Deutsche Nationalfeier der Völkerschlacht bei Leipzig

Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Hofmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Deutsche Nationalfeier der Völkerschlacht bei Leipzig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 624
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[624] Deutsche Nationalfeier der Völkerschlacht bei Leipzig. Während in manchen Schichten der Leipziger Einwohnerschaft noch heute der Eindruck des großen Turnfestes so nachhaltig wirkte, daß sie einer Feier der fünfzigjährigen Wiederkehr der Schlachtentage nicht ohne Bedenklichkeit entgegenblickten, und während das Leipziger Festcomité noch über die Art der Feier berieth, deren Theilnehmerschaft sich kaum weit über die Dörfer des Schlachtengebietes ausgedehnt haben würde, erhebt plötzlich der Entschluß der ersten Stadt Deutschlands das Fest zu einem nationalen, das seine Gäste aus allen Städten des gesammten Vaterlandes abermals nach Leipzig berufen soll.

Vier Männer, die Jeder, der in unseren Tagen weiß, was er soll, wenn er sich einen Deutschen nennt, mit stolzem Herzen begrüßt, die Berliner Stadträthe Dunker und Löwe und die Stadtverordneten Delbrück und Professor Dr. Virchow, brachten am 12. Septbr. vom Magistrate von Berlin an den Stadtrath von Leipzig die Aufforderung: „mit ihm gemeinsam die erforderlichen Schritte einzuleiten, daß die fünfzigjährige Wiederkehr des ruhmvollsten Tages der deutschen Geschichte auf den Schlachtfeldern Leipzigs durch ein allgemeines nationales Fest in einer seiner würdigen Weise gefeiert werde.“ In vollem Einverständniß erließen demgemäß der Rath der Stadt Leipzig und der Magistrat der königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin unterm 14. September zunächst an 107 deutsche Landes- und Bezirkshauptstädte die Einladung: „sich mit ihnen zu verbinden, um am 18. und 19. October dieses Jahres auf dem Leipziger Schlachtfeld ein Volksfest im höchsten Sinne des Wortes zu veranstalten.“

Ehe unsere Leser dieses Blatt in die Hand bekommen, ist bereits (in der Sitzung am 23. Septbr. auf dem Rathhause zu Leipzig) aus den Abgesandten der deutschen Städte der permanente Festausschuß ernannt, welchem nun in Gemeinschaft mit dem in Leipzig bestehenden Local-Festcomité die Ausführung des Ganzen obliegt.

So steigt nun abermals die Sonne eines nationalen Festes vor uns auf, dem jedes deutsche Herz mit höherer Regung entgegenschlägt. Diese höhere Regung ist hervorgerufen durch die immer mächtiger hervortretende Sehnsucht der Deutschen nach einem Vaterlande! Die Dynastiensouverainetätssucht hat manchem Begriffe Gewalt angethan, keinem aber mehr, als dem des heiligen Wortes „Vaterland“. An der Denksäule der 30,000 Bayern, die in Rußland für napoleonisches Weltbeherrschergelüste zu Grunde gegangen sind, steht geschrieben: „Auch sie starben für’s Vaterland.“ Für welches? fragt erstaunt der Deutsche. „Für das bayerische!“ – Das neue Fest zu Leipzig wird es mehr als alle bisherigen deutsch-nationalen Feste lehren, daß jeder rechte Mann mit wärmstem Herzen an seiner preußischen, an seiner bayerischen, sächsischen, wie an seiner lippischen und reußischen Heimath hängen kann, aber daß über Alles ihm gehet die Liebe zu dem Vaterlande, das Deutschland ist! – Vergeblich haben sie fünfzig Jahre lang daran gearbeitet, uns jede einzelne Heimath zu einem besondern Vaterland zu machen; es konnte nicht gelingen, weil keine Macht, keine List, keine Zeit die Sehnsucht aller Deutschen vertilgen kann, die Sehnsucht aus der Heimath nach dem Vaterlande!

Fr. Hfm.