Das Gespenst an der Kanderer Straße (Badisches Sagen-Buch)
Siehe auch: Gespenst an der Kanderer Straße (Werkausgabe 1834) |
’s git G’spenster, sell isch us und isch verbei!
Gang nummen in der Nacht vo Chander hei,
Und bring e Ruusch! De trifsch e Plätzli a,
Und dört verirrsch; i setz e Büeßli dra!
E Hüsli gsi, e Frau, e Chind, e Chatz
Hen g’othmet drinn. Der Ma het vorem Zelt
Si Lebe g’lo im Heltelinger Feld.
Und wo sie g’hört: „Di Ma lit unterm Sand!“
Doch holt sie d’Pappe no vom Füür und blost,
Und git’s im Chind und seit: „Du bisch mi Trost!“
Und ’s wär’s au gsi. Doch schlicht emol mi Chind
Zur Thüren us, und d’Muetter sitzt und spinnt,
Und sieht no just, wie’s uffem Fueßweg stoht.
Und drüber lauft e Ma, voll Wi und Brenz,
Vo Chander her an’s Chind und überrennt’s,
Und bis sie’m helfe will, sen isch’s scho hi,
Jez rüstet sie ’ne Grab im tiefe Wald,
Und deckt ihr Chind und seit: „I folg der bald!“
Sie setzt si nieder, hüetet’s Grab und wacht,
Und endli stirbt sie in der nünte Nacht.
Doch sitzt der Geist no dört und hüetet’s Chind;
Und hütigs Tags, de Trunkene zum Tort,
Goht d’Chand’res Stroß verbei an selbem Ort.
Und schwankt vo Chander her e trunkne Ma,
Und füehrten abwärts, seig er wer er sey,
Er loßt en um kei Pris am Grab verbei.
Er chunnt vom Weg, er trümmlet hüft und hott,
Er bsinnt si: „Bini echterst, woni sott?“
Se meint er, ’s chrei e Guhl an sellem Platz.
Er goht druf dar und über Steg und Bruck,
Se maut sie eben all’wil witer z’ruck;
Und wenn er meint, er seig jez bald dehei,
Doch, wandle selli Stroß her nüchteri Lüt,
Se seit der Geist: „Ihr thüent mi’m Büebli nüt!“
Er rührt si nit, er loßt sie ordeli
Passieren ihres Wegs. – Verstöhntder mi?