Des Kaufmanns Redlichkeit und Klugheit

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Titel: Des Kaufmanns Redlichkeit und Klugheit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 144
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[144] Des Kaufmanns Redlichkeit und Klugheit. Zwei glänzende Beispiele, das eine von der unerschütterlichen Verpflichtung, vor Allem die Wahrhaftigkeit, den Glauben, das Vertrauen im Verkehr heilig zu halten, das andere von einer höchst schlauen Weise, ein Geschäft in Blüthe zu bringen, erzählt Heinrich Lomer in seinem Buche „der Rauchwaaren-Handel“, und zwar in dem vortrefflichen Abschnitt über den „Kaufmann und Rauchwaarenhändler“ – wie er sein soll.

Er sagt dort u. A. von der Rechtlichkeit; Der Kaufmann muß darin strenger sein als die meisten anderen Stände, als jedes Gesetzbuch. Wenn ein Banquier bei Vorzeigung eines fremden Wechsels gefragt wird, ob solcher Wechsel gut sei, so wird er durch seine Antwort „Ja" sich rechtlich für verpflichtet halten, den Wechsel zu bezahlen, selbst wenn er die ganze Summe verliert; er müßte denn dem „Ja“ die Bemerkung: „ohne meine Verbindlichkeit“ hinzugesetzt haben. – Wir erinnern unter vielen anderen an den Fall, als an der Börse in Lübeck ein Kaufmann gefragt wurde, ob ein gewisses Hamburger Haus für zehntausend Mark gut sei. Als er die Frage bejaht hatte und zwei Tage später erfuhr, daß jenes Hamburger Haus fallirt habe, bezahlte er auf sein „Ja" hin ohne Weiteres die zehntausend Mark. Er war damals nicht reich, aber er hat bis heute seine Ehre bewahrt.

Der rechtliche Kaufmann, sagt H. Lomer weiter, soll sein Licht leuchten lassen. Kenntnisse und Geschicklichkeit allein nützen nicht; der Handel will auch betrieben und empfohlen sein. Ein Schuhwichsfabrikant in London, der überzeugt war, die beste Schuhwichse anfertigen zu können, legte fast sein ganzes Capital zur Verfertigung dieses Artikels an. Darauf kündigte er seine Waare in Zeitungen und Briefen an; aber Niemand kümmerte sich um seine Wichse, er hatte keine Käufer. Als er sah, daß er bald kein Geld zum Lebensunterhalte mehr haben würde, fiel ihm noch ein Mittel zur Bewirkung des Verkaufs ein. Er zog seine besten Kleider an, ging zu allen großen Londoner Handlungshäusern und fragte nach einer großen Partie Schuhwichse; er verlangte aber Waare von Day und Martin (so hieß seine Firma), von welcher man ihm noch keine liefern konnte. Nun erst ward Nachfrage für seine Wichse laut; man suchte sie, kaufte sie, pries sie an, die Waare entsprach der Empfehlung, er konnte bald kaum genug Wichse liefern. Der Mann ist durch diesen einfachen Artikel reich geworden; ein großes Haus in Holborn, das ihm gehört, trägt die Firma „Day und Martin“. Oft sieht man drei bis vier eiserne Lastwagen hintereinander durch Londons Straßen ziehen, jeden mit vier glänzend schwarzen starken Pferden bespannt, neben jedem Wagen einen Fuhrmann und einen Knecht mit weißen Schützen; diese Lastwagen und Leute gehören Day und Martin; sie holen von den Speichern die Ingredienzen der Schuhwichse, oder sie bringen große Fässer voll Wichse zu den Schiffen, die nach überseeischen Häfen gehen. Auch eigene Schiffe besitzt der Mann, die von Indien Specercien bringen und dorthin Schuhwichse führen.