Des Herolds Rast (Gemälde der Dresdener Gallerie)
Der Rang dieses Künstlers gehört, ungeachtet seiner eminenten Leistungen, zu den weniger genannten in der Geschichte der niederländischen Malerei. Wir wüßten kaum einige der Niederländer, deren Werken wir lieber begegneten, als denjenigen des jüngeren Verkolje. Es sind zwei Künstler dieses Namens: Vater und Sohn. Der Vater, Johannes, hat als Autodidakt – er war der Sohn eines Schmiedes – große Erfolge in der Landschaftsmalerei und im Portrait errungen. Sein Sohn Nicolaus sollte ihn jedoch weit übertreffen. Im Jahre 1673 ward dieser in Delft geboren und wurde bald neben Thomas von Wilt, Johannes von der Spriet, Albert Vanderburg und Heinrich Steen der ausgezeichnetste Schüler seines Vaters. Johannes führte seinen Sohn zuerst auf seiner eigenen Bahn, und Nicolaus kam als Landschafter seinem Vater fast gleich, erreichte ihn aber selten. Im Portrait dagegen übertraf er ihn bald und gewann den Uebergang zu Genre- und historischen Bildern, die Johannes nicht malte.
Diese letzteren Bilder zeichnen sich durch eine feine, charakteristische Auffassung aus und haben den Vorzug vor so sehr vielen Bildern anderer niederländischer Genremaler, daß sie fast immer ein ganzes Moment, nicht selten von poetischem Inhalte, umfassen und darlegen. Von den historischen Bildern Verkolje’s haben eine Bathseba im Bade, ein Petrus, der Christum verleugnet, und ein Moses, den die Thermutis im Nil auffindet, den meisten Ruf erhalten. Die Zeichnung ist correct und immer sehr anmuthig, ohne weichlich zu werden; die Beleuchtung im höchsten Grade künstlerisch und die Färbung frisch und harmonisch. Von seinen Genrebildern dürfte dieser Herold, welcher Rast hält und eine junge Dame einladet, ihm beim Mahle Gesellschaft zu leisten, das ansprechendste sein. Jedenfalls ist keines derselben vollendeter und werthvoller.
Nikolaus Verkolje hinterließ auch eine Sammlung von eigenhändig gefertigten Tuschzeichnungen, welche jetzt ungemein selten geworden sind. Ebenfalls behaupten seine Bilder, deren Anzahl verhältnißmäßig gering ist, einen bedeutenden Geldwerth. Der Maler selbst lebte in angenehmen Verhältnissen in Delft, wo er 1746 starb, ohne einen bedeutenden Schüler gebildet zu haben.