Der deutsche und österreichische Alpenverein
[548] Der „deutsche und österreichische Alpenverein“ hält vom 8. bis 11. August seine 21. Generalversammlung zu München mit ganz besonderer Feierlichkeit ab. Sind es doch heuer 25 Jahre, seit in der Jsarstadt die Sektion München und der „deutsche Alpenverein“ ins Leben trat, der sich dann infolge seines Zusammenschlusses mit dem sieben Jahre früher gegründeten „österreichischen Alpenverein“ zu einem mächtigen, die beiden Reiche umschließenden Verband entwickelt und von allen alpinen Vereinigungen weitaus die größte Bedeutung gewonnen hat. Nicht weniger als 214 Sektionen zählt er heute, die von Königsberg bis Triest, von Metz bis Wien sich erstrecken, und die Mitgliederzahl übersteigt die 30000. Wenn die österreichischen und bayerischen Alpenländer heute dem fremden Wanderer in geradezu vorbildlicher Weise zugänglich gemacht sind, so gebührt ein wesentliches Verdienst hieran den Männern vom silbernen Edelweiß. In litterarischen Veröffentlichungen mannigfacher Art weckt und nährt der Verein den Sinn für die Schönheiten des von ihm in Pflege genommenen Gebiets, er bildet den Mittelpunkt für seine wissenschaftliche Erforschung, giebt vortreffliche Kartenwerke heraus und hat eine musterhafte Organisation des Führerwesens geschaffen.
Durch seine Wegbauten öffnet er auch dem weniger geübten Bergsteiger sonst verschlossene Pfade, ganze Straßen sind auf seine Anregung und mit seiner Unterstützung gebaut worden, auf denen ein frischer Verkehrsstrom in seither abgelegene Winkel sich ergießt, und seine Schutzhütten, gegen 150 an der Zahl, bieten in unwirtlicher Einöde willkommene Stätten der Ruhe und Stützpunkte für neue Wanderungen. Und nicht bloß das! Durch eine reich ausgestattete Führer-Unterstützungskasse sorgt er für die Männer, deren Beruf im Dienste des Touristen so oft den Einsatz von Gesundheit und Leben mit sich bringt, und man weiß, wie bei besonderen Unglücksfällen, Bergstürzen, Wasserschäden und dergleichen, durch freiwillige Beiträge aus den Reihen der Mitglieder namhafte Hilfsgelder aufgebracht worden sind. So ist der „deutsche und österreichische Alpenverein“ zu einem Kulturförderer geworden, und mit Genugthuung darf er von der erreichten Höhe aus auf die Summe gerade dieser Leistungen zurückblicken.