Die Elsässer’sche Schulbank

Textdaten
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Autor: F.
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Titel: Die Elsässer’sche Schulbank
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 803
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[803] Die Elsässer’sche Schulbank. In rastlosem Bestreben, die Kinderhygiene zu fördern, herrscht unter Aerzten und Technikern ein für die Sache selbst höchst erfreulicher Wetteifer, und ganz besonders ist es die Schulbank, an deren Verbesserung noch unermüdlich gearbeitet wird. Auch der Eisengießereibesitzer Karl Elsässer hat nach dieser Richtung hin so viel Nützliches geschaffen, und seine Schulbankfabrik zu Schönau bei Heidelberg widmet sich ganz speciell einer so vollkommenen Herstellung dieses früher so gering geschätzten, jetzt als höchst wichtig erkannten Möbels, daß es nicht mehr als billig ist, diese Schulbänke kurz zu schildern. Wir stehen hier nicht nur vor zufällig erfundenen Neuerungen, vor einzelnen Verbesserungen, sondern vor der Verkörperung von Grundsätzen, nach welchen zunächst sämmtliche Anforderungen an eine Schulbank systematisch erörtert wurden. Als erster Grundsatz wurde angenommen, daß sechs bis sieben Nummern von Bänken in richtigen Abstufungen zu construiren sind, um allen Bedingungen für die Größenverhältnisse der verschiedenen Altersclassen zu entsprechen. Sodann ist es Haupterforderniß, daß sie gleichmäßig für das Sitzen, wie für das freie, ungezwungene Stehen, das Ein- und Austreten sich eignen. Beim Sitzen sind wieder für das Schreiben (oder Zeichnen) und für das Lesen verschiedene Einrichtungen zu treffen.

Es muß also der für das Arbeiten nöthige geringste Abstand (Minus-Distanz), das ist das Ueberragen der Vorderkante des Tisches über die Vorderkante des Sitzes, sich leicht in einen größeren Abstand (Plus-Distanz) umwandeln lassen, bei der jene beiden Kanten genügenden Raum frei lassen, um das Aufstehen und Austreten zu ermöglichen. Dies hat man bisher dadurch zu erreichen gesucht, daß man, da Sitz und Tisch meist fest mit einander verbunden sind, die Tischplatte zum Vor- und Zurückschieben einrichtete. Elsässer hat das dadurch erreicht, daß die vordere Tischplattenhälfte sich in die Höhe schlagen läßt und damit zugleich aus einer wenig geneigten Schreibfläche zu einem steileren Lesepulte wird.

Als dritter Grundsatz wurde aufgestellt, daß das kleinere Kind verhältnißmäßig höher sitzen müsse, um dem Lehrer die Ueberwachnug zu erleichtern und das ihm beschwerliche Bücken zu ersparen. Elsässer erreicht dies durch ein Podium von Holzleisten, welches zugleich die Bildung des Schulstaubs verhindert, indem der Schmutz von den Fußbekleidungen der Kinder durch die Lücken zu Boden fällt, ohne weiter verrieben zu werden. Auch trocknet nasses Schuhwerk auf solchen Podien schneller, und das Reinigen des Fußbodens unter denselben ist wesentlich erleichtert.

Hierin ist ein vierter Grundsatz angedeutet, nach dem Elsässer seine Schulbank construirt. Ihr durchsichtig zierliches und doch sehr festes Gestell berührt den Fußboden möglichst wenig, nämlich nur an vier Punkten, gestattet also sehr bequem, den Fußboden gründlich zu reinigen.

Ein fernerer Grundsatz war, daß auch der Sitz leicht beweglich sein mußte, um die nöthige Plusdistanz beim Aufstehen des Schülers sofort zu erzielen, respective zu vergrößeen. Um das zu erreichen, wurde der Klappsitz mit tiefem (das heißt nahe dem Fußboden liegendem) Drehpunkt hergestellt, der ohne jede Mühe und ohne Zuhülfenahme der Hand seine Dienste thut, ein Sitz, dessen Erfindung man dem Münchener Lehrer Joseph Kaiser zu verdanken hat.

Fernere Anforderungen: Geräuschlose, handliche Thätigkeit, solides, fast unverwüstliches Material, Billigkeit und Raumersparniß durch paarweise Anordnung, freie Beweglichkeit und praktische innere Einrichtung für Tintenfaß etc. sind gleichfalls in der Elsässer’schen Schulbank erfüllt. Sie erleichtert durch ihre Zweckmäßigkeit die Aufsicht und Disciplin in einer Classe sehr wesentlich und verdient daher bei Anschaffung von Schulsubsellien eingehende Prüfung und Beachtung, da sie, nach allen Richtungen hin auf rationellen Principien beruhend, den Anforderungen der Hygiene und den bewährten Erfahrungen der Pädagogen gleich gerecht wird. F.