Der Wasserfall bei Todtnauberg
Chensch das Lied vom Dengeligeist in Hebels Gedichte?
S’chunnt e Stell drin vor – i bruch mi nit lang druf z’bsinne:
„Vo de heiligen Engle mit schöne, blauen Auge,
Die in tiefer Nacht in stille Dörfere wandle,
Gegenenander lächlen und an de Husthüre sitze
Un die frumme Lüt im Schlof vor Schade biwahre!“
Allimohl freut’s mi, wenn i dra denk un wenn’s mer in Sinn chunnt.
Sez di zue mer in’s Gras, i will der öppis verzehle
Hör mer ordli zue, un schwäz mer nit zwischen ine!
S’duurt nit lang, de chasch no zitli gnue wieder heim cho!
Wo ni no jung gsi bi, i mein fast no nit gar zwänzgi,
Han i e Reisli gmacht dur’s Wiesethal und uf der Feldberg;
In ere milde Summernacht bim helleste Monschin,
Gang i mis Wegs furt mit allerhand guete Gidanke
Un voll Herzesfreud, die himmlische Ussicht bald z’gnieße. –
Wo ni go Todtnau chumm, so lüte d’Glocke grad Betzit,
Müed bin i no nit gsi, und betet hani ungheiße.
Z’Todtnau wend’ i mi links un gang dur’s Thäli zum Fall hi,
Wo der Wiesebach vom hoche Felsen in’s Thal stürzt;
Sez mi uf e Stei im bet e still Vaterunser.
Eb i dra denkt cha he, so bin i halt richtig vertschlofe;
’s Tose vom Wasserfall, der Duft vo de Bluemen und Chrütre
Het in Orgelton und Rauchwerk zletzt sich verwandlet,
D’Gegnig in e Chilche, – im Schlofen isch’s mer so vorcho.
Statt em Pfahrer druf, i ha ne herzlichi Freud cha –
Prediget het er, lueg, de chasch nit glaube, wie prächtig!
Gschraue het er nit, wie sust viel Heren es mache,
Nei, ganz sanft und fründli; i mueß mi Lebtig dra denke; –
I vergiß es nit, es isch mer dur d’Seel dure gange;
Seit druf zue mer: „Weisch, wo de bisch? i will der’s erkläre:
In der Chilche bisch, denn d’Erden isch jo ne Chilche,
Wenn der Früehlig chunnt, und d’Vögel verwachen un d’Blueme;
D’Sunne isch’s ewig Liecht un d’Sterne die himmlische Wächter,
Hörsch, wie sie singen im Chor das: Ehre sey Gott in der Höhe! –
Un das Siebegestirn singt lieblig: Frieden uf Erde!
Un der Morgestern, er lütet so fründli zuer Frühmeß!
Do der Wasserfall, er bruust wie d’Schopfemer Orgle!
Wie ne Halleluja so tönt’s im heitere Thäli,
Siehsch de Felse do, druf stand i wie ne Her Pfahrer
Uf de Chanzle stoht, un leg der während dim Schlummer
Lueg jez obsi, was siehsch? en eifach Chrüz uf em Bergli,
Drüber der Morgestern am reine heitere Himmel! –
Los, was i sag: de wirsch im Leben öfters e Chrüz ha;
Nimm’s vom liebe Gott, es leitet di zue de Sterne –
S’lohnt si nit der Müeh, un wenn der öbbis gar schwer macht,
Beth zum liebe Gott, und lueg zum heitere Himmel,
B’halt di G’wisse rein, un blieb barmherzig un güetig;
S’chunnt e Stündli, de wirsch di freue, daß de mer gfolgt hesch!“ –
„Wenn das Stündli chunnt, so gsiehsch mi wieder, i füehr di
Zue de Sternen empor, un zeig der e himmlische Ussicht, –
Schöner as die uf em Berg un schöner as Alles uf Erde,
In e himmlisch Land un zue dim himmlische Vatter
Bhüet di Gott der Her, un denk dra, wenn de verwacht bisch!“ –
Seit der Engel zur mer und luegt mi a un verschwindet.
Gli druf bin i verwacht und d’Morgesunne het g’schiene,
Un die ganze Natur het gfiert e heilige Sunntig!
Aber denkt han i dra, un ha’s no nie halt vergesse;
S’isch mer au scho wunderli gange, un Chrüz isch uf Chrüz cho,
S’isch mer nützli gsi, Gott het mer Giduld geh und Friede!
Jez isch’s bald verbi, bald chumm i zuem himmlische Vater,
Wenn das Stündli chunnt, vo dem er mit Lächle jo gseit het!
Mach’s jez au ne so un denk dra, was der verzehlt ha,
Wenn de Wasserfall siehsch im stille Thäli bi Todtnau.