Der Schatz in den Teichwiesen

Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der Schatz in den Teichwiesen
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 58–59
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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20. Der Schatz in den Teichwiesen.

Wie eine Sage berichtet, soll in der Nähe der Teichwiesen, da, wo die Landstraße, welche von Arnsdorf über Wallroda nach Radeberg führt, die Bahnlinie Arnsdorf–Kamenz kreuzt, in den frühesten Zeiten ein Kloster gestanden haben. Es sind freilich geschichtliche Nachweise nirgends zu finden. Doch weiß die Sage ferner von einem großen Schatze zu erzählen, der hier in der Erde vergraben liegen soll. Das wäre der alte Klosterschatz. Derselbe bestehe aus einer großen Braupfanne, gefüllt mit allerlei Gold- und Silberstücken. Ein graues Männchen, das dahin verbannt sei, hüte denselben und werde dem, der es erlöse, den ungeheueren Schatz aus Dankbarkeit zur Belohnung geben. Aber hierzu ist nur aller 100 Jahre ein einziges Mal Gelegenheit gegeben, und wer zur selbigen Stunde dort vorüberkommt, kann den Klosterschatz heben. Das graue Männchen wird ihn dann führen. Wenn der Glückliche es fertig bringt, nicht zu sprechen, was auch vorgehen mag, dann schlägt für das graue Männlein die Erlösungsstunde. Und wer dasselbe erlöst hat, der wird reichlich belohnt. Die Gelegenheit hierzu ist noch jetzt geboten, denn das graue Männchen soll auch heute noch auf seinen Retter sehnsuchtsvoll warten. –

Einem früheren Besitzer des Arnsdorfer Erbgerichtes ist in der Nähe der Teichwiesen folgendes begegnet:

Der Landrichter, so nannte man in früheren Zeiten den Erbgerichtsbesitzer, war wegen Amtsgeschäften nach Radeberg geritten. Im hellen Mondscheine trat er den Rückweg an. Als er in die Nähe der Teichwiesen kommt, scheut das Pferd und will nicht mehr vorwärts. Alles Zureden hilft nichts. Darüber verwundert sich der Landrichter sehr und sucht die Ursache zu ergründen. Da bemerkt er, wie neben dem Pferde ein tischhohes Männchen, gehüllt in ein graues Mönchsgewand, steht. Das wundersame Mönchlein schmiegt sich förmlich an das Pferd und streckt bittend seine Hände zu dem Landrichter empor und spricht: „Erlöse mich! Du kannst es, wenn du willst. Folge mir mutig, nur sprich kein Wort, was dir auch widerfahren mag. Mich wirst du dadurch erlösen. Meines Dankes bist du gewiß. Ich werde dich unermeßlich reich machen!“ – Der Landrichter, ein sonst beherzter Mann, verspürte aber freilich keine Lust, dem dringenden Wunsche des grauen Mönchleins nachzukommen. Er gab vielmehr dem Pferde die Sporen mit aller Macht, so daß sich dieses hoch aufbäumte und im rasenden Galopp auf der Landstraße dahinstürmte. Dem Landrichter entging es nicht, wie es mitten auf der Straße funkelte und glitzerte. Dieselbe war mit Gold- und Silberstücken [59] förmlich überstreut. Nach kurzer Zeit erreichte der Landrichter das Dorf und begab sich zur Ruhe. Freilich konnte er lange nicht den Schlaf finden, denn er sah noch im Geiste das bittende Männchen vor sich. Als der Landrichter am Morgen erwachte, dachte er sofort wieder an sein Erlebnis am Abende vorher. Die Neugierde trieb ihn mit Tagesgrauen hinaus zu den Teichwiesen. Er wollte sehen, ob das Geld noch auf der Landstraße liege. Dasselbe war allerdings verschwunden, aber da, wo das Pferd mit den Hufen das Geld berührt hatte, lag es noch auf der Straße. Der überraschte Landrichter hob es auf. Es waren echte Gold- und Silberstücke. Als er heimkam und in den Pferdestall trat, sah er auch hier noch einige Goldstücke liegen, die er ebenfalls zu sich nahm. Diese aufgehobenen Gold- und Silbermünzen sind lange im Besitze der Arnsdorfer Landrichter gewesen. Sie haben ihnen viel Glück und Segen gebracht, dazu unermeßlichen Reichtum. Die Landrichter Arnsdorfs waren die reichsten Leute in weitester Umgegend.