Der gute Rath
[118] Der gute Rath.
Ein junger Mensch, der sich vermählen wollte,
Und dem man manchen Vorschlag that,
Bat einen Greis um einen guten Rath,
Was für ein Weib er nehmen sollte?
So gut man wählt, kann man sich doch betrügen.
Sucht ihr ein Weib bloß zum Vergnügen:
So wählet euch ein schön Gesicht;
Doch liegt euch mehr an Renten und am Staate,
So dien ich euch mit einem andern Rathe,
Bemüht euch um ein reiches Weib;
Doch strebt ihr durch die Frau nach einem hohen Range;
Nun so vergeßt, daß beßre Mädchen sind,
Und untersucht die Wahl nicht lange;
Doch wollt ihr mehr für eure Seele wählen,
Als für die Sinnen und den Leib:
So wagts, um euch nach Wunsche zu vermählen,
Hier schwieg der Alte lachend still.
Ach! sprach der junge Mensch, das will ich ja nicht wissen;
Ich frage, welches Weib ich werde wählen müssen,
Wenn ich zufrieden leben will?
O! fiel der Greis ihm ein, da müßt ihr keine nehmen.