Deutsche und Amerikaner auf den Samoainseln

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Titel: Deutsche und Amerikaner auf den Samoainseln
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aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 428
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[428] Deutsche und Amerikaner auf den Samoainseln. Es ist nicht das erste Mal, daß die deutschen und amerikanischen Interessen auf jenen Südseeinseln in Konflikt gerathen sind. Kontreadmiral Werner berichtet, daß er vor elf Jahren, als er in der Südsee das Schiff „Ariadne“ befehligte, sich ebenfalls zu kriegerischen Maßnahmen gegen die von Amerikanern aufgehetzten Eingeborenen entschließen mußte. Er berichtet, daß die Regierung auf Samoa aus zwei Körperschaften besteht, der Taimua, welche ungefähr dem Senat, und der Faipule, welche der Bürgerschaft der Hansestädte entspricht. Ihr erster Minister war damals der amerikanische Oberst Steinberger, der den jüngeren Malietoa zum König wählen ließ, sich aber selbst gegenüber dem amerikanischen und dem englischen Konsul, mit denen er sich überworfen hatte, nicht behaupten konnte; auch der König Malietoa wurde abgesetzt und damals herrschte eine gewisse Anarchie auf den Inseln. Werner hatte die Aufgabe, die deutschen Interessen dort zu schützen. „Diese beherrschen ganz Samoa, der Handel ist ausschließlich in deutschen Händen und unsere Kriegsschiffe haben in den letzten Jahren nicht nur wesentlich dazu beigetragen, den deutschen Häusern den Besitzstand ihrer durch regelrechte Kaufbriefe erworbenen großen Ländergebiete zu sichern, sondern auch die Samoaner zu belehren, daß das Deutsche Reich auch über seinen Angehörigen in der Südsee wacht.“

Es waren drei Streitpunkte zu erledigen; in allen waren die Deutschen in ihrem guten Rechte. Die samoanische Regierung hatte eine alte Schuld, den Rest einer Entschädigungssumme an die Deutschen zu zahlen; ein an der Westspitze der Insel Upolu gelegenes, in deutschem Besitze befindliches Land wurde den Deutschen neuerdings streitig gemacht; außerdem schwebte noch eine Streitigkeit wegen einer das Haus Godeffroy in Hamburg betreffenden Landfrage. Nur der zweite Punkt fand die erwünschte Lösung. Während die Verhandlungen über die andern schwebten, erschien eine nordamerikanische Korvette im Hafen von Apia, und nicht lange darauf erfuhren die Deutschen, daß die samoanische Regierung, und zwar ohne Mitwirkung der verschiedenen Landesbezirke, einen Vertrag mit Amerika unterzeichnet habe, in dem der Hafen von Pago-Pago an die Vereinigten Staaten übergeben wurde. Kontreadmiral Werner verlangte nun, auf eine schriftliche Verpflichtung der samoanischen Regierung von 1877 gestützt, der zufolge dem Deutschen Reiche stets dieselben Rechte zuzugestehen seien, die einer andern Macht etwa gewährt würden, einen gleichen Vertrag. Die Samoaner zögerten, da nahm der Kontreadmiral selbst von zwei Häfen, Saluafata und Falealili, für Deutschland Besitz.

Die Geschichte dieser Besitzergreifung ist romantisch genug. Bei dem ersten Hafen gelang es dem Muth des Kontreadmirals und des deutschen Konsuls, die vom Schiffe auf die Wohnung des Häuptlings allein zuschritten, obschon viele hundert bewaffnete Eingeborene am Wege lauerten, die Unterwerfung des Häuptlings zu erzielen. Später wurde von der Mannschaft die deutsche Flagge mit den entsprechenden militärischen Ehrenbezeigungen aufgepflanzt. Am Strande des zweiten Hafens fanden sie nur geputzte Frauenzimmer aufmarschirt, da der Häuptling nicht zu Hause war. Die geputzten Schönen begrüßten die Fremden unter Leitung eines einheimischen Missionärs. Hier wurde die Proklamation im Hause des Häuptlings angenagelt.

Das war ein Vorspiel der neuerlichen Vorgänge auf den Samoainseln, der erste Zusammenstoß der deutschen und nordamerikanischen Interessen, mit deren Ausgleichung jetzt, nachdem tapfere deutsche Soldaten und Offiziere gefallen, die Diplomatie beschäftigt ist.