Die Edda (Simrock 1876)/Ältere Edda/Gudhrûnarkvidha thridhja
Herkia hieß eine Magd Atlis, die seine Geliebte gewesen war. Sie sagte dem Atli, sie habe Dietrich und Gudrun beide beisammen gesehen. Darüber ward Atli sehr verstört. Gudrun sprach:
Was belädt dir das Herz? Du lachst nicht mehr.
Vielen Fürsten gefiel’ es beßer,
Sprächst du mit den Leuten und sähst mich an.
Was hier in der Halle mir Herkia sagte:
Unter Einer Decke mit Dietrich schliefst du,
Los in das Leintuch lägt ihr gehüllt.
Bei jenem geweihten weißen Stein,
Daß ich mit Dietmars Sohne nicht zu schaffen hatte
Was dem Herren gehört und dem Gatten.
Den Unbescholtnen einmal vielleicht,
Auf Andres zielten unsre Gedanken,
Da harmvoll Zwiegespräch wir Zweie hielten.
Nicht Einer lebt ihm von allen dreißigen.
Bring deine Brüder in Brünnen hieher,
Mit deinen nächsten Neffen umgieb mich.
Der zu weihen weiß den heiligen Keßel. —
Eh die Hand die Königin in den Keßel tauchte.
Nie soll ich mehr sehen die süßen Brüder.
Rächen würde Högni den Harm mit dem Schwert.
So muß ich selber von Schuld mich reinigen. —
Griff aus dem Grunde die grünen Steine:
„Schaut nun, Fürsten, schuldlos bin ich,
Heil und heilig, wie der Hafen walle.“
Als er heil sah die Hände Gudruns:
„So soll nun Herkia zum Hafen treten,
Welche der Gudrun wähnte zu schaden.“
Wie da Herkias Hände verbrannten.
Sie führten die Maid zum faulenden Sumpf:
So ward Gudrun vergolten der Harm.
Anmerkungen (Wikisource)
Siehe auch Anmerkungen des Übersetzers zu diesem Lied.