Des Kämpfers Ruh’
Mit Abbildung.
So warst du! Ja, das ist dein liebes Bild,
Streitbarer Pfarrherr mit dem Frohgemüthe!
Welch Leben unter deinem Schirm und Schild
In Haus und Garten und Gemeinde blühte,
Das reinste, nun schon längst vergangne Glück
Ruft heiter mir dein liebes Bild zurück.
Bescheidner hat wohl selten Einer sich
Erbaut die Gartenlaube – auf zwei Stecken;
Und doch, wie freut’s vom ersten Lenze dich,
Wenn zum Beschatten sich die Blätter strecken
Und aus dem Boden ungeziert und frei
Die bunten Blumen lockt der lust’ge Mai.
Denn also hältst du’s auch in deinem Haus.
Nicht ängstlich hütest du die jungen Triebe:
„Die Bäume und die Herzen schlagen aus
Von selbst im freien, warmen Strahl der Liebe
Ein frei Entfalten, keinen Seelenputz,
Doch gegen Ungeziefer trotz’gen Schutz!“
Das war dein Satz; er war es alle Zeit,
In Haus und Kirche. Seht ihr auf dem Thurme
Hoch auf dem Kreuz den Hahn der Wachsamkeit?
Ihn pflanzte auf der Muth im Glaubenssturme:
Da ruft er, bricht das Ungeziefer ein,
Noch heute: Mensch, du sollst ein Kämpfer sein!
Du warst ein Kämpfer, doch nicht Glaubensgroll
Ließ deinen Brustton von der Kanzel tönen.
Dein liebster Kampf war, überzeugungsvoll
Den Glauben mit dem Wissen zu versöhnen;
Du freutest dich, wenn immerdar Verstand
Und Herz der Eintracht Siegeskranz umwand.
Wie also du gefolgt der Gottheit Spur,
Nachsinnend ihren ewigen Gesetzen,
Die mahnend steh’n im Buche der Natur,
Sogst du aus ihr Erhebung und Ergötzen;
Voll Dankes athmetest du Gotteshauch
Aus jedem frischen Blatt am kleinsten Strauch.
So wölbtest deines Gärtleins Laube du
Zu einem Tempel an des Friedhofs Frieden,
Der Meise lauschend in stillsel’ger Ruh’
Und doch vom Geisterweltgang ungeschieden.
Ein Frühling aus der Jugend, hell und mild.
So grüßt im Herzen mich dein liebes Bild.