Textdaten
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Autor: Alois Wohlmuth
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Titel: Die Eintagsfliege
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 260–261
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
Kurzbeschreibung:
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[260]
Die Eintagsfliege.


Im Jahr des Heils, am achten Mai,
Ward sie geboren früh um drei.
Die Kinder-, Schul- und Jugendzeit,
Bis zur vollkomm’nen Mündigkeit,

5
Beanspruchten zwei volle Stunden.

Kaum war sie reif zum Flug befunden,
Begann nach allgemeiner Mode
Bei ihr die Sturm- und Drangperiode:
Die währte, bis es zehn Uhr war.

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Die Sonne schien so warm und klar
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Und weckte ihre Liebesglut:
Sie wirbelte in toller Wut
Durch Wiesen, Felder, Wald und Flur
Bis gegen ein-dreiviertel Uhr

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Und hat dabei den Keim gegeben

Zu manchem neuen Eintagsleben.
Um zwei Uhr trat schon Ruhe ein; –
Den Schwestern, welche erst um neun,
Geboren, gab sie gute Lehren

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Und kam zu Würden und zu Ehren.

Das währte bis um fünf – darnach
Ward sie allmählich altersschwach.
Voll war die siebente Stunde kaum,
Da fiel sie tot herab vom Baum –

25
Und hat in diesem Tag erfahren,

Was unsereins mit siebzig Jahren.

Alois Wohlmuth.