Die Coburger Lotterie für Schleswig-Holstein

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Die Coburger Lotterie für Schleswig-Holstein
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aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 591
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[591] Die Coburger Lotterie für Schleswig-Holstein. Unsere Leser erinnern sich, daß wir beim Beginn dieser Lotterie uns gegen die Betheiligung an derselben ausgesprochen haben. Grundsätzlich sind wir heute noch Gegner von Allem, was Lotterie- und Hazardspiel heißt, und wenn wir auch von dieser Regel Ausnahmen gelten lassen, so kann der Grund dazu nur der allerdings ein wenig jesuitische sein, daß der Zweck das Mittel heilige.

Dies war bei der Schillerlotterie der Fall, dies spricht auch für das vorliegende Unternehmen, wie wir bereits den Vorsitzenden dieses Lotterie-Comité zu Coburg selbst in unserm Blatte haben darlegen lassen. Neuere Berichte über dasselbe haben uns außerdem die Ueberzeugung gegeben, daß auch der Schein des Eigennutzens, den wir wenigstens von einem Theil der Gewinngegenstände nicht zu trennen vermochten, nunmehr vollkommen beseitigt ist. Das Publikum hat es somit durchaus mit einem soliden Unternehmen zu thun, für das nicht mehr sein Zweck allein, sondern auch die Weise der Einrichtung und die Art der Gewinngegenstände spricht. Die Gartenlaube ist nicht der Ort, wo der Leser eine ausführliche Belehrung hierüber sucht; da in den meisten größeren Städten Agenturen[1] dieser Lotterie bestehen, auch alle Buch- und Kunsthandlungen zu den Beauftragten derselben gehören, so ist es Jedermann leicht gemacht, das Nähere sich selbst zu verschaffen.

Wie bei jeder ist’s auch bei dieser Lotterie der lockende Reiz, für einen geringen Einsatz möglicherweise einen großen Gewinn zu erhalten, also hier für 15 Ngr., die ein Loos kostet, einen Gold- oder Silbergegenstand von 100 bis 3000 Thaler Werth. Dabei bietet das Comité dem Gewinner noch den Vortheil, daß es demselben, wenn er es wünscht, statt des gewonnenen Gegenstandes die Baarsumme dafür nach dem spielplanmäßigen Nennwerth zustellt. – Neben diesen Hauptgewinnen bilden jetzt die Oelfarbendrucke, welche anfangs die uns einigermaßen verdächtige Basis des Unternehmens gewesen waren, die Nebengewinne. Das Comité war besonders besorgt, diesen Theil des Unternehmens von allen Schlacken zu reinigen, die ihm allerdings angehangen hatten, und so besteht jetzt die ganze zu Gewinnsten bestimmte Bildersammlung aus Stücken, welche das Publicum davor bewahren, durch diese Lotterie werthlose Dinge in das Haus zu bekommen; dies mag besonders denen zur Beruhigung dienen, welche von der Schillerlotterie her speciell gegen Bildergewinne wohlbegründete Bedenken hegen.

Was nun den Zweck des Unternehmens betrifft, so verdient er die allgemeinste Unterstützung, darüber wird nirgends Zweifel herrschen. Wie bedeutend auch die Summen waren, mit welchen von Frankfurt aus und durch die Vermittelung des Herzogs Friedrich den durch die dänische Brutalität und durch den Krieg Geschädigten zu Hülfe gekommen wurde, so harren doch der von harter Noth Bedrängten noch gar viele auf Erleichterung ihrer Lage durch die Mittel des vom Krieg verschont gebliebenen großen, reichen Deutschlands. Wir weisen nur auf die armen schleswig-holsteinischen Soldaten hin, die – allerdings durch die Schuld des Bundes, der ja das deutsche Contingent der Holstein-Lauenburger sogar im Ausland, in Dänemark, durch seine Generale inspiciren ließ! – zur Schmach Dänemarks im durchweg erbärmlichsten Zustande jetzt von dort in die befreite Heimath zurückkehren. Nicht weniger hülfsbedürftig sind viele Bewohner der so lange von den Dänen ausgesogenen Inseln.

Die Wahrscheinlichkeitsrechnung weist nach, daß durch diese Lotterie die Gelegenheit geboten ist, in kürzester Zeit eine Summe von etwa 80,000 Thalern für Schleswig-Holstein flüssig zu machen, wenn ihr die rechte Theilnahme von Seiten des deutschen Volkes nicht gebricht. Herrschte in Deutschland eine Opferfähigkeit für politische Zwecke, wie in England und Nordamerika, so wäre eine solche Summe durch freiwillige Gaben in wenigen Tagen aufgebracht; da dies, wie die Erfahrung gelehrt hat, leider nicht der Fall ist, die Nothwendigkeit aber eine solche Hülfe unabweislich fordert, so müssen wir eben das Mittel zur Erwerbung jener Summe, das in dieser Lotterie geboten ist, auch unseren Lesern recht angelegentlich empfehlen.


  1. In Leipzig hat Herr Buchhändler Albert Hoffmann den Hauptdebit der Loose dieser Lotterie übernommen.