Der kaspische Panther im Berliner Zoologischen Garten

Textdaten
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Autor: Matschie
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Titel: Der kaspische Panther im Berliner Zoologischen Garten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 288, 290
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[288] Der kaspische Panther im Berliner Zoologischen Garten. (Zu dem Bilde S. 290.) Die Leser der „Gartenlaube“ erinnern sich vielleicht noch eines Bildes im Jahrgang 1897 (S. 449), auf welchem vier Abarten des Tigers dargestellt waren, die im Berliner Zoologischen Garten leben. Der Vergleich derselben hat ergeben, daß genau so wie der Mensch in den verschiedenen Erdteilen besondere durch ganz bestimmte Merkmale ausgezeichnete Rassen bildet, auch der Tiger in den einzelnen Ländern seines Verbreitungsbezirkes gewisse typische Abänderungen zeigt. Soweit ein großer Strom mit seinen Nebenflüssen ein Land beherrscht, gehören alle Tiger zu einer und derselben Art; sowie man aber die Wasserscheide zwischen zwei großen Flußgebieten überschreitet, findet man, daß eine andere Abart des Tigers auftritt. Aehnliche Verhältnisse zeigen sich bei vielen anderen Tierarten. Auch die großen gefleckten Katzen sind diesem Gesetze unterworfen. Der Panther, welcher auf den Sunda-Inseln lebt, unterscheidet sich durch den langen, dünnen Schwanz und die dichtstehenden, tiefdunklen Flecken auf den ersten Blick von dem schlanken, etwas hochbeinigen und heller gefärbten Leoparden des westlichen Vorderindiens. Der schwere, kurzbeinige, matt gezeichnete Panther des südöstlichen Vorderindiens ist ganz anders gefärbt und gestaltet als der helle, kleine Somali-Leopard, und diesen kann man wieder ziemlich leicht unterscheiden von dem satter gelb gefärbten Deutsch-Ostafrikaner, dem dunkleren Leoparden des Seengebietes und dem enggefleckten Westafrikaner. So hat jedes Tiergebiet in Afrika und in Asien bis hinauf zur Südgrenze von Sibirien eine besondere [290] Abart einer großen gefleckten Katze aufzuweisen; in Amerika tritt an ihre Stelle der Jaguar. Besonderes Interesse haben für uns die mittelasiatischen Panther, weil sie dem kälteren Klima entsprechend ein besonders dichtes und schönes Pelzwerk tragen. Durch Herrn Karl Hagenbeck hat der Berliner Zoologische Garten kürzlich einen sehr interessanten Panther erhalten, der aus den nördlichsten an Transkaspien stoßenden Gebieten von Persien stammt. Er ist ein prächtiges Tier, unbändig wild und von hervorragender Schönheit. Viele Tage lang verbarg er sich in dem Stroh, welches man in seinen Käsig gelegt hatte, und nur ein dumpfes Knurren verriet dem neugierigen Besucher seine Anwesenheit. Wurde ihm die Aufmerksamkeit der Störenfriede allzu lästig, so fuhr er mit gewaltigem Sprunge, die Zähne fletschend, gegen das Gitter, das er aber sofort wieder verließ, sich in sein Versteck zurückziehend. Damit meine Frau ihn im Bilde festhalten konnte, wurde ihm das schützende Stroh entzogen, und nunmehr sprang er auf den im Zwinger stehenden Baum, auf welchem er regungslos verharrte.

Der kaspische Panther im Berliner Zoologischen Garten.
Nach dem Leben gezeichnet von Anna Matschie-Held.

Nur das Spiel seiner Schwanzspitze und die hin und her rollenden Augen zeigten seine gespannte Aufmerksamkeit. Er ist isabellgrau gefärbt mit einem Stich ins Rötliche, hat die Gestalt eines stämmigen Panthers, unterscheidet sich aber von seinen Gattungsverwandten durch das dicke Haarkleid, den langen Hinterkopf und den ungeheuer starken Nacken ebenso wie durch den auffallend langen kräftigen Schwanz, der besonders dicht behaart ist. – Wie weit dieser Panther im südwestlichen Asien verbreitet ist, darüber haben wir keine Mitteilungen. Als neulich mein Freund Büchner, der Verwalter der Säugetiersammlung im Petersburger Museum, mit Dr. Heck, dem Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, und mir diesen Panther besichtigte, begrüßte er in ihm einen alten Bekannten. So wie er sehen alle Panther im östlichen Kaukasus aus, und damit ist der Beweis gebracht dafür, daß unser kaspischer Panther auch auf europäischem Boden gefunden wird. Wahrscheinlich kommt er an geeigneten Stellen überall in den zum Aralsee und Balkaschsee abwässernden Gebieten vor. Ich habe über seine Lebensweise nur wenig bisher in Erfahruug bringen können; er wird wohl ebenso wie alle anderen Leoparden als kühner furchtloser Räuber jede Beute, die er bezwingen kann, zu erjagen suchen und namentlich unter den Viehherden der Kirgisen zuweilen gehörig aufräumen. Wenn ich die Worte „Leopard“ und „Panther“ für diese großen Fleckenkatzen gemischt gebrauchte, so weiß ich sehr wohl, daß ich eigentlich zwei verschiedene Begriffe nicht immer in der richtigen Bedeutung anwendete: aber zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, daß thatsächlich heute der Unterschied zwischen dem Begriffe Panther und Leopard sehr verwischt ist, und daß eigentlich kein Mensch weiß, was die alten Römer als Panther und was als Leopard bezeichnet haben. Im allgemeinen stellt wohl der Panther eine schwere gedrungene Form, der Leopard eine schlanke, hochbeinigere Form dieser Katzen dar. Brehm nennt die afrikanischen Abarten „Leoparden“, die asiatischen „Panther“. Es giebt aber ebensowohl in Afrika als auch in Asien schlanke und wiederum plumpe Abarten dieser Gattung. Matschie.