentümer, der Pfaffe und der Wucherer aneignet.

Wir ziehen es vor, zu sagen: „Der Bauer konsumiert weniger, als er produziert, weil er gezwungen ist, auf Stroh zu schlafen, sich mit Gesindewein zu begnügen und Roggen zu essen, und die Federn, den guten Wein und den Weizen verkaufen muß.“

Bemerken wollen wir schließlich noch, daß, wenn man die Bedürfnisse des Individuums zum Ausgangspunkt wählt, man notwendigerweise zum Kommunismus gelangen muß, als einer Organisation die es gestattet, allen Bedürfnissen in der vollkommensten und ökonomischten Weise zu genügen. Geht man dagegen von der gegenwärtigen Produktion aus, und hat man stets nur den Gewinn oder den Mehrwert im Auge, ohne sich zu fragen, ob die Produktion der Befriedigung der Bedürfnisse entspricht – so kommt man notgedrungenerweise zum Kapitalismus oder auch zum Kollektivismus – beide aber sind nur verschiedene Erscheinungsformen des Lohnsystems.

Wenn man einmal den Bedürfnissen des Individuums und der Gesellschaft, und den Mitteln, deren sich der Mensch während der verschiedenen Entwicklungsphasen zu ihrer Befriedigung bedient hat, die Hauptaufmerksamkeit schenkt, da drängt sich einem auch die Ueberzeugung auf, daß man die Anstrengungen zu einem gemeinschaftlichen Zwecke vereinigen müsse, anstatt sie den Zufällen der gegenwärtigen Produktion zu überlassen. Man begreift alsdann, daß die Aneignung aller nicht verzehrten Reichtümer durch einige Wenige und ihre Vererbung von Generation auf Generation geschieht. Man konstatiert, daß auf diesem Wege die Bedürfnisse von drei Vierteln der Menschheit unbefriedigt bleiben, und daß die Vergeudung menschlicher Kraft ebenso unnütz wie verbrecherisch ist.

Man begreift endlich, daß der vorteilhafteste Verbrauch aller Produkte der ist, welcher der Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse dient, und daß der Nutzwert eines Produktes nicht von einer einfachen [144] Kaprize abhängt, wie man behauptet, sondern von der Befriedigung, welche es den wirklichen Bedürfnissen bringt.

Der Kommunismus – d. h. eine zusammengefaßte Betrachtung von Konsumtion, Produktion und Tausch, und eine Organisation, die dem Resultate dieser Betrachtung entspricht – wird also die logische Konsequenz einer derartigen unserer Meinung nach einzig wissenschaftlichen Auffassung der Dinge sein.

Eine Gesellschaft, welche die Bedürfnisse Aller befriedigt, welche wirklich die Produktion zu organisieren versteht, wird außerdem auch reinen Tisch mit gewissen Vorurteilen gegenüber der Industrie[WS 3] machen und an erster Stelle auch mit der Theorie, die so lange von den Oekonomisten unter dem Namen der Arbeitsteilung gepredigt worden ist. Wir werden letztere im folgenden Kapitel behandeln.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: befridigen
  2. Vorlage: Menchen
  3. Vorlage: Indusrie