Der Wettersee (Fontane, 1905)
Die Sonne sinkt in den Wettersee;
Da steigt – mit dem Neck und der Wasserfee –
Von Gold und Rubin, aus des Seees Gruft,
Ein Schloß an die abendgeröthete Luft.
Und Gold zu Silber und Aquamarin,
Und hervor aus dem Schloß und hinaus zum Tanz
Lockt die Nixen der Mondesglanz.
Teichrosen flechten sie, draußen im Saal,
Als bangte jede, des Mondes Licht
Selbst könne bräunen ihr Angesicht.
Dann schlingen sie Tänze, dann tönt ihr Gesang
Zu Necken’s melodischem Saitenklang,
Und Schloß und Neck und Nixe versinkt
* * *
Nun baut ihren finstern Palast die Nacht,
Da heult es im Walde, da knickt es und kracht, –
Ihren Renner, zottig und grau,
Blindschleichen die Zügel des Renners sind.
Eine Natter ist Peitsche, ein Igel ist Sporn,
So jagt sie herbei durch Dickicht und Dorn.
Der Augen von Wolf und Haidefrau,
Man sieht, bei solchem Blitzen und Sprühn,
Die lechzende Zunge des Wolfes glühn.
Er trinkt aus dem See, dann lenkt er den Schritt,
Bis früh am Morgen, statt Neck und Fee,
Fischer durchfurchen den Wettersee.