Der Treulose
DER TREULOSE
Wir ritten jubelnd durch die Nacht,
Fern lag das Schloß – vor uns das Meer
So weiß wie Diamanten.
„Mein Liebster, ach, es ist vollbracht,
In Liebesbanden.“
Am Wege steht ein armes Kind
Mit Augen, schwer vom Schmerz,
Und Blut an seinen Füßen –
Was wirst du blaß, geliebtes Herz?
Das Mädchen wollt’ dich grüßen!“
„Laß, Liebste, es war nur der Wind,
Der spielt zum Scherz
„Nein, Liebster, meine Augen sind
So klar und hell wie Erz.
Das Kind steht auf der Heide.“
„Nein, Liebste, nein, es ist der Mond
Er tut dir nichts zuleide.“
„Weißt du, wo dieses Kind wohl wohnt
Mein Weggesell’
Das Kind im weißen Kleide?“
Und so vergißt du schnell
Was heute eint uns beide?“
„Ja, unser ward das Sakrament
Vom Priester dargebracht –
„Ist’s nicht genug, daß eine brennt
Die Reue in der Nacht –
Entscheide –“
Da habe ich ihn angeschaut
An seiner Seite.
Die Nacht ist hin, der Morgen taut,
Im Herzen fühl’ ich Grabeslast
Hin ging die Freude.
Mein Glück floh ohne Rast
Ins Weite – fort ins Weite.