Der Ritt der Zietenhusaren zur Donau

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Titel: Der Ritt der Zietenhusaren zur Donau
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 687–688
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[677]

Die Zietenhusaren auf ihrem Ritt zur Donau.
Nach einer Skizze von Hauptmann Lucius gezeichnet von H. Albrecht.

[687] Der Ritt der Zietenhusaren zur Donau. (Mit Illustration S. 677.) In den Junitagen dieses Jahres durchzog eine glänzende Reitertruppe die deutschen Lande. Es waren 23 Officiere des brandenburgischen Husarenregimentes Nr. 3, welches dem deutschen Volke unter dem stolzen Namen Zietenhusaren wohl bekannt und lieb ist. Auf ihrem eiligen Ritt vom Norden nach dem Süden Deutschlands wurden sie überall freudig begrüßt; die Officierkorps verschiedener Regimenter ritten ihren ankommenden Kameraden an vielen Orten entgegen, und an der Grenze des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt empfing sie der Fürst selbst in zuvorkommender Weise. Aber wie freundlich auch die Quartiere winken mochten, die Zietenhusaren hielten überall nur kurze Rast; denn es war keine Vergnügungsreise, auf der sie sich befanden; unter Führung des Oberstlieutenant von Podbielski, ihres Regimentskommandeurs, hatten sie eine wichtige Aufgabe zu lösen. Der kleine Trupp Reiter stellte eine größere Kavallerieabtheilung vor, welche eine quer durch Deutschland marschirendc Armee in der linken Flanke zu schützen hatte, und mit dieser strategischen Uebung war zugleich ein Distanceritt verbunden, welcher unseres Wissens zu den größten und gelungensten zählt, die bis jetzt bekannt geworden sind.

Die Distanceritte, die den Gebrauchszweck unserer Kavalleriepferde auf diesem Gebiete prüfen sollen, mithin sich auch auf die Schlagfertigkeit unserer Reiterei beziehen, stehen streng genommen den Rennen, bei denen es sich nur um kurze Leistungen, ohne besonders schweres Gewicht handelt, fast diametral gegenüber. Das Rennpferd wird für seine Arbeit trainirt, gepflegt und gehegt; unser Kavalleriepferd, wenn auch in Athem geritten, muß ex abrupto Leistungen aufweisen, auf welche es in dieser Weise nie vorbereitet werden kann, und wenn es dann seine Aufgabe gewissenhaft erfüllt hat, fehlt es ihm nicht selten im Kriege an Wartung und Pflege, ja an einem schützenden Obdach, aber es zeigt sich, trotz seines geringeren Blutes, dennoch wetterhart und kampffähig.

[688] Das war auch bei dem letzten Distanceritt der Fall. Jedem Officier stand nur ein Pferd zur Verfügung, dessen Wartung er außerdem den Tag über selbst übernehmen mußte. Von dem Garnisonsorte Rathenow begaben sich die Reiter zunächst nach Bitterfeld, welches den Anfangspunkt der Uebung bildete; sie sollten über Merseburg, Naumburg, Rudolstadt, Koburg, Bamberg, Nürnberg und Weißenburg die Donau erreichen und von hier bis nach Würzburg vordringen. Viele von den Officieren mußten außerdem laut der besonderen ihnen von dem Kommandeur gestellten Aufgaben noch größere Strecken zurücklegen. Aber die Probe fiel trotz der meist herrschenden Hitze und trotz des oft schwierigen gebirgigen Terrains glänzend aus.

In den ersten sieben Tagen bis zur Donau wurden durchschnittlich 80 und 87,5 Kilometer geritten. Von den Reitern hatte ein Theil, der Aufgabe entsprechend, in 13 Tagen 880, ein anderer etwa 835 Kilometer zurückgelegt; der stärkste Ritt war 122 Kilometer an einem Tage, und was die Hauptsache ist, Reiter und Pferde befanden sich nach den forcirten Märschen wohl.

Die Skizze zu unserem Bilde, welches die einzelnen Theilnehmer in photographischer Treue wiedergiebt, hat der königlich sächsische Hauptmann d. L. und Bezirksofficier Lucius entworfen und das hineinzulegen verstanden, was in Wirklichkeit darin liegt – frischen, schneidigen Reitergeist. Die Officiere sind, wie das Bild selbst zeigt, gerade vereinigt, und ein jeder ist sich der schweren Aufgabe bewußt, die er jetzt von Neuem von seinem Kommandeur erhält.

Die herzliche Aufnahme, welche die Zietenhusaren in Süddeutschland nicht allein von kameradschaftlicher Seite gefunden, das lebhafte Interesse und die warme Sympathie, welche die Landbevölkerung bekundete, wurden aufrichtig dankbar empfunden.