Der Ursprung des Namens Reuß

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der Ursprung des Namens Reuß
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 222-223
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[222]
248) Der Ursprung des Namens Reuß.
Peccenstein a. a. O. S. 262. sq.

In einer alten Handschrift des Klosters Bose vor Zeitz steht folgende Geschichte, welche besagt, warum die Fürsten Reuß den Namen Reuß von Plauen, Gera und Weida führen.

Als im Jahre 1228 Kaiser Friedrich II. mit König Andreas von Ungarn, König Primislaus von Böhmen, Erzherzog Leopold von Oestreich und andern Fürsten und Herrn eine große Heerfahrt wider die Saracenen unternommen, ist auch Landgraf Ludwig IV. von Thüringen, der h. Elisabeth Gemahl, mitgezogen und hat einen Herrn von Gera oder Plauen, dessen Name aber sonst nicht weiter angegeben wird, bei sich gehabt. Zwar ist der Landgraf zu Brundusium Todes verblichen, allein nichts destoweniger sind seine Ritter unter ihrem Obersten mit weiter gezogen, aber nachmals in einem harten Scharmützel vor Ptolemais der Herr von Gera und der Graf von Gleichen von den Saracenen gefangen und in ferne Oerter verschickt worden, bis nach 12 Jahren ersterer durch einen reussischen (russischen) Kaufmann losgekauft und als leibeigener Sclave nach Rußland geführt, der Graf von Gleichen aber durch eines saracenischen Herrn Tochter auf gleiche Weise befreit worden, also daß Beide wiederum wunderbarer Weise heim zu den Ihrigen gekommen sind. Nachdem nun der Herr von Gera lange als Sclave in Rußland gehalten worden und viel Ungemach hat ausstehen müssen, ist von dem Großfürsten ein eiliges Aufgebot wegen des Tartaren-Einfalls (1232) ergangen, und hat jener auch mit ins Feld ziehen müssen, es sind jedoch die Russen überwältigt worden und haben ihn die Tartaren, da er ihre Aufmerksamkeit durch [223] seinen ritterlichen Widerstand erregt, nicht getödtet, sondern zu einem ihrer obersten Fürsten, Hoccata genannt, gebracht. Der hat ihn gut gehalten und hat er mit ihm gen Schlesien ziehen müssen. Als die Tartaren aber, nachdem sie den frommen Herzog Heinrich erschlagen und die Stadt Liegnitz in Brand gesteckt, wieder umkehrten, hat er, weil er beim Nachzug gewesen, seinen Vortheil abgesehen und sich davon gemacht, ist auch bald mit Gottes Hilfe zu bekannten Freunden gekommen und hat sich in seinem russischen Habit an den Hof Kaisers Friedrich II. begeben. Hier ist er eine Zeitlang geblieben und hat sich besonders durch seine Geschicklichkeit in allen ritterlichen Spielen, im Ringen und Springen, so damals in Deutschland noch nicht so allgemein gewesen, ausgezeichnet. Darum hat der Kaiser großen Gefallen an ihm gefunden und ihn sehr geehrt, ihn auch oft, weil er fremde Sprachen fertig und gut hat sprechen können, an seine Tafel gezogen und sich von ihm von seinen Reisen und Schicksalen erzählen lassen. Weil er aber vor allen Hofleuten sich durch seine Länge ausgezeichnet, hat er die Gewohnheit gehabt, ihn, wenn er ihn rufen ließ, immer den langen Reussen zu nennen, und dieser Zuname ist ihm so gemein geworden, daß er sich selbst in Briefen und Titeln „Heinrich von Gera der Reusse genannt“ geschrieben und diesen Namen für alle Zeiten angenommen hat.