Der himmlische Garten
Der himmlische Garten.
Maximina, die an ihres Vaters
Herzen hing, (denn nach der Mutter Tode
Hatt’ er sie, sein einzig Kind, erzogen
Und der Mutter Bild in ihr geliebet;)
Tod’ an seinem Herzen, und verlassen.
Wie ein Lamm in öder wilder Wüste
Sehnte sie sich oft zu ihm hinüber:
„Ach, daß ich ihn Einmal schauen könnte
Und ein süßer Schlaf umfing sie freundlich,
Und sie sah im holden Traumgesichte
Einen Garten voll der schönsten Blumen,
Die auf Erden sie noch nie gesehen.
Deren Zweige klingend sich bewegten.
Freundlich kam der Vater ihr entgegen:
„Sieh, o Kind, wie angenehm ich wohne!“
Nahm sie bei der Hand und zeigt’ ihr tausend
„Laß mich, sprach sie träumend,
Diese junge Rosenknospe brechen –“
„Brich sie, wenn du kannst!“ – Die Knospe wich ihr.
„Sieh, o Tochter, eben das war Deine
Darfst du sie nicht brechen; unter Dornen
Blühet sie, doch voll und schön und einsam.“
„O so zeige mir dann, guter Vater,
Dein’ und meiner Mutter Lebensblume!“
Eine längst, die andre kaum verblühet.“
Wundernd sah sie jetzt die vielen Blumen,
Rosen, Lilien und Hyacinthen,
Knospend, blühend und verwelkend.
Sprach die himmlische Gestalt, und wurde
Leuchtender. Du siehest hier den weiten
Lebensgarten auserwählter Menschen.
Engel wachen über Bäum’ und Früchte:
Ich und deine Mutter.“ –
„Ach, wo ist sie?“
Glänzend ging die schönste der Gestalten
Ihr vorüber, und das Kind erwachte.
Aber immer blieb ihr tief im Herzen
Dieser Traum; auch sehnlich-wünschend wollte
Sie die Lebensknospe eh nicht brechen,
Eh es ihres unsichtbaren Wächters